Eli Manning und der Schatten eines großen Bruders

Ein Quarterback der New York Giants wirft im Regen einen Football.
Peyton Manning gilt als einer der besten Quarterbacks der NFL-Geschichte.

Dennoch könnte ihn sein jüngerer Bruder Eli am Sonntag (Nacht auf Montag, 0:30 Uhr MEZ/live Puls4) in der wahrscheinlich wichtigsten Statistik übertreffen - der Anzahl an Super-Bowl-Titeln. Der jüngere Manning-Bruder hatte die New York Giants schon 2008 sensationell zur Meisterschaft geführt.

Vier Jahre später türmen sich im Finale in Indianapolis erneut die New Englands Patriots vor ihm auf. Mit seinem zweiten Super-Bowl-Ring könnte Eli endgültig aus dem Schatten seines Bruders treten - und das ausgerechnet an dessen langjähriger Wirkungsstätte. Peyton hat seit 1998 bei den Indianapolis Colts sämtliche Rekorde gebrochen. Das Spiel der Spiele gewann er 2007.

Der Triumph seines Bruders habe auch in ihm den Erfolgsdurst geweckt, gestand Eli vor Super Bowl XLVI. "Ich habe sein Gesicht gesehen und die Freude darin, das wollte ich auch erleben", erklärte der 31-Jährige. Er tat es 2008. Das Verhältnis der beiden Manning-Brüder ist innig, Neid hat zwischen den beiden Superstars, deren Vater Archie ebenfalls NFL-Quarterback war, nie existiert.

"Mein Jüngster kann noch viel besser werden", hatte Archie Manning immer wieder betont, als Peyton die Liga mit seinen Pässen verzückte. Der frühere Star der New Orleans Saints, dem Super-Bowl-Ehren selbst verwehrt blieben, könnte recht behalten. Eli gilt vor allem in Drucksituationen als Ausnahmespieler. In dieser Saison hat er einen neuen NFL-Rekord für Touchdown-Pässe im vierten Viertel markiert.

Die Grundfähigkeiten für die Kunst des Quarterback-Spiels hat Eli schon in Kindertagen erlernt - von Peyton, wem sonst. Die beiden waren mit ihrem ältesten Bruder Cooper, der seine Football-Karriere wegen eines chronischen Wirbelsäulenschadens schon mit 18 beenden musste, in Louisiana aufgewachsen. Peyton band seinen kleinen Bruder hin und wieder fest und ließ ihn unter Stress alle zwölf Teams der lokalen College-Division aufsagen.

"Als ich sechs oder sieben war, habe ich mir noch nicht alle gemerkt. Aber ich habe sie sehr schnell gelernt", versicherte Eli. "Danach kamen die damals 28 NFL-Teams, das war harte Arbeit. Zehn Zigarettensorten habe ich mir aber nie gemerkt." Football hat für die Mannings immer die Welt bedeutet. Heute beherrschen sie die zentimeterdicken NFL-Playbooks und treffen in schwierigen Situationen die richtige Spielzugwahl.

Die Giants vertrauen ihrem Leitwolf mittlerweile blind. Dafür bedarf es gar nicht vieler Worte. "Er ist ein sehr ruhiger Anführer. Er sagt nicht viel. Aber das, was er sagt, hat Gewicht", betonte Verteidiger Antrel Rolle. In Interviews gibt sich Manning gerne zurückhaltend. Lediglich vor dieser Saison hat er mit der Aussage aufhorchen lassen, sich auf einem Level mit Topquarterbacks wie New Englands Tom Brady zu sehen.

Am Sonntag kann er es im direkten Duell beweisen - und er darf auf die Unterstützung seines Bruders zählen. "Manchmal ist es anstrengender, als würde ich selbst spielen", erklärte Peyton, dessen eigene Zukunft in den Sternen steht. Eine Nackenoperation hat ihn die gesamte Saison gekostet. Nach einem katastrophalen Jahr dürften die Colts mit Supertalent Andrew Luck als Nummer eins im Draft einen neuen Quarterback verpflichten.

"Suck for Luck" (Verlieren für Luck) - unter dieser Prämisse waren die Colts ohne Manning mit 2:14 Siegen zum schlechtesten NFL-Team avanciert. Heftig diskutiert wird in den USA derzeit, ob die beiden Spielmacher in "Indy" koexistieren können. Rücktrittsgerüchte haben in der Super-Bowl-Woche sogar den Erfolgslauf seines Bruders aus den Schlagzeilen verdrängt. Die wies Manning zwar entschieden zurück. Ein Abgang von den Colts scheint aber nicht ausgeschlossen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare