Afrikas Fußball erlitt in Russland ein Debakel

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Mit dem Ausscheiden des Senegal am Donnerstag sind alle fünf afrikanischen WM-Teilnehmer in der Vorrunde out.

Nicht nur für Deutschland war die Weltmeisterschaft 2018 ein bisher nie dagewesenes Debakel - auch für den afrikanischen Verband waren Moskau und Co. keine Reise wert. Erstmals seit 1982 - als nur zwei afrikanische Teams qualifiziert waren - hat kein CAF-Vertreter den Sprung in die K.o.-Phase geschafft.

In Gruppe A erlebte Ägypten eine Demütigung - gegen die nominell wohl schwächsten Gruppengegner bei dieser WM, Russland und Saudi-Arabien, verlor man mit 1:3 und 1:2. Die 0:1-Niederlage gegen Uruguay war noch der beste Auftritt der im Vorfeld als Aufstiegskandidat eingeschätzten Truppe rund um Superstar Mohamed Salah - letztlich blieb man punktelos Gruppenletzter.

Football: Russia 2018, World Cup

Nur minimal besser erging es Marokko, wenngleich mit den Gruppengegnern Spanien und Portugal von vorneherein nicht mit einem Aufstieg zu rechnen war. Immerhin holte man den einzigen Zähler bei dieser WM gegen Ex-Weltmeister Spanien, trotzdem blieb nur Gruppenplatz vier, sogar noch hinter dem Iran.

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Immerhin nicht auf dem letzten Platz landete Nigeria. In Gruppe D war aber gegen die Überraschungsmannschaft Kroatien für niemanden etwas auszurichten - nicht einmal für die mit Stars gespickte Truppe von Argentinien. Nigeria musste sich schließlich mit Rang drei begnügen - auch wenn man bis zur 86. Minute des letzten Gruppenspiels gegen Argentinien noch auf Achtelfinalkurs lag.

FILE PHOTO: World Cup - Group D - Nigeria vs Argentina

Für Tunesien war das Ausscheiden aus dem Turnier schon vor dem letzten Spieltag besiegelt - nach Niederlagen gegen Belgien und England ging es im letzten Spiel gegen Panama nur noch um die goldene Ananas. Dort siegte man zwar und schloss Gruppe G auf Platz drei ab, am Ausscheiden änderte das nichts mehr.

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Am knappsten scheiterte wohl der Senegal. In Gruppe H schied man als Gruppendritter aus - punktgleich mit Japan, mit demselben Torverhältnis, nur aufgrund der Fair-Play-Wertung. Ein bitteres Ende für einen Turnierauftritt, bei dem aber vor allem Superstar Sadio Mané enttäuschte.

Was folgt jetzt? Vor einem Jahrzehnt zählten Mannschaften wie Kamerun oder die Elfenbeinküste zu den Favoritenschrecks, nicht zuletzt dank Spielern wie Samuel Eto'o oder Didier Drogba. Von letzterem - der in seinen 104 Einsätzen für die Elfenbeinküste auf 65 Treffer kam - gibt es nun harsche Kritik an Afrikas Fußball.

"Es ist ein großer Schritt zurück", so der langjährige Chelsea-Angreifer im englischen Fernsehen, "Afrika wird eines Tages erfolgreich sein, aber wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir diese großen Turniere angehen."

Ziele überdenken

"Ich denke, es ist auch eine Chance für alle afrikanischen Teams und den afrikanischen Verband, vielleicht die Strategie und die Zukunftspläne noch einmal zu überdenken", so Drogba. "Was wollten wir bei der nächsten WM erreichen? Wir haben das Potential, wir haben das Geld, um uns zu entwickeln, aber wir brauchen mehr als das. Wir brauchen die Beständigkeit und die Struktur der europäischen Teams und der südamerikanischen Teams."

 

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Selbstkritik kam unterdessen von Senegals Teamchef Aliou Cisse. "Wir haben uns nicht [für das Achtelfinale, Anm.] qualifiziert, weil wir es nicht verdient hatten, uns zu qualfizieren", so der frühere Premier-League-Spieler knapp. "Fair-Play-Punkte sind ein Teil der Regeln und diese Regeln sind im Turnierplan etabliert. Wir müssen das respektieren. Wir wären lieber auf andere Weise ausgeschieden, aber so läuft das."

"Ich bin einfach enttäuscht für mein Team, diese Generation und diese Spieler, die jeden Tag für unser Land kämpfen."

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