Ein Tour-de-France-Team bekam Besuch von der französischen Polizei

Bekam Besuch von der Polizei: Wout Poels, der Führende in der Bergwertung
Das Hotel von Bahrain-Victorious wurde durchsucht, ebenso der Teambus. Für Teamchef Milan Erzen "nichts Besonderes"

Überraschenden Besuch bekam am Mittwochabend das Team Bahrain-Victorious um den Niederländer Wout Poels, den Führenden in der Bergwertung der 108. Tour de France: Die französische Polizei rückte an, durchsuchte Mannschaftsbus und -hotel in Pau und verabschiedete sich nach rund einer Stunde wieder, wie Cyclingnews berichtet. Für Teammanager Milan Erzen "nichts Besonderes, sie haben nach Trainingsunterlagen der Fahrer gefragt und den Bus überprüft, das war's. Was sie wollten, werden wir hoffentlich im Laufe des Tages über unsere Anwälte herausfinden."

Zu Mittag gab die Staatsanwaltschaft von Marseille bekannt, dass bereits seit dem 3. Juli Voruntersuchungen gegen das Team laufen. Es geht um "Erwerb, Transport, Besitz und Import verbotener Substanzen oder Methoden zum Gebrauch durch Mitglieder von Bahrain-Victorious, die derzeit bei der Tour de France engagiert sind". Zugleich wird auf die Unschuldsvermutung verwiesen.

Bereits vor rund einem Monat hatten sich gegenüber der französischen Zeitung Le Parisien zwei ungenannte Personen kritisch über den Rennstall gezeigt, nachdem der Italiener Damiano Caruso beim Giro d'Italia überraschend den zweiten Rang im Gesamtklassement geholt hatte. Die beiden Solo-Bergetappensiege des Ukrainers Mark Padun beim Critérium du Dauphiné hatten weitere Zweifel zur Folge. Belege für ihre Bedenken in Sachen Glaubwürdigkeit des Teams konnten die beiden Personen freilich nicht vorlegen.

Der Seefeld-Konnex

Weil Milan Erzen Verbindungen zu Beschuldigten im Rahmen der Operation Aderlass bei der Nordischen Ski-WM 2019 in Seefeld nachgesagt werden, steht der Manager schon seit einiger Zeit unter Beobachtung des Radsport-Weltverbandes UCI. Der Slowene selbst beteuert, nichts Illegales zu tun: "Wir arbeiten zu 110 Prozent nach den Regeln. Wir haben die gleichen Dopingkontrollen wie alle anderen, vielleicht sogar mehr. Und wenn uns jemand prüfen will, sind wir dazu jederzeit bereit."

Bei der laufenden Tour de France ist der Spanier Pello Bilbao vor der Donnerstag-Etappe über den Col du Tourmalet nach Luz Ardiden Gesamtzehnter, der Slowene Matej Mohoric gewann die siebente Etappe und der Belgier Dylan Teuns die achte. Der Australier Jack Haig, der eigentlich für das Gesamtklassement vorgesehen war, musste die Tour bereits auf der dritten Etappe wegen Verletzungen nach einem Sturz aufgeben. Auch zwei Österreicher gehören zur Mannschaft: der Kärntner Marco Haller, aktuell 130., und der Niederösterreicher Hermann Pernsteiner, der nicht nominiert worden ist.

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