Die Last eines Leichtgewichts

Dominic Thiem schlägt am Dienstag in Melbourne auf. Noch darf man nicht zu viel erhoffen.

Wunderdinge werden von ihm erwartet. Brad Gilbert, einstiger Top-Ten-Spieler, mahnte erst vor kurzem in der Süddeutschen Zeitung: "Passen Sie bloß auf diesen österreichischen Burschen auf: Dominic Thiem! Er wird in drei Jahren oben mitspielen. Er ist außergewöhnlich."

Der ehemalige Agassi-Coach hatte sich den Ruf als Bösewicht hart erarbeitet, sein Buch trug den Titel "Winning ugly – Mentale Kriegsführung im Tennis." Freilich, damit ist der US-Mann die Antithese zum 21-jährigen Niederösterreicher, der irgendwie der wohlerzogene, brave Bub aus Lichtenwörth blieb.

Wunderdinge (auch Roger Federer oder Ivan Lendl attestierten ihm eine große Zukunft) darf man von Österreichs Nummer eins irgendwann erwarten. Für die notwendige Bodenhaftung sorgt immer der gestrenge Herr im Team Thiem: Trainer Günter Bresnik. "Es fehlt noch viel, er muss sich in allen Belangen verbessern", betont dieser immer wieder, auch nach dem glanzvollen Sieg über die damalige Nummer drei Stan Wawrinka in Madrid oder dem Achtelfinaleinzug bei den US Open (2014).

Und besonders vor den Australian Open in Melbourne, wo Thiem am Dienstag in Runde eins auf den Spanier Roberto Bautista-Agut trifft. Das ist kein Grundlinien-Stammgast (die gibt’s in Spanien nicht mehr so häufig wie in Brugueras Zeiten), sondern ein Offensivgeist, der die Nummer 16 weltweit ist. Nicht nur deshalb ist Thiem (Nummer 40) Außenseiter.

Klimawandel

Sieben Kilo hat er abgenommen. Und das ist bei einem ohnehin recht schmächtigen Burschen eine ganze Menge. Verkühlungen warfen Thiem in der so wichtigen Vorbereitungsphase zurück. Da half auch das gute Klima im Süden Teneriffas nichts, wo sich Thiem jährlich zum Aufbau einquartiert. Er erwartet sich einiges vom Jahr (den ersten Turniersieg zum Beispiel), "hier aber eher nicht."

Der Dienstag wird zum Österreicher-Tag. Der Waldviertler Andreas Haider-Maurer trifft in seiner Hauptbewerb-Premiere in Melbourne auf den bedingt berühmten französischen Qualifikanten Lokoli, Yvonne Meusburger auf die Lokalmatadorin Dellacqua. Die 31-Jährige zeigt sich noch einmal, nachdem sie eigentlich im August aufgehört hatte. Sie ist als Nummer 93 übrigens noch immer Österreichs Nummer 1.

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