
So sieht ein Sieger aus: Bob Jungels feierte in Châtel und wurde gefeiert
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Erster Luxemburger Sieg bei der Tour de France seit elf Jahren
Bob Jungels fährt in den Spuren von Andy Schleck und sichert sich die Etappe vor dem Ruhetag.
Nicht einmal 20 Kilometer dauerte es am Sonntag bis zum ersten Sturz: Felix Großschartner und einige Kollegen donnerten in einem Kreisverkehr auf den Boden. Dabei kam der Oberösterreicher vom Team Bora-hansgrohe noch relativ gut davon – der Kanadier Michael Woods (Israel-Premier Tech) musste die restlichen gut 170 Kilometer mit zerfetztem Trikot und Schürfwunden bestreiten.

Schon der Anblick tut weh: Michael Woods nach seinem Sturz
Die erste große Klettertour
Zwei Bergwertungen der ersten Kategorie (Col de la Croix, Pas de Morgins) und eine der zweiten (Col des Mosses) gaben auf den 193 Kilometern zwischen dem schweizerischen Aigle und Châtel in der länderübergreifenden Skiregion Portes du Soleil einen Vorgeschmack auf das Programm der kommenden Woche: Auf den Ruhetag am Montag folgen drei Bergankünfte in den Alpen, am Donnerstag steht der legendäre Anstieg auf die Alpe d’Huez auf dem Fahrplan – als Finale einer Monsteretappe mit 4.660 Metern Höhendifferenz.
Davor stehen die verpflichtenden Corona-Tests an, der französische Rad-Philosoph Guillaume Martin fiel am Sonntag einem freiwilligen zum Opfer – der Gesamt-14. von Cofidis trat zur neunten Etappe der 109. Tour de France nicht mehr an.
Das Virus ist auch die größte Sorge von Tadej Pogacar, die Gegner sind es nicht, die den 23-jährigen Slowenen vom Team Emirates vom dritten Tour-Sieg in Serie abhalten könnten. „Covid ist kein Rivale. Es ist nur ein Virus, das Dinge beeinflussen und eine Tour ruinieren kann“, weiß der Gesamtführende. „Jeden Tag schreien einen die Leute an den Anstiegen an, was ich mag. Aber es steigert die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken.“

Allez, allez: Bob Jungels überzeugte auf ganzer Linie und beendete seine schwarze Serie
Erfolgreicher Ausreißer
Am Sonntag versuchte eine 21-köpfige Ausreißergruppe, den Favoriten zu ärgern, mit dabei war mit Patrick Konrad auch ein Österreicher im Trikot von Bora-hansgrohe. Gut drei Minuten ließen die Favoriten die Gruppe vorausfahren, was den Kolumbianer Rigoberto Urán virtuell auf Augenhöhe mit Tadej Pogacar beförderte.
Im Anstieg zum Col de la Croix drückte Emirates aufs dann Gas und reduzierte den Abstand binnen fünf Kilometern auf weniger als zwei Minuten, die Ausreißer konterten und legten noch einmal einen Zahn zu. Und Bob Jungels (AG2R Citroën) startete kurz vor der Passhöhe eine Solofahrt, die er 64 Kilometer später als Etappensieger beenden wollte.
Mit 3:20 Minuten Vorsprung auf die Topgruppe und zwei Minuten auf die Ausreißer ging Jungels in die letzten 25 Kilometer, überquerte den Pas de Morgins als Erster und erreichte auch das Ziel solo. Am 21. Juli 2011 hatte zuletzt Andy Schleck am Col du Galibier gewonnen, nun wurde wieder ein Luxemburger gefeiert. „Das ist riesig, dafür bin ich hier hergekommen“, sagte Jungels, der 2018 Lüttich–Bastogne–Lüttich gewonnen hatte, danach aber schwierige Jahre durchmachen musste.
Tadej Pogacar und sein dänischer Verfolger Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) kamen zeitgleich als Fünfter und Sechster an (+49 Sekunden), beide sind weiterhin durch 39 Sekunden getrennt.
9. Etappe (Aigle–Châtel, 192,9 km): 1. Jungels (LUX) AG2R Citroën 4:46:39, 2. Castroviejo (ESP) Ineos +22, 3. Verona (ESP) Movistar +26, 4. Pinot (FRA) Groupama-FDJ +40, 5. Pogacar (SLO) Emirates +49, 6. Vingegaard (DEN) Jumbo-Visma gl. Zeit, 7. Thomas (GBR) +52, 8. A. Yates (GBR) beide Ineos, 13. Gaudu (FRA) Groupama-FDJ alle gl. Zeit, 28. Konrad (AUT) Bora-hansgrohe +1:42, 54. Mühlberger (AUT) Movistar +14:13, 59. Schönberger (AUT) B&B Hotels-KTM +16:02, 64. Großschartner (AUT) gl. Zeit, 87. Haller (AUT) beide Bora-hansgrohe +23:38.
Gesamt: 1. Pogacar 33:43:44, 2. Vingegaard +39, 3. Thomas +1:17, 4. A. Yates +1:25, 5. Gaudu +1:38, 20. Konrad +7:48, 41. Schönberger +29:58, 66. Großschartner +42:17, 89. Mühlberger +51:35, 116. Haller +1:01:56.