Erstmals seit 1994: Schweden erreicht WM-Viertelfinale

Emil Forsberg gelingt in einer ausgeglichenen Partie der entscheidende Treffer gegen die Schweizer.

Schweden steht im WM-Viertelfinale und darf weiter von einer Sensation träumen. Die Nordeuropäer setzten sich am Dienstag in St. Petersburg in einem schwachen Achtelfinale gegen die Schweiz knapp mit 1:0 (0:0) durch. Den Siegtreffer erzielte Emil Forsberg (66.) nach kräftiger Mithilfe des Schweizers Manuel Akanji, der den Ball unhaltbar abfälschte.

Schweden trifft nun im Viertelfinale am Samstag (16.00 Uhr) in Samara auf Kolumbien oder England. Für die Nordeuropäer ist es das erste WM-Viertelfinale seit 1994. Die Schweiz hat nach der knappen Niederlage weiterhin kein K.o.-Match bei einem Großereignis gewonnen. Auf einen Treffer bei einem WM-K.o.-Spiel warten die Schweizer nun schon seit 1954.

Der Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic veränderte seine Startelf gegenüber dem mittelmäßigen 2:2 gegen Costa Rica im letzten Vorrundenspiel an vier Positionen. Für die beiden gesperrten Verteidiger Fabian Schär und Stephan Lichtsteiner kamen Johan Djourou und Michael Lang in die Startaufstellung. Dazu ersetzte Steven Zuber Breel Embolo im Mittelfeld und Josip Drmic, der gegen Costa Rica in der Schlussphase getroffen hatte, Mario Gavranovic als Solostürmer. Bei Schweden ersetzte lediglich Gustav Svensson den gesperrten Sebastian Larsson gegenüber dem 3:0 gegen Mexiko im Mittelfeld.

Kaum Torchancen

Die beiden Europäer starteten ohne großes Abtasten in das Spiel und suchten sofort den Weg zum Tor. Die Schweizer probierten es mit geordnetem Spielaufbau und erspielten sich ein Übergewicht beim Ballbesitz. Schweden war aber zunächst deutlich gefährlicher. In der achten Minute vergab Marcus Berg nach Pass von Sturmpartner Ola Toivonen die erste Chance kläglich, gleich darauf blockte Manuel Akanji einen weiteren Schuss von Berg ab.

Berg vergab in der 28. Minute per Halbvolley eine weitere Chance, der Schweizer Torhüter Yann Sommer parierte. Die Schweiz kam erst in der 38. Minute zur ersten Torchance. Blerim Dzemaili und Steven Zuber kombinierten sich in den Strafraum, Dzemaili schoss aber weit über das Tor. Auch die letzte Chance vor der Pause vergaben die Schweden kläglich, Albin Ekdal traf den Ball nach einer Flanke nicht richtig (41.).

Nach der Pause sank das nicht sehr hohe Niveau des Achtelfinalspiels zunächst noch weiter. Beide Teams kamen kaum mehr zu nennenswerten Torchancen. So ging etwa ein Schuss von Toivonen in der 49. Minute weit über das Tor. Etwas mehr Dynamik bekam das Spiel durch den glücklichen Führungstreffer für Schweden in der 66. Minute. Akanji fälschte einen Schuss von Forsberg von knapp außerhalb des Strafraums unhaltbar für Sommer ins Kreuzeck ab.

Chance auf das 2:0

Drei Minuten später setzte Albin Ekdal den nächsten gefährlichen Schuss neben das Schweizer Tor. Ein Schuss von Ricardo Rodriguez unmittelbar danach läutete die Schweizer Schlussoffensive ein. Diese fiel aber nicht sehr heftig aus. Zwei Kopfbälle von Breel Embolo (79.) und Haris Seferovic (91.) waren die einzige Ausbeute.

Die letzte Großchance hatte aber Schweden. Nach einem Torraub-Foul von Michael Lang an Martin Olsson, für das der Schweizer in der 94. Minute die Rote Karte sah, vergab Toivonen von knapp außerhalb des Strafraums einen Freistoß (97.). Schiedsrichter Damir Skomina hatte zunächst auf Elfmeter entschieden, die Entscheidung nach Studium der TV-Bilder aber auf Freistoß an der Strafraumgrenze geändert.

  • Stimmen zum Spiel:

 Janne Andersson (Trainer Schweden): "Wir haben ein exzellentes Team. Ich bin so glücklich, dass sich das in den Resultaten auswirkt. Wir wissen, wir sind ein gutes Team, wir haben Erfolg und wir konzentrieren uns auf unser Spiel. Ich nehme die Emotionen heute noch nicht auf, ich bin bereits auf die nächste Aufgabe fokussiert."

Robin Olsen (Schweden-Tormann): "Wir wussten, dass es schwierig und ein hartes Spiel werden würde. Die Schweiz hat eine starke Mannschaft mit guten individuellen Spielern. Aber wir haben an uns geglaubt und wussten, dass wir in Form sind. Es ist wirklich wunderbar, hier ins Viertelfinale eingezogen zu sein."

Emil Forsberg (Torschütze): "Es war wunderbar, wir haben nicht viele Möglichkeiten bekommen. Zu sehen, was wir erreicht haben, ist wirklich wunderbar. Ich hoffe, in Schweden ist jeder stolz auf uns. Wir haben so viel Vertrauen in das, was wir tun. Wenn wir das machen, was wir können, können wir wirklich gut sein."

Vladimir Petkovic (Trainer Schweiz): "Wir spielten in Ballbesitz mit zu wenig Tempo. In der zweiten Halbzeit erhöhten wir das Tempo. Aber im Abschluss fehlte der letzte Zwick. Wir gratulieren den Schweden. Sie haben mit hohen Bällen immer wieder Chancen provoziert. Auf unserer Seite fehlten mir die Emotionen. Warum die Emotionen fehlten, ist im ersten Moment nicht einfach zu erklären. Natürlich hängt das auch mit dem Gegner zusammen. Vielleicht hatten wir Angst (vor der Niederlage). Wir spielten zu unpräzise, und es gelang uns bis zuletzt nicht, die Emotionen zu finden. Ob wir versagt haben? Ich denke nicht. Aber die Partie lief für uns nicht günstig."

Johan Djourou (Spieler Schweiz): "Es ist eine große Enttäuschung. Wir haben alles probiert und hatten genug Chancen, etwas zu machen, aber es hat wieder nicht gereicht. Es ist schwer zu akzeptieren. Das Tor war leider ein abgefälschter Schuss, das muss man akzeptieren, aber es ist ganz bitter. Ich denke, die bessere Mannschaft ist ausgeschieden. Wir haben besser gespielt, wir waren stabil in den Zweikämpfen. Aber manchmal ist Fußball so."

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