Doppel-Ass Oliver Marach: Bühne frei für die Nummer zwei

Der 38-jährige Grazer spricht vor seinem Erstrunden-Auftritt über sein Doppel-Dasein.

Die Nummer zwei der Welt ist da. Und kaum jemand registriert es. Oliver Marach kann sich zumindest gut durch die Wiener Stadthalle bewegen. Dass nur die US-Legende Mike Bryan im Doppel vor ihm steht, hat nur bedingt Anerkennung gefunden.

Was aber an seinem Beruf liegt. „Wir haben das Thema schon seit vielen Jahren, dass das Doppel im Gegensatz zum Einzel vernachlässigt wird. Aber es bessert sich ein wenig“, sagt der 38-Jährige, der heuer mit seinem kroatischen Standardpartner Mate Pavic die Australian Open gewann. Aber Aufholbedarf gibt es dennoch. „Wir haben heuer zwei ATP-500-Finale gespielt. Dort hat man die Einzelfinalspiele übertragen und uns nicht.“

Anders ist es beim ATP-Finale in London, auch heuer wieder Mitte November. „Dort werden die Einzelspiele genauso wie die Doppelpartien übertragen. Und vor allem werden wir dort fast genauso groß präsentiert wie die Einzelspieler.“

Marach und Pavic sind längst qualifiziert, im vergangenen Jahr kam das Duo als Ersatzteam zu einem Auftritt, 2009 und 2010 war der Grazer mit dem Polen Lukasz Kubot schon dabei. Ziel ist der erste Semifinaleinzug und freilich noch ein bisserl mehr. „Dort zu gewinnen, bedeutet mehr als ein Grand-Slam-Titel.“

Was aber das wichtigste ist: „Ich bin heuer endlich einmal fit. Zwar habe ich eine Therapie, was die Schulter betrifft, aber mit 38 Jahren zwickt logischerweise immer irgendwas“, sagt Marach, der im Vorjahr wegen Bandscheiben-Problemen in Wien nicht zum Semifinale antreten konnte.

Heute wird er zur 1. Runde antreten, als einer von drei Österreichern, die als Abschlusspartie den Centrecourt bespielen können. Mit Pavic trifft Marach auf Lucas Miedler und Dennis Novak. „Wir müssen bei jedem Gegner konzentriert sein, bis zum letzten Punkt“, sagt Marach.

Sinnfrage

Wie lange er auf den Courts dieser Erde noch konzentriert bleiben will, entscheidet er Jahr für Jahr. „Wenn ich mich verletzt von Turnier zu Turnier schleppe, frage ich mich, ob es das wert ist, dass ich meine Familie nur zwei Monate im Jahr sehe.“

Seine Gattin stammt aus Panama, seine Töchter (sechs und drei Jahre) leben dort, für ihn selbst ist es die zweite Heimat geworden. Nach der Saison wird dort auch ausgespannt, um sich bei seinem Lieblings-Grand-Slam, den Australian Open wieder pudelwohl zu fühlen. Natürlich wieder mit Pavic. Den Kroaten hat er auch daheim besucht. „Durch ihn habe ich die Liebe zum kroatischen Wein gefunden“, sagt der Steirer. „Mit unseren Weinen kann ich wenig anfangen.“

Besagter Pavic hat ihm auch drei Flaschen mitgebracht. Am liebsten würde er sie am Sonntag köpfen, wenn er zum zweiten Mal nach 2009 (auch mit Kubot) gewinnt. „Ein Heimtitel ist immer etwas Besonderes.“

Sein nächster Auftritt in Österreich folgt auch in absehbarer Zeit, wenn es am 1. und 2. Februar (in Linz oder Salzburg) im Daviscup gegen Chile geht. Die neue Reform gefällt ihm, weil bei einer Qualifikation für das Finalturnier im November im Madrid viel Geld winkt. „Deshalb wäre es doch dumm, wenn wir dagegen wären.“

Anerkennung

Dennoch will Marach eines: Mehr Anerkennung für seinen Berufsstand. „Es wird definitiv zu wenig gemacht“, sagt Alex Antonitsch, einst als Doppelspezialist ein Baustein der drei Musketiere um Thomas Muster und Horst Skoff. Woran es liegt? „Erstens wechseln die Spieler oft ihre Partner, die Identifikation fehlt. Zweitens spielten früher noch mehr Einzelstars im Doppel.“

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