Die vielen Hürden bis Olympia

Beate Schrott springt bei einem Hürdenlauf über eine Hürde.
Kommende Woche beginnt die Leichtathletik-EM. Sie ist der erste Schritt zu den Spielen in Rio 2016.

1500 Athleten aus 50 Nationen stellen sich dem kontinentalen Härtetest. Am Dienstag beginnen in Zürich die 22. Leichtathletik-Europameisterschaften. Mit den Medaillen-Entscheidungen werden die 13 österreichischen Sportler wohl nichts zu tun haben, Top-Ten-Ergebnisse wären ein Erfolg.

"Wenn ich meine Saisonbestleistung schaffe, kann ich die erste Runde überstehen", sagt Beate Schrott. "Eine Medaille ist diesmal unrealistisch." Die 26-jährige Hürdensprinterin zählt neben Zehnkämpfer Dominik Distelberger (24) und 1500-Meter-Läufer Andreas Vojta (25) zu Österreichs Hoffnungen. In der österreichischen Leichtathletik ortet sie einen Generationenwechsel. "Aber vielleicht kommt Rio für einige vier Jahre zu früh."

Nach zwei schwierigen Jahren mit einer langwierigen Muskelverletzung, gefolgt von Problemen mit einem Nerv, qualifizierte sich die Olympia-Finalistin von London dennoch souverän für die Titelkämpfe im Zürcher Letzigrund.

"Dafür, dass ich neun Wochen wegen Verletzungen fast nicht trainieren konnte, geht es mir gut", sagt Schrott, die den Trainingsrückstand spürt: "Die Muskulatur ist das nicht gewöhnt. Ich muss deshalb viel mit meinem Physiotherapeuten arbeiten." Dass der Physiotherapeut die Athletin ins Trainingslager begleiten konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil.

Gefördert

Beate Schrott ist eine von 39 Spitzensportlern, die derzeit zum "Projekt Rio" gehören. Das 20 Millionen Euro schwere Förderprojekt wurde nach den medaillenlosen Spielen von London ins Leben gerufen. "Das hat mir ermöglicht, den Sport auf wesentlich professionellere Beine zu stellen", sagt die Niederösterreicherin und gibt Beispiele: "Ich kann mit jetzt eine Betreuung für die Zusatzernährung leisten und ich habe meine hohen Arztkosten decken können, die ich heuer leider gehabt habe."

Dass Schrott auch 2015 auf die Olympia-Förderung bauen kann, ist nicht sicher. Denn nur wer Spitzenleistungen bringt, gehört auch im Folgejahr zum Rio-Kader. "Ich weiß, dass mein Fahrplan für Rio stimmt. Aber ich weiß nicht, ob das die anderen auch so sehen", sagt sie. Eine längerfristige Zusicherung der Förderungen hielte sie für sinnvoller: "Natürlich wäre es besser, wenn man sich auf einen Kader festlegen würde, auf den man bis zu Olympia konsequent setzt."

Gefordert

Einig sind sich Österreichs Athleten darüber, dass die Spitzenförderung für Rio eine gute Sache ist. "Wir sind total happy, dass wir da dabei sind", sagt Clemens Doppler, der gemeinsam mit Alexander Horst auf das olympische Beachvolleyball-Turnier an der Copacabana hinarbeitet.

Dank der Fördergelder konnten die EM-Dritten ihr Umfeld professionalisieren. Wunschbetreuer Robert Nowotny wurde verpflichtet, zusätzlich wird das Duo von einem Video-Scout begleitet, der eine umfassende Datenbank erstellt, um die möglichen Olympia-Gegner zu durchleuchten. Trotz aller positiven Effekte stimmt Doppler Sport-Kollegin Schrott zu: "Es ist ein zweischneidiges Schwert", sagt der 33-Jährige über die jährliche Neu-Evaluierung. "Eigentlich musst du jedes Jahr als wichtigstes hernehmen."

Unter Druck ist aus genau diesem Grund auch Stefanie Schwaiger. Sie muss mit ihrer neuen Beach-Partnerin Lisa Chukwuma erst ein echtes Team werden. "Wir fangen wieder ganz von vorne an. Da zählt nur die Leistung. Das finde ich aber eh gut."

Damen (4)

Jennifer Wenth (5000 m/23 Jahre): Die 23-Jährige gibt in Zürich ihr EM-Debüt.
Beate Schrott (100 m Hürden/26): Vor zwei Jahren verpasste sie in Helsinki um 1/100 Sekunde Bronze.
Kira Grünberg (Stabhochsprung/20): Stellte kürzlich in Linz mit 4,41 m einen neuen Rekord auf.
Elisabeth Eberl (Speerwurf/26): Die Steirerin warf heuer bereits 57,54 m.

Herren (9)

Nikolaus Franzmair (800 m/19): „Ich kann nur überraschen“, sagt der 19-Jährige.
Andreas Rapatz (800 m/27): Bei seiner dritten Freiluft-EM soll es erstmals mit dem Halbfinaleinzug klappen.
Andreas Vojta (1500 m/25), Bild: Das Finale ist Mindestziel.
Brenton Rowe (5000 m/26): Der in Australien lebende Athlet gewann bei der Team-EM im Juni in Riga die 5000 m.
Christian Pflügl (Marathon/35): Der Team-Älteste bestreitet seinen neunten Marathonlauf.
Thomas Kain (400 m Hürden/20): Der Wiener ist der erste männliche ÖLV-Athlet bei einer EM über diese Distanz seit 28 Jahren.
Christian Steinhammer (3000 m Hindernis/25): Trotz verpassten Limits ist er dabei, weil der Europaverband das Teilnehmerfeld aufgefüllt hat.
Gerhard Mayer (Diskus/34): Der Routinier wurde bei der WM 2009 Achter.
Dominik Distelberger (Zehnkampf/24): Mit einem Top-Ten-Ergebnis wäre er sehr zufrieden.

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