Doppler/Horst verpassen die Sensation

Wer die Stahlrohrtribüne des Beachvolleyball-Stadions zum ersten Mal bestiegen hat, kann nicht anders als ehrfürchtig zu staunen.
Der Blick von hoch oben streift über die Dächer Londons. Vom eindrucksvollen Horse-Guards-Gebäude zur Downing Street, dem Amtssitz von Premierminister David Cameron; vom London Eye zu Big Ben; in der Ferne ist die Spitze von The Shard zu sehen, dem mit 310 Metern zweithöchsten Wolkenkratzer Europas nach dem Mercury City Tower in Moskau (380 Meter).
Auf dem Paradeplatz Horse Guards Parade ist der Bau mit einem Fassungsvermögen von 15.000 Zuschauern nicht nur die größte Beachvolleyball-Anlage, die es je gegeben hat. Es ist mit Sicherheit auch die schönste.
Wühlmäuse

Ganz unten, im tiefen weißen Sand, hatten die Österreicher Clemens Doppler und Alexander Horst ihren ersten großen Auftritt bei den Olympischen Spielen. Es war ein starker Auftritt gegen die Nummer eins des Turniers, die Brasilianer Emanuel/Alison. Das Spiel endete mit dem knappsten aller Ergebnisse: 14:16 im dritten Satz.
"Das ist die beeindruckendste Kulisse, vor der ich je gespielt habe. So muss sich ein Roger Federer auf dem Centre Court fühlen", sagte der 31-jährige Doppler. "Aber wenn man vor so einer Kulisse im dritten Satz 14:16 verliert, ist das bitter. Das ist schlimmer, als wenn man klar 0:2 in Sätzen verliert."
Bei 20 Grad und Sonnenschein begannen die Österreicher ganz stark. Die Fans, die zuvor im Lager des amtierenden Weltmeisters gestanden waren, wechselten die Seite. Überraschend, aber verdient ging der erste Satz mit 21:19 an Doppler/ Horst.
Mit dem ersten Donnerschlag begannen die Brasilianer, ihre Stärken auszuspielen. "Welcome to London", schrie der Platzsprecher, als die ersten Tropfen fielen. Und "Let’s party in the rain", als es so richtig zu schütten begann. Als "Block Monster" wird der 2,03-Meter-Mann Alison bezeichnet – und Sonntag wurde einmal mehr klar, weshalb. Emanuel zeigte die technische Raffinesse eines Olympiasiegers, der er seit dem Jahr 2004 tatsächlich ist – 21:17. Also Showdown im Sonnenschein. That’s London.
Bei 8:13, einem aussichtslosen Stand im Beachvolleyball, mussten die Österreicher volles Risiko nehmen. Alison wirkte unsicher, Horst, der beste Mann an diesem Tag, führte Rot-Weiß-Rot auf 14:14 heran. Doppler animierte die 13.000 Zuschauer, noch mehr Lärm zu machen.
Zwei Flüchtigkeitsfehler später lagen die Brasilianer einander in den Armen.
Doppler war noch 15 Minuten nach dem Spiel geknickt. "Wir haben gesehen, dass die Favoriten bei diesem Turnier Nervenflattern haben. Das hat man bei Alison gemerkt, der ist erst 26. Leider waren wir nicht flexibel genug und sind beim Service viel zu spät auf ihn gegangen." Horst nahm die Niederlage recht locker. Denn: "Nach der Enttäuschung in Klagenfurt sind wir jetzt körperlich da, wo wir sein wollen. Wenn wir wieder so spielen, gewinnen wir die nächsten Spiele."
Warm anziehen heißt es daher für die Italiener Nicolai/Lupo am Dienstag und für die Schweizer Heuscher/Bellaguarda.
Hoffnungen
Schon am Montag treffen Doris und Stefanie Schwaiger in ihrem zweiten Spiel bei Olympia auf Cook/Hinchley (Aus). Nach der Auftaktniederlage wäre ein Sieg von Vorteil, da die jeweils besten zwei Teams der sechs Vierer-Gruppen weiterkommen, sowie die zwei besten Dritten. Die übrigen vier Dritten spielen im Play-off um die zwei restlichen Plätze.
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