Alessandro Schöpf singt nur zum Einstand große Töne

Am 7. Februar wird Alessandro Schöpf 22 Jahre alt. Das beste Geschenk hat er bereits erhalten. Seit 7. Jänner ist er Spieler von Topklub Schalke 04, Stammgast auf internationalem Parkett.
Fünf Millionen Euro überwies der Klub aus Gelsenkirchen an den 1. FC Nürnberg. Der Zweitligist konnte sich damit nahezu sanieren, dafür muss er im Kampf um den Aufstieg ohne den Österreicher auskommen, der als Mittelfeldspieler im Herbst sechs Tore erzielte und vier vorbereitete.
2014 blieb ihm der Sprung in die Bundesliga noch verwehrt, als sein geplanter Transfer von den Bayern Amateuren nach Mönchengladbach nicht zustande kam. "Aus heutiger Sicht war es vielleicht der bessere Schritt, aus der vierten Liga zunächst in die zweite zu Nürnberg zu gehen", sagt er nüchtern. "Ich habe sehr viel gespielt, das war wichtig für meine Entwicklung."
Schöpf sagt das nicht, weil es vernünftig klingt. Er meint es so. Große Töne, verrückte Frisuren und exzentrisches Auftreten sind seine Sache nicht. Zielstrebig ist er die Karriereleiter emporgeklettert. Step by step. Aus Längenfeld im Ötztal, über die Tiroler Akademie in Innsbruck, in den Bayern-Nachwuchs, nach Nürnberg und zum Topklub Schalke, wo er bis 2019 gebunden wurde.
Starke Konkurrenz
Bei der Heim-EM 2008 wäre einer wie Schöpf gesetzt gewesen im österreichischen Team. Acht Jahre später hat er mit dem Teamchef nicht einmal noch telefoniert. "Noch nicht. Aber das wird schon kommen. Hoff’ ich zumindest."
Zunächst gilt es, bei Schalke einen Platz zu finden in einer Mannschaft, die mit Max Meyer, Leroy Sané oder Sidney Sam über Spieler in der Offensive verfügt, die schon unter Joachim Löw spielen durften. Wie gut, dass Schöpf nicht nur schnell, technisch versiert und schusskräftig ist, sondern auch flexibel.
"Meine Lieblingsposition ist im Zentrum hinter den Spitzen, weil ich mich gerne zwischen den Ketten (Abwehrkette und Mittelfeld, Anm.) bewege und dort meine Stärken am besten zur Geltung bringe", beschreibt der 1,78 Meter große Schöpf. "Bei Nürnberg habe ich mich auch am Flügel wohl gefühlt. Mir passt beides", sagt er vor dem Rückrundenstart am Sonntag gegen Bremen.
Offensivgeist
Schalkes Trainer André Breitenreiter variiert in seinem offensiv ausgerichteten System zwischen einer 4-2-3-1- und 4-4-2-Anordnung. "In beiden Varianten kann ich im offensiven Mittelfeld jede Position spielen. Wir werden sehen, was auf mich zukommt in den nächsten Wochen." Und Monaten. Knapp fünf sind es noch bis zum ersten Spiel der Österreicher bei der EM in Frankreich gegen Ungarn.

Keinen Einsatz gab es für ihn am Montagabend im letzten Test von Schalke gegen Bielefeld wegen muskulärer Beschwerden, nachdem er jüngst bei Tests in Florida gegen die Fort Lauderdale Strikers und gegen Atlético Mineiro schon gespielt und ein Tor vorbereitet hat.
Dort, im Trainingslager in Florida, bekamen seine neuen Kollegen ausnahmsweise große Töne von ihm zu hören, als er per Gesangseinlage seinen Einstand bestehen musste. "Ich habe ,Hey Baby‘ von DJ Ötzi gesungen." Und warum nicht den "Anton aus Tirol"? – "Da war mir der Text zu lang."
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