Erster Österreicher bei Boat Race

Zwei Männer halten eine Trophäe mit Bändern des Oxford & Cambridge Boat Race.
Der Linzer Alexander Leichter nimmt für Cambridge am Boat Race auf der Themse teil.

England liebt seine Traditionen und damit auch das jährliche „ Boat Race“ auf der Londoner Themse. Die Universitätsteams aus Oxford und Cambridge stehen sich am Samstag in der 161. Ausgabe des Rennens gegenüber. Für eine Premiere aus rot-weiß-roter Sicht sorgt heuer Alexander Leichter. Der Linzer ist der erste Österreicher, der beim erstmals 1829 ausgetragenen Ruder-Klassiker im Achter Platz nimmt.

Leichter tritt für Außenseiter Cambridge an. Die in der ewigen Bilanz mit 81:78 Siegen noch voran liegenden „Hellblauen“ zogen gegen die „Dunkelblauen“ aus Oxford in den vergangenen Jahren zweimal den Kürzeren. „Oxford ist auf dem Papier stärker, aber ich denke, es wird spannend“, hofft Leichter dennoch auf den Prestigesieg. Der 25-Jährige stand im Vorfeld des Rennens vermehrt im Blitzlicht.

Seit vergangenem Sommer darf sich Leichter immerhin „President“ nennen. Als gewählter Vorsitzender des Ruderclubs von Cambridge stellen sich für den Studenten der Land Economy („Es geht um alles, was mit einem Stück Land zu tun hat“) mehrere Aufgaben. „Am wichtigsten ist es, ein Vorbild für die Athleten zu sein, was Training und das Auftreten nach außen hin betrifft“, sagte Leichter gegenüber der APA. Dazu kommen repräsentative Tätigkeiten.

Das Boat Race ist ein mediales Großereignis in Großbritannien. Die BBC überträgt live, mehr als 250.000 Zuschauer werden auch heuer auf der 6,8 Kilometer langen Strecke zwischen Putney und Mortlake erwartet. „Besonders in den zwei, drei Wochen vor dem Rennen kommt das ganze wieder ins kollektive Gedächtnis“, berichtete Leichter. Sein Terminplan ist voll gefüllt.

Zwei bis drei Einheiten Training stehen pro Woche auf dem Programm. Mit Regeneration und Vorbereitung muss der mit 1,94 Metern Körpergröße und 99 Kilogramm schwerste Athlet des Bewerbs rund 40 Stunden pro Woche allein ins Rudern investieren. Dazu kommen noch universitäre Pflichten.

Leichter schreibt derzeit an seiner Bachelorarbeit, im Juni ist der Abschluss geschafft. Das Studium an der Eliteuni finanzierte sich Leichter dabei selbst. 9.000 Pfund pro Jahr (rund 12.000 Euro) beträgt die Unigebühr, Stipendien gibt es keine. „Ich habe mein Erspartes verwendet“, berichtete der Oberösterreicher.

Zum Rudern fand Leichter in einem Fast-Food-Restaurant, wo er als 15-Jähriger von seinem späteren Trainer beim Ruderverein Wiking Linz angesprochen wurde. Für Österreichs Verband war er bereits bei Nachwuchs-Titelkämpfen am Start. Nach seinem Wechsel von Wien nach Cambridge im Jahr 2012 war ein Antreten beim prestigeträchtigen Rennen stets das Ziel.

Weiterer Österreicher als Reservist

2013 und 2014 schaffte es Leichter noch nicht ganz und ruderte im zweiten Boot, also als Reservist. Diese Aufgabe hat in diesem Jahr mit Clemens Auersperg ein weiterer Linzer. Der 24-Jährige hatte Hoffnungen, sich ebenfalls für den Cambridge-Achter zu qualifizieren. Die im September startende Auswahl für den Paradebewerb war jedoch eine gnadenlose.

„Es wird systematisch durchselektiert“, berichtete Leichter. Interne Ausscheidungsrennen unter den rund 50 Kandidaten stehen ebenso am Programm wie schweißtreibende Einheiten am Ergometer. Der im Mittelboot sitzende Leichter musste seinen Stil in den vergangenen Jahren adaptieren. Während er im Zweier oder Vierer im Skull-Stil mit zwei Rudern hantiert, wird im Achter mit Steuermann Riemenrudern mit nur einem Arbeitsgerät praktiziert.

Traum von Olympia 2016

Ins Boot geschafft haben es neben dem Österreicher noch vier Amerikaner, ein Niederländer, ein Australier und nur ein Brite. Problem ist das für die Heimischen keines. „Das Boat Race ist sehr international, aber das reflektiert auch die Uni selbst. Vor 50 Jahren waren die Briten noch der größte Anteil, aber das hat sich in den letzten zwei Jahrzehnte drastisch geändert“, erklärte Leichter.

Seine nach-akademischen Ruderziele sind jedenfalls gesteckt. Eine Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen 2016 steht zur Diskussion. Mit dem heimischen Verband steht das Duo Leichter und Auersperg in Kontakt. Rio statt London - für Leichter ein weiterer Traum, der in Erfüllung gehen könnte: „Vielleicht ergibt sich die Chance.“

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