Admiras Shapourzadeh: „Fußball ist ein verrückter Markt“

Kompromiss in Sicht: Admiras Grozurek (li.) könnte um eine für alle passende Ablöse zu Sturm wechseln
KURIER-Interview: Der Manager der Südstadter liefert Antworten zum Fall Grozurek, Österreichs Denkweisen und Ernst Baumeister

Der 35-jährige Deutsch-Iraner Amir Shapourzadeh kam im Jänner 2017 in die Südstadt. Der vierfache Teamspieler des Iran steht als Manager für den neuen, härteren Stil der Admira.

KURIER: Lukas Grozurek will ablösefrei zu Sturm. Geht dieser Fall zum Arbeitsgericht, oder ist doch ein Kompromiss möglich?

Amir Shapourzadeh: Es muss nicht unbedingt vor Gericht gehen. Wir arbeiten an einer Lösung. Es wäre schön, einen vernünftigen Nenner zu finden. Sonst müssen wir die Angelegenheit auf juristischem Weg klären.

Sie haben bei 90minuten.at kritisiert, dass „sich eine Agentur in einen Verein einkaufen kann“. Sollten Konstruktionen wie mit Stars&Friends-Chef Jürgen Werner, der den LASK „berät“, verboten sein?

Es gibt immer Möglichkeiten, solche Verbote zu umgehen. Der Fall ist unglücklich, diplomatisch umschrieben. Der Fußball ist generell ein verrückter Markt. Hinter den Kulissen geht’s zur Sache. Aber es sollte dennoch sportlich fair bleiben.

Ich habe mit Beratern gesprochen: Die meisten sagen, Sie seien beinhart und würden den typisch österreichischen Kompromiss nicht schätzen. Sind Sie ein Hardcore-Verhandler?

Nein. Früher war es aufgrund finanzieller Probleme der Admira immer leicht, Spieler zu bekommen. Mein Job ist es aber, das Bestmögliche für den Verein rauszuholen. Zur Erinnerung an den Fall Monschein: Ein Europacup-Starter aus dem Ausland hätte eine siebenstellige Ablöse gezahlt, das Angebot der Austria lag weit darunter. Da kann es nicht nur um den Wunsch des Spielers gehen. Mich stört generell die Denkweise in Österreich.

Admiras Shapourzadeh: „Fußball ist ein verrückter Markt“

Und zwar?

Die Leute haben verankert, dass sie Admiraner sowieso billig kriegen, aber für Legionäre zahlen sie gerne mehr. Das muss sich ändern.

Es gibt einen Lizenz-Streit zwischen St. Pölten und Wr. Neustadt. Die Nr. 1 in NÖ ist die Admira. Fühlt sich Ihr Klub ausreichend gewürdigt und gefördert?

Ich würde mir mehr Unterstützung wünschen, weil wir mit bescheidenen Mitteln Jahr für Jahr aus dem Nachwuchs Talente hochbringen. Das könnte stärker honoriert werden.

Die U 18 wurde vor Red Bull Meister. Was bedeutet das?

Sehr viel! Da danke ich allen Mitarbeitern, die auch ihr Ego zurückgestellt haben. Ich bin als junger Manager zum Verein gekommen und musste unpopuläre Entscheidungen treffen. Da weiß ich schon, dass das anfangs nicht allen gefallen hat.

Wr. Neustadt klagt gegen die Kooperationsspieler-Regelung, die zuvor selbst genutzt wurde. Wie sehen Sie das?

Man sieht, was bei einem Gentlemen’s Agreement herauskommen kann. Wir sollten uns lieber alle an die FIFA-Bestimmungen halten.

Sie kommen vom deutschen Fußball. Läuft es dort immer noch professioneller ab?

Wenn ich mir das Team ansehe, die Erfolge in der Europa League, besonders von Salzburg – das ist alles Werbung für Österreich. Trotzdem sollte manches professioneller gestaltet werden.

Was meinen Sie konkret?

Ich sehe es kritisch, dass Vereinsfunktionäre in wichtigen Positionen der Bundesliga und des ÖFB sitzen. Da gab es auch bei der Teamchefsuche Interessenskonflikte.

Sie meinen Teamchef-Kandidat Fink und die Rolle von Austria-Vorstand Kraetschmer?

Da ist der Liga-Vizepräsident in eine unschöne Situation gekommen: Er muss das Beste für die Liga wollen, hätte im Endeffekt aber die Ablöse für seinen eigenen Trainer verhandeln müssen. Da stimmt etwas in den Strukturen grundsätzlich nicht.

Sie haben immer auf Ernst Baumeister gesetzt. Ist Ihnen zuvor schon so ein Original begegnet?

Der Ernst ist ein absolutes Original, mit dem die Zusammenarbeit großen Spaß macht. Am Anfang hat es einige sogenannte Experten gegeben, die das kritisch gesehen haben. Ernst ist ein Fußballer durch und durch, er hat einen stets guten Spruch, er hat aber immer auch die Zügel in der Hand.

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