Deutschland: Kein TV-Vertrag für Handball-WM

Für eine Mannschaft, die sich nicht für die bevorstehende Weltmeisterschaft qualifiziert hat, darf sich Österreichs Handball-Nationalteam am Montag über ein Millionenpublikum freuen. Das liegt freilich am Gegner. Der heißt Deutschland, ist amtierender Europameister, Olympia-Dritter und mit 770.000 Mitgliedern der größte und wichtigste Handball-Verband der Welt.
Die echte Besonderheit an diesem Testspiel in Kassel (18.30 Uhr/live und frei empfangbar für alle auf Sky Sport News HD)? Für deutsche Handball-Fans, und davon gibt es viele, ist diese Partie die letzte für lange Zeit, die im deutschen Fernsehen übertragen wird. Bei der am kommenden Mittwoch in Frankreich beginnenden Weltmeisterschaft, zu der das deutsche Team als Mitfavorit reisen wird, ist Deutschland nicht im Bilde. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sind längst aus den Verhandlungen um die Übertragungsrechte ausgestiegen.
Als Grund werden strengen Anforderungen des katarischen Rechteinhabers BeIN Sports genannt, der keine Übertragung auf unverschlüsselten Satellitensendern erlaubt. Laut eigenen Angaben müssten die Öffentlich-Rechtlichen einen neuen Satelliten installieren. Der Aufwand rechnet sich nicht, trotz vermeintlicher Millionenquoten – das EM-Finale der Deutschen vor einem Jahr sahen 16 Millionen Menschen in Deutschland.
Bereits bei der WM vor zwei Jahren hatte der Vertragspoker hohe Wellen geschlagen, kurzerhand war damals noch Sky eingesprungen. Doch dieses Mal kapitulierte auch der Bezahlsender – wie auch sämtliche Streaming-Dienste (z. B. DAZN) vor den Anforderungen des Rechteinhabers.
"Total-Katastrophe"
"Es läuft alles auf eine Total-Katastrophe hinaus", sagt Deutschlands Handball-Vizepräsident Bob Hanning zum " TV-Blackout" (© Welt).
Eine Handball-WM ohne deutschen (Fernseh)-Markt ist wie eine Ski-WM ohne Österreich. Fast undenkbar. Und eher nicht von Vorteil für den jeweiligen Sport. Einst verkündete der internationale Handball-Verband einen Rekord-TV-Deal (93 Millionen Euro). Nun hält sich der Jubel in Grenzen.
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