Fünfkämpfer Daniel wittert Chance auf Medaille

Ein lächelnder Mann mit blonden Haaren und blauen Augen blickt in die Kamera.
Fechten, Schwimmen, Springreiten, Laufen und Schießen - in kaum einer Sportart werden so unterschiedliche Fähigkeiten benötigt wie im Modernen Fünfkampf.

Entsprechend schwierig ist der in einem Tag abgehaltene Bewerb bei den Olympischen Spielen in London vorherzusagen. 20 Athleten inklusive er selbst kommen nach Einschätzung des Österreichers Thomas Daniel am Samstag für die Medaillen infrage.

Daniel hat es als erster rot-weiß-roter Fünfkämpfer seit 1988 zu den Spielen geschafft. "Der Traum von einer Medaille ist da, das ist außer Frage", erklärte der gebürtige Salzburger. "Ich wäre aber schon zufrieden, wenn ich in allen Disziplinen meine bestmögliche Leistung gebracht habe. Dann ist ohnehin viel möglich." Der 27-Jährige war bereits WM-Fünfter (2009) und WM-Achter (2011), auch im Weltcup landete er in dieser Saison bereits auf diesen Positionen.

Seine stärkste Disziplin ist der abschließende Combined-Bewerb aus Laufen und Schießen (Samstag ab 19.45 Uhr MESZ). Die Strecke im Greenwich Park hat ungewohnt viele Höhenmeter und ist daher anspruchsvoll. 3.000 m sind zu laufen, 15 Ziele zu treffen. "Gegen gewisse Leute kann man sicher 20 Sekunden aufholen", meinte Daniel, der als einer der wenigen Fünfkämpfer nicht aus dem Schwimmsport kommt.

Das Schwimmen über 200 m Kraul ist daher seine Schwäche. "Ich habe mich aber auch da herangekämpft", versicherte Daniel, der die Basis bereits mit dem Degen legen will. Mit dem stehen in der Früh (ab 9.45 Uhr MESZ) 35 Gefechte auf dem Programm, danach geht es von der Copper Box quer durch den Olympiapark ins Aquatics Centre. Die Reise durch London endet am Nachmittag in Greenwich.

Dort wird der Mister X gekürt - nicht jener, den Scotland Yard im bekannten Gesellschaftsspiel durch die britische Hauptstadt jagt, sondern der beste Fünfkämpfer der Welt. Topfavorit ist der Russe Andrej Moisejew, der sein drittes Olympia-Gold in Serie holen könnte. "Der engste Favoritenkreis sind fünf Leute", erklärte Daniel, darunter sein ungarischer Trainingspartner Adam Marosi. "Ich bin im erweiterten Kreis von 20 Athleten, die eine Medaille machen können."

Glück gehöre dazu - etwa beim Zulosen des davor unbekannten Pferdes im Springreiten. "Wenn ich überall meine Bestleistung bringe, werde ich ganz vorne dabei sein", versprach Daniel. "Das gilt aber für 20 andere auch, die Weltklasse ist sehr dicht beisammen." Die Durststrecke österreichischer Athleten in London ist auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. "Das hindert mich aber nicht an meiner Wettkampfleistung", betonte die Nummer 17 der Weltrangliste. "Ich bin für mich selbst verantwortlich."

Daniel war mit 14 Jahren aus seiner Heimat im Pongau ins Militärgymnasium nach Wiener Neustadt gewechselt, dort fiel seinem Trainer Horst Stocker, 1984 in Los Angeles selbst Olympia-Teilnehmer, das Talent auf. Seither lebt der Heeressportler in Wr. Neustadt, arbeitet mangels starker Trainingspartner aber intensiv mit dem ungarischen Nationalteam zusammen. Sein Studium der Ernährungswissenschaften hat er ruhend gestellt.

Dem großen Ziel Olympia hat Daniel alles untergeordnet. "Ich bin absolut frei von Nervosität", betonte der Debütant. Die Chance auf eine Topplatzierung sei da. Auch Russland oder Ungarn dürfen nur je zwei Mann stellen. "Die Qualifikation war schwierig, einige starke Athleten mussten zu Hause bleiben", erklärte die ÖOC-Hoffnung. " Olympia ist wahrscheinlich der am schwächsten besetzte Wettkampf in den ganzen vier Jahren." Und seine große Chance.

Kommentare