Die größten Aufreger der Super-Bowl-Geschichte

In der Halbzeitpause lieferten die Popstars eine große Show ab. Beim gesanglichen Höhepunkt riss Timberlake der Jackson einen Teil ihres Outfits herunter - eine mit einem Stern bedeckte Brust wurde für Millionen von Zusehern sichtbar.
Nur wenige Veranstaltungen ziehen ein so großes Publikum an wie der Super Bowl - und sind so oft Schauplatz von Skandalen.

Der Super Bowl, das größte jährlich stattfindende Sportereignis der Welt, steht kurz vor seiner 53. Ausgabe. In bester Tradition wird diese Zahl stets in römischen Numeralen angegeben, weshalb das Endspiel der nordamerikanischen NFL am 3. Februar offiziell "Super Bowl LIII" heißt. Ebenso beste Tradition ist aber auch, dass der Super Bowl selten ohne kleinere und größere Aufreger vonstatten geht.

In guter Erinnerung ist sicherlich noch die Halbzeitshow von 2004 - beim Super Bowl XXXVIII treten Janet Jackson und Justin Timberlake gemeinsam auf. Was folgt, erhält später die euphemistische Umschreibung "wardrobe malfunction", also in etwa "Kleidungsdefekt" umgehängt. Nach einem Missgeschick sieht die Entblößung vor rund 144 Millionen Zusehern weltweit allerdings nicht aus - aber urteilen Sie selbst:

Beim Super Bowl XLV im Jahr 2011 sorgte Christina Aguilera für einen kleinen Fauxpas, der angesichts der US-amerikanischen Sensibilität bezüglich der Nationalhymne aber beinahe zur nationalen Krise hochstilisiert wurde: Aus der Textzeile "O'er the ramparts we watched, were so gallantly streaming" machte der Popstar - weil ihr der Text schlicht entfallen war - einfach "What so proudly we watched at the twilight's last gleaming". Ein peinlicher Fehler, angesichts eines Millionenpublikums, aber da spielten wohl die Nerven nicht mit.

O! say can you see
by the dawn’s early light,
What so proudly we hailed
at the twilight’s last gleaming,
Whose broad stripes and bright stars
through the perilous fight,
O’er the ramparts we watched,
were so gallantly streaming?

And the rockets’ red glare,
the bombs bursting in air,
Gave proof through the night
that our flag was still there;
O! say does that star-spangled
banner yet wave,
O’er the land of the free
and the home of the brave?

von US-Amerikanische Nationalhymne

Zu viel gefeiert? Vielleicht keinen Skandal, aber eine Kuriosität lieferten die Buffalo Bills im Zeitraum von 1991 bis 1994. Die Bills bestritten damals den Super Bowl XXV, Super Bowl XXVI, Super Bowl XXVII und Super Bowl XXVIII - und verloren vier Mal en suite, zunächst gegen die New York Giants, dann gegen die Washington Redskins und dann zwei Mal gegen die Dallas Cowboys. Der Grund dafür? Der damalige Dallas-Safety Darren Woodson kennt die Antwort - die Bills feierten in den Nächten vor dem großen Spiel ein bisschen zu viel.

Eine unerwartete Programmänderung erhielten die TV-Zuseher 2009 beim Super Bowl XLIII zwischen den Pittsburgh Steelers und den Arizona Cardinals präsentiert - die Comcast-Übertragung im Raum Tucson zeigte plötzlich knapp 30 Sekunden lang einen Pornofilm. Verantwortlich dafür war Frank Tanori Gonzalez, ein früherer Mitarbeiter von Cox Communications, einem Dienstleister von Comcast. Gonzalez wurde 2011 zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

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Bill Bellichick kassierte die höchste Strafe in der NFL-Geschichte.

Ein Jahr zuvor, beim Super Bowl XLII, unterlagen die New England Patriots knapp gegen die New York Giants. Warum das bemerkenswert ist? Weil die Saison von "Spygate" überschattet wurde: Die Patriots hatten ihre gegnerischen Trainer gefilmt und deren Signale entschlüsselt. Zwar ist es grundsätzlich nicht verboten, gegnerische Coaches zu filmen - allerdings nur von bestimmten Zonen aus. Daran hatten sich die Patriots nicht gehalten. Neben der erheblichen Geldstrafe - 500.000 Dollar für Cheftrainer Bill Belichick, 250.000 für den Verein - verloren die Patriots nach 16 Siegen in 16 Spielen der Regular Season ausgerechnet im Super Bowl. Ganz mieses Karma.

