French Open: Zu wenig Platz für die Weltbesten

Irgendwie ist alles wie in Wiens Fußgängerzonen zur Weihnachtszeit. Ein unbeschwerter Fußmarsch ist schier unmöglich, Umfallen kann man sowieso nicht. Das Gedränge zwischen den Plätzen nahm zu, um vom Court 1 zum Court 17 zu gelangen, sollte man sich an guten Tagen eine Stunde Zeit nehmen. Für rund 400 Meter.
Roland Garros platzt aus allen Nähten. Der Zuschauerstrom wächst. Nicht die Mittelklasse und schon gar nicht die untere Schicht tummelt sich auf der Anlage der French Open, aber die Oberschicht aus aller Herren (oder Frauen) Länder. Vergnügen? Mitnichten. Hat man allerdings einen Platz am Chatrier ergattert (da zahlt man bis zu 500 Euro, zumindest, wenn die Besten aufschlagen), dann kommt man etwas zur Ruhe.
Stoß-Zeit
Jahrelang spielten die Veranstalter mit dem Gedanken zu übersiedeln. Sogar Disneyland wurde als Schauplatz angedacht, etwaige Pläne aber alle wieder verworfen. Ausweiten will man nun am derzeitigen Standort im Südosten von Paris.
"Früher haben sie alles hochtechnologisch hier gemacht, zu Zeiten, als beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon noch mit Kreide auf Tafeln die Partien aufgeschrieben wurden", erinnert sich ein routinierter deutscher Journalist. Tatsächlich war das Turnier das erste Sportereignis, dessen Public Viewing in 3-D stattfand. Und nun? "Heute hat man vor allem auch im Pressebereich kaum noch Platz. Permanent wird man gestoßen."
Darauf reagierten die Verantwortlichen bereits. Durch die immer größer werdende Zahl an (Online-)Journalisten wurden die Akkreditierungsauflagen verschärft, Neuankömmlinge haben es bei keinem anderen Grand-Slam-Turnier so schwer, einen Platz zu ergattern.
Auch hier wird man erweitern müssen. Das wissen die Verantwortlichen. Bei den anderen (vom Platz her größeren) Major-Turnieren in Melbourne, Wimbledon und New York (da soll es demnächst ein Dach über dem Arthur-Ashe-Stadium, dem größten Tennis-Stadion der Welt, geben) wird ständig gebaut und erneuert.
Kritik
Am wichtigsten sind freilich die Spieler, etliche üben auch Kritik. Andy Murray beispielsweise sagt: "Man kann sich kaum noch frei bewegen. Es gibt kaum Orte, wo man sich zurückziehen kann." Federer wiederum hatte Probleme mit Fans, die ihm zu nahe rückten. Nein, alle jammern nicht. Dominic Thiem, der in Runde zwei am Uruguayer Pablo Cuevas scheiterte, schwärmt. "Nicht nur die Stadt ist geil, auch die Anlage hier. Ich sauge alles auf."
Und Rafael Nadal gefällt es hier sowieso, immerhin hat er hier erst ein Match verloren und das Turnier neun Mal gewonnen. Heute schlägt er gegen Melzer-Bezwinger Andrej Kusnetsow auf. Vor 15.000 begeisterten Fans.
Kommentare