Froome beim Giro unter dem Schatten der Doping-Vorwürfe

CYCLING-FRA-TDF2017-BREAKAWAY
Am Freitag startet der Giro d'Italia in Jerusalem - mit dabei sind neben Top-Favorit Froome auch drei Österreicher.

Mit einem Einzelzeitfahren in Jerusalem wird am Freitag der Giro d'Italia eingeleitet. Neben dem aus politischen Gründen nicht unumstrittenen Auftakt in Israel liegt auch sportlich ein Schatten auf der 101. Auflage. Dem britischen Radstar Chris Froome droht nach dem Nachweis eines erhöhten Salbutamol-Wertes bei der Vuelta 2017 eine nachträgliche Sperre. Dennoch peilt er das Double Giro-Tour an.

Froome leidet wie so viele Ausdauersportler unter Asthma. Der erlaubte Wert des bronchienerweiternden Medikaments Salbutamol wurde bei ihm um das doppelte Maß überschritten, sein weiteres Antreten ist aber durch die Regeln gedeckt. Nach den WADA-Bestimmungen war er nicht zu suspendieren, Sanktionen nach Abschluss des seit September 2017 laufenden Verfahrens sind aber möglich.

Darum haben auch Weltverband, Fahrer und Team-Manager versucht, ihn zu einem Nichtantreten zu bewegen. Niemand will die nachträgliche Streichung eines Gewinners von der Siegerliste. Aktuell sind Froomes Anwälte am Wort, der Weltverband (UCI) hofft auf einen Abschluss vor dem Antreten des vierfachen Siegers Froome bei der Tour de France im Juli. Die Nummer 1 des Teams Sky beteuert seine Unschuld und glaubt an das für sie bestmögliche Szenario: Eine völlige Entlastung.

Schwieriger Saisonstart

Seine erste Giro-Teilnahme seit 2009 lässt sich der 32-Jährige mit einem aus Israel kommenden, kolportierten Startgeld von 1,4 Millionen Euro versüßen. Froome lockt aber vor allem die Herausforderung, Siege bei Giro und Tour de France in einem Jahr zu schaffen. Das war zuletzt dem Italiener Marco Pantani 1998 gelungen. Nairo Quintana war im Vorjahr als Zweiter bzw. Zwölfter deutlich gescheitert, heuer konzentriert sich der zweifache Tour-Zweite aus Kolumbien auf Frankreich.

Froome könnte bei einem Erfolg in der dreiwöchigen Rundfahrt (3.560 km) mit Ziel am 27. Mai in Rom zum siebenten Fahrer mit Siegen in allen drei großen Rundfahrten avancieren und wäre erst der dritte, der Vuelta a Espana, Giro und Tour in Folge gewinnt. Der 32-Jährige - er wird am 20. Mai (15. Etappe) 33 - ist zwar 2018 noch sieglos, trotz der Nebengeräusche glaubt er sich aber auf den ersten Höhepunkt bestens vorbereitet.

Viel profitiert hat der in Kenia geborene Radprofi nach eigenen Worten von den Erfahrungen des geschafften Doubles Tour-Vuelta im Vorjahr. Zudem liegen diesmal sechs Wochen zwischen den Rennen, 2017 waren es nur vier gewesen. "So wie der Giro heuer ausgelegt ist, mit dem Start in Israel und einem Extra-Ruhetag, da macht es Sinn, es zu versuchen", sagte Froome gegenüber dem Internet-Portal "cyclingnews".

Strecke spricht für Froome

Die Streckenführung kommt dem im Team Sky bestens unterstützten Froome entgegen. Es stehen zwei Zeitfahren - nach dem 9,7-km-Auftakt noch eine 34-km-Prüfung von Trento nach Rovereto zu Beginn der letzten Woche - und nicht weniger als sieben Bergankünfte (u.a. auf Ätna/6. Etappe, Zoncolan/14. und Cervinia/20.) auf dem Programm. "Es ist ein brutaler Giro", sagte Froome. "Es gibt eine Menge harter Bergetappen und auch das Zeitfahren wird kritisch." Er sieht das Rennen beinahe als "Serie von Eintages-Klassikern". "Es kann jeden Tag alles passieren, zu gewinnen, wird nicht leicht."

Für ihn und Vorjahressieger Tom Dumoulin (Team Sunweb), einen starken Zeitfahrer, gilt es, die starken Kletterer wie Fabio Aru (ITA/Team UAE) und den u.a. von Georg Preidler unterstützten Tour-des-Alpes-Sieger Thibaut Pinot (FRA/Groupama) zu kontrollieren. Als Außenseiter gelten die Bergspezialisten Domenico Pozzovivo (ITA/Bahrain), Miguel Angel Lopez (COL/Astana) in seiner ersten Dreiwochen-Tour, Carlos Betancur (COL/Movistar) und Johan Esteban Chaves (COL/Mitchelton).

Drei Österreicher sind im Feld der 176 Fahrer aus 22 Teams vertreten. Patrick Konrad fungiert bei Bora in seiner vierten Grand-Tour als Co-Kapitän neben Davide Formolo (ITA) und darf auf die Unterstützung seines oberösterreichischen Teamkollegen Felix Großschartner setzen. Ein Top-Ten-Rang ist das Ziel des 26-jährigen Niederösterreichers. Der Steirer Preidler war im Vorjahr als wichtiger Helfer von Dumoulin im Siegerteam, auch sein neuer Chef Pinot hat Chancen auf einen Podestplatz.

Kommentare