Noch ein Skandal, noch einmal die Patriots: Unter dem Titel "Deflategate" firmiert ein Skandal, der nur indirekt mit dem Super Bowl XLIX zusammenhängt. Im Duell um den Super-Bowl-Einzug zwischen den Patriots und den Indianapolis Colts geriet Superstar Tom Brady unter Verdacht, die Anweisung erteilt zu haben, weniger Luft in die Bälle zu pumpen als vorgegeben. Die Patriots siegten, zogen in den Super Bowl ein und gewannen auch diesen. Erst für die folgende Saison wurde Brady suspendiert; die Sperre wurde wieder aufgehoben, neu verhandelt, und schließlich für die Saison 2016 ausgesprochen. Da soll noch einer den Durchblick behalten.

Licht aus: Beim Super Bowl XLVII im Jahr 2013 gingen eine knappe Viertelstunde vor Ende des dritten Viertels plötzlich die Lichter aus. 36 Minuten lang setzte ein Stromausfall die Stadionbeleuchtung außer Gefecht - und hätte beinahe zu einem der spektakulärsten Comebacks der Super-Bowl-Geschichte geführt. Vor dem Stromausfall hatten die Baltimore Ravens mit 28-6 gegen die San Francisco 49ers geführt. Nach dem Wiederbeginn starteten die 49ers eine Aufholjagd, unterlagen am Ende aber dennoch mit 31-34.

Eine tragische Geschichte steht im Zusammenhang mit dem Super Bowl XXXVII im Jänner 2003: Die Oakland Raiders gingen gegen die Tampa Bay Buccaneers mit 21:48 unter. Der eklatante Unterschied lag vor allem daran, dass Raiders-Superstar Barret Robbins schlicht nicht auftauchte. Der Center, der wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Saison von Oakland gehabt hatte, war in der Woche vor dem Super Bowl praktisch unauffindbar und landete in der Nacht vor dem Spiel in einem Krankenhaus in San Diego. Robbins litt an einer bipolaren Störung und war am Tag vor dem Super Bowl in einem manischen Anfall nach Tijuana (Mexiko) geflogen, um dort zu feiern - fest überzeugt, man habe den Super Bowl bereits gewonnen.

Eine teure Geste zeigte die Rapperin M.I.A. bei der Halbzeitshow des Super Bowl XLVI im Jahr 2012 in die Kameras. Als Sidekick für Superstar Madonna erhob die Rapperin ihren Mittelfinger in die Kameras - eine Geste, die von der NFL mit einer saftigen Strafe belegt wurde. Unglaubliche 16,6 Millionen Dollar verlangte die Liga damals von M.I.A. für die - zweifellos verzichtbare - Geste. Da kam Robbie Williams mit seiner Hommage bei der WM-Eröffnung in Russland deutlich besser weg.

Dass die Halbzeitshow von Superstar Prince kaum ohne ein gewisses Innuendo auskommen würde, war eigentlich absehbar. Trotzdem waren Überraschung und Entrüstung groß, als die Musiklegende in der Halbzeitpause des Super Bowl XLI im Februar 2007 seinen Schatten auf eine Leinwand warf und Kritiker aus seiner Gitarre einen Phallus konstruierten. Prince selbst wies sämtliche Anschuldigungen von sich, aber die Kontroverse nahm darauf wenig Rücksicht.

Und zum Abschluss noch ein Blick etwas weiter zurück in der Geschichte: Im Vorfeld des Super Bowl XX im Jahr 1986 Chicago-Bears-Quarterback Jim McMahon von Reportern wegen seiner Kehrseite bedrängt worden. Der Grund dafür war harmlos: McMahon hatte in den Play-offs einen Bluterguss auf dem Gesäß erlitten und wurde in zahlreichen Pressekonferenzen mit Fragen zu seiner Genesung bedrängt. McMahon gab die einfache Antwort - und streckte während einer Trainingseinheit seine entblößte Rückseite in die Kameras.

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