Kaum Sonne und zu viele Fans in Paris

Ein Lokalaugenschein in Roland Garros bei den French Open.

Hubert ist waschelnass. „Wann wird’s hier endlich mal Sommer“, sagt der Deutsche. Er muss sich wie Tausende andere Besucher von Roland Garros gedulden.

Hubert ist hier, weil es viele Tennisspieler aus seinem Land auch sind. „17 haben wir im Hauptbewerb, davon zehn Männer“, verkündet der Pensionist stolz, beißt in seinen Hot Dog und sagt: „Ein armes Würstchen.“ Da wären wir bei den Österreichern, Hubert ist eines nicht entgangen: „Die sind ja alle schon ausgeschieden.“ Aber hallo, im Doppel sind wir ja noch dabei. „Da ist einer von euren Doppelspielern“, sagt Hubert und zeigt auf Alexander Antonitsch, der eigentlich seine aktive Karriere in den 1990ern beendet hat.

Der 47-Jährige kennt Paris wie seine Sakko-Tasche. „Während die Kollegen hier die zweite Woche gespielt haben, hab’ ich mich schon die erste Woche auf Rasen vorbereitet. Ich war nie lange im Bewerb, weil der Sandplatz nie mein Lieblingsbelag war.“ Weil er einst der langsamste war. Und heute? „Grotesk, wenn es warm und trocken ist, gibt es hier bei den French Open den schnellsten Belag von allen vier Grand-Slam-Turnieren“, sagt Antonitsch, einer von drei Turnierdirektoren, die für ihr Event werben. „In Kitzbühel kannst du die Spieler in der Stadt und auf der Anlage treffen, hier ist das fast ausgeschlossen.“ Auch in Roland Garros: Der Salzburger Edwin Weindorfer, der bereits gemeinsame Sache mit Deutschlands Star Tommy Haas in der Mission „Turnier in Stuttgart“ machte, und Peter-Michael Reichel, der Österreichs zwei Damen-Turniere in Bad Gastein und Linz organisiert.

Massenauflauf

Das ist Hubert wurscht. Er freut sich, dass sich einige Stunden später die Sonne wieder blicken lässt. Aber auch dies hat Schattenseiten: Die Veranstalter lassen zu viele Leute auf die Anlage. „Ich komme kaum zu den Plätzen, wo meine Deutschen spielen. Gottlob kann ich zwischen vielen wählen“, sagt Hubert. Die Menschen kommen freilich nicht nur aus Deutschland, sie kommen fast von überall her. „Hier sind die meisten Nationen zu sehen“, erklärt Michelle vom Organisationskomitee. Warum? „Es ist billiger als in Wimbledon, und die US und Australian Open sind am anderen Ende der Welt. Paris liegt zentraler.“

Starauflauf

Auch wenn sich Roger Federer und Kollegen nach den Spielen verziehen, ehemalige Stars lassen sich leicht entdecken: Spaßvogel Henri Leconte, Guy Forget, Wally Masur oder Patrick Rafter laufen vogelfrei durch die Anlage, weil sie für irgendein Medium Interviews geben oder selbst für eines werken. Die wahren Stars kommen aus anderen Metiers: Eishockey-Crack Alexander Owetschkin sieht seiner Freundin Maria Kirilenko auf die endlos langen Beine, Golf-Superstar Rory McIlroy sucht Caroline Wozniacki auf einem der 18 Plätze und tanzt am Abend Boogie.

Barbara Schett-Eagle ist auch da. Österreichs ehemalige Weltklassespielerin kommentiert für Eurosport, wie der Schwede Mats Wilander, der im Dezember die Akademie Seefeld besucht. Nicht nur das: Die ehemalige Nummer sieben der Welt bildet nächste Woche ein Mixed-Doppel mit Tennis-Vorbild Thomas Muster. „Ja, bei den Legenden seid ihr wirklich gut“, sagt Hubert.

Während seit Montag für die Österreicher die Einzelbewerbe beendet sind, gibt es im Herren-Doppel viel Freud’. Alexander Peya steht mit dem Brasilianer Bruno Soares in der zweiten Runde, dasselbe gelang auch Jürgen Melzer mit dem 40-jährigen Inder Leander Paes und Oliver Marach, der mit dem Deutschen Christopher Kas aufschlägt.

Vor allem der Erfolg des Steirers Marach erfreut die mitgereisten österreichischen Fans: Marach und Kas schlugen die Australian-Open-Finalisten Robin Haase und Igor Sijsling mit 6:7 (5), 6:4, 6:3 – und rächten damit zugleich Melzer für die Einzel-Niederlage gegen Sijsling vom Montag. Außerdem spielen Österreichs Daviscup-Starter im September in den Niederlanden um einen Platz in der Weltgruppe.

Im Einzel hatte der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic leichte Probleme mit dem 22-jährigen Belgier David Goffin. Der Serbe setzte sich am Ende aber 7:6 (5), 6:4, 7:5 durch. „Er ist ein guter Spieler mit sehr viel Talent“, applaudierte Djokovic seinem Gegenüber, der im Vorjahr im Achtelfinale auch Roger Federer einen Satz abgenommen hatte. „Ich hoffe aber, dass es so weitergeht.“

Djokovic, der außer in Paris bei allen Grand Slams erfolgreich war, könnte bereits im Semifinale auf den haushohen Favoriten Rafael Nadal treffen.

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