Russlands Sport auf dem Prüfstand

Laut der Welt-Anti-Doping-Agentur könnte der gesamte russische Sport von den Manipulationen betroffen sein.

Olivier Niggli fordert als Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) eine „starke Entscheidung“, sollten sich die schweren Anschuldigungen gegen Russland hinsichtlich einer vom Staat organisierten Vertuschung von positiven Dopingproben bei Olympia 2014 in Sotschi bewahrheiten. Das würde bedeuten, dass möglicherweise der gesamte Sport betroffen sei.

„Wir müssen auf den unabhängigen Report von Richard McLaren warten. Wenn dieser sagt, es gibt Beweise dafür, dass es bei den Winterspielen in Sotschi organisiert vom Staat abgelaufen ist, bedeutet es, dass womöglich der gesamte Sport betroffen ist. Das verlangt eine starke Entscheidung, nicht nur von der WADA, sondern von allen, die betroffen sind. Es werden wichtige Diskussionen anstehen“, sagte Niggli im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Dazu, dass Wissenschafter mit Blick auf das bevorstehende Großereignis in Rio schon von den größten Doping-Spielen der Olympia-Geschichte sprechen, meinte Niggli: „Welch eine beängstigende Aussage. Wir machen alles Mögliche, um ein sehr gutes Testprogramm im Vorfeld der Spiele zu machen. Zum ersten Mal haben wir auf Wunsch des IOC eine Task Force aus sechs nationalen Anti-Doping-Agenturen, die intelligent zusammenarbeiten und ein Programm erarbeiten, das Sinn macht. Hier geht es etwa um Zielkontrollen. Und wir haben noch das Mittel der Nachkontrollen. Proben werden eingefroren. Ich bin sicher, dass die Nachricht bei den Sportlern angekommen ist.“

Russisches Parlament kritisiert Startverbot

Das russische Parlament hat das drohende Startverbot für russische Sportler bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro derweil als Verstoß gegen die Menschenrechte verurteilt. Eine solche Entscheidung würde Streit und Misstrauen säen, kritisierte die Staatsduma. Das Parlament hoffe auf eine objektive Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), meldete die Agentur Interfax.

Das IOC beriet am Dienstag in Lausanne über Maßnahmen im Kampf gegen Doping. Vor vier Tagen hatte der Weltverband IAAF in Wien Russlands Leichtathleten wegen massiver Dopingvorwürfe weiterhin für alle internationalen Wettkämpfe und damit auch die Rio-Spiele gesperrt. Russland muss nun fürchten, dass auch andere Sportarten des Landes oder sogar die ganze Nation von Olympia in Brasilien ausgeschlossen wird.

Die Duma verurteilte ausdrücklich jede Form von Doping. „Doch Repressionen gegen jene Sportler, die niemals eines unsauberen Spiels überführt wurden, sind nicht nur ungerecht, sondern auch ein Verstoß gegen die Prinzipien der Olympischen Bewegung.“ Zugleich sprachen sich die Parlamentarier gegen eine Vermischung von Sport und Politik aus. Die Führung in Moskau sieht das Vorgehen der Sport-Institutionen gegen Russland im Doping-Skandal als politische Kampagne.

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