Die Irrwege ins Daviscup-Team
Von einer Win-Win-Situation spricht der Boss. Die Tatsache, dass Dominic Thiem Daviscup spielt und mithelfen wird, von 17. bis 19. Juli die Niederlande zu schlagen, freut zumindest das ganze Tennisland. Besagter Boss heißt Robert Groß, ist seit März Präsident des Tennisverbandes (ÖTV) und hat nun endlich eine Einigung mit dem streitbaren Thiem-Trainer gefunden.
„Günter Bresnik wird künftig unsere 8- bis 14-Jährigen mit seiner Akademie mitbetreuen“, sagt Groß über Bresniks künftige Zusatz-Tätigkeit im Raum Ost (Niederösterreich, Wien und Burgenland). Im Gegenzug dafür lässt Bresnik seinen Schützling Thiem Daviscup spielen. Bresnik betonte immer wieder, dass es ihm niemals um Geld ging, „sondern einfach, dass der Tennisverband endlich wieder eine gute Arbeit leistet.“ Via KURIER hat er oftmals seine Hilfe angeboten.
Andreas Haider-Maurer freilich ist beim Länderspiel gegen die Niederländer ohnehin gesetzt. „Ich liebe es, für Österreich zu spielen“, sagt der 28-Jährige. Und sein Manager Bernd Haberleitner betont: „Im Sinne für Österreich ist es hervorragend, das beste Team zu stellen. Auch wenn ich die Beweggründe nicht kenne, warum Thiem nun doch spielt, sage ich Bravo für das Land.“
Lange wurden Wetten abgeschlossen, ob Österreichs Nummer eins tatsächlich spielt. „Es war schon zeitweise sehr mühsam“, sagt Daviscup-Kapitän Stefan Koubek, „weil ich nie wusste, mit wem ich nun planen kann. Ich kenne Bresnik seit langem, weiß, dass er schwierig sein kann. Umso mehr freut es mich, dass es nun endlich zu einer Einigung kam. Ich weiß, dass Dominic selbst immer Daviscup spielen wollte.“
In dieser langen Zeit der Verhandlungen sickerte freilich durch, dass Thiem kein Extrageld vom Verband bekommen darf, dies hätte für Probleme gesorgt. „Es gibt fixe Daviscup-Verträge, die für alle gelten. Die gibt es seit Ewigkeiten“, sagt ÖTV-Geschäftsführer Thomas Hammerl. Nicht offiziell ist freilich die Tatsache, dass Bresnik Geld für seine Akademie erhalten hat. Logisch – wer mitarbeitet, darf auch mitverdienen.
Österreichs Rekord-Daviscup-Spieler Jürgen Melzer will sich damit gar nicht erst beschäftigen. „Mir steht es nicht zu, meine Stimme zu erheben. Ich bin nur froh, dass wir endlich mit dem besten Team antreten können“, sagt der 34-Jährige, der in Wimbledon nach seinem Out in der Qualifikation nur noch im Doppel an der Seite des Schweden Robert Lindstedt zu sehen sein wird. Eine Partnerschaft, die bislang noch nicht den gewünschten Erfolg brachte. „Nach dem Turnier setzen wir uns zusammen. Dann wird über die Zukunft entschieden.“
Während Alexander Peya (spielt gegen die Niederländer mit Melzer Doppel) auf sein Antreten in Wimbledon mit seinem brasilianischen Doppelpartner Bruno Soares noch warten muss, beginnt die unmittelbare Zukunft für Österreichs beste Einzelakteure heute. Dominic Thiem trifft auf den Israeli Dudi Sela, Andreas Haider-Maurer auf den Litauer Ricardas Berankis.
Und die Zukunft des Tennisverbandes? Da wird vorgebaut. Im Rahmen des Niederlande-Spiels treffen die besten Jugendlichen Österreichs und der Niederlande aufeinander. Matthias Haim und Alexander Erler bestreiten den Junior-Daviscup. Vorerst sollten Koubek & Co. aber in die Weltgruppe zurück. Mit allen Kräften. Es sieht gut aus.
Kommentare