Europas Triumph beim Golf-Spektakel

Das europäische Ryder-Cup-Team posiert mit der Trophäe.
Mit einer sensationellen Aufholjagd sicherte sich Titelverteidiger Europa in den USA den Sieg im 39. Ryder Cup.

Als Martin Kaymer um 0.15 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit seinen Putter ein letztes Mal an diesem Ryder-Cup-Sonntag ausrichtete, da wusste er, dass ihn dieser Moment als Sportler definieren würde.

So, wie es bei Hermann Maier 1998 in Nagano war; oder bei Michael Phelps’ achter olympischer Goldmedaille in Peking 2008 – ein Moment, der eine Karriere überdauert.

Es war kein schwieriger Putt für den Deutschen am 18. Loch des Medinah Country Clubs nahe Chicago. Vielleicht zwei Meter vom Loch entfernt. Tausende Male hatte der 27-Jährige diese Prüfung schon bestanden, aber in diesem Augenblick zählte alles Vorangegangene nichts.

40 Stunden Golf in 28 Matches von 24 Spielern wurden mit diesem Putt entschieden.

Kaymer bestand die Nervenprobe und sicherte dem Team Europa den Sieg bei der 39. Auflage des prestigeträchtigen Kontinentalwettstreits mit den USA.

Der Teamgeist

Ein Golfer beim Abschlag, umringt von einer großen Menschenmenge mit US-Flaggen.

"Dieser Sieg steht noch eine Stufe über einem Major-Turnier. Das gewinnt man nur für sich alleine. Hier aber standen alle hinter mir. Jetzt weiß ich, wie es sich wirklich anfühlt, den Ryder Cup zu gewinnen", sagte Kaymer. Mit dem Sieg gegen US-Altmeister Steve Stricker hatte er den Schlusspunkt unter eine kaum für möglich gehaltene Aufholjagd der Europäer gesetzt.

Die Amerikaner hatten den Wettkampf an den ersten beiden Tagen nach Belieben dominiert. Dem Engländer Ian Poulter allein war es zu verdanken, dass die Titelverteidiger aus Europa mit ein wenig Hoffnung in den finalen Tag gehen durften. Mit fünf Birdies auf den letzten fünf Löchern drehte Poulter am Samstagabend im Alleingang das Match gegen Dufner/Johnson und verkürzte auf 6:10.

Vier Punkte Rückstand konnten in der langen Geschichte des Bewerbs erst ein einziges Mal wettgemacht werden: vor 13 Jahren von den USA.

Der Mann des Turniers

Ein Mann im karierten Sakko jubelt mit einer goldenen Trophäe in der Hand.

"Wenn `Poults` diesen Ausdruck in den Augen hat, ganz besonders in der Woche des Ryder Cups, ist das unheimlich beeindruckend", sagte sein nordirischer Spielpartner Rory McIlroy. Der 36-jährige Poulter war der Mann des Turniers. Er gewann als Einziger seine drei Duelle und bestätigte seinen Ruf als Ryder-Cup-Spezialist. Das tat auch Tiger Woods: Der US-Star bastelte mit einem Remis in den drei Matches weiter eifrig an seiner Negativbilanz. "Wir sind fassungslos. Es ist wie ein Schock", sagte US-Teamchef Davis Love III.

Für Europa war es seit 1979 der neunte Triumph im 17. Vergleich – in den jüngsten 14 Aufeinandertreffen ging man gar nur vier Mal als Verlierer ins Clubhaus dieses einzigartigen Wettkampfes.

Nirgendwo im Sport tritt Europa so geschlossen und unter einer Flagge an. Acht Nationen vereinte das Team. "Ich liebe den Modus. Ich liebe das Team", sagte Ian Poulter. Und sein nordirischer Kollege Graeme McDowell twitterte im Morgengrauen des denkwürdigen Tages: "Ein Wort: Europa!"

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