Der steile Aufstieg von Dominic Thiem
Als Dominic Thiem 2012 als 18-jähriger Bursche in Kitzbühel sein Erstrundenspiel gegen den Slowaken Martin Klizan nur haarscharf im dritten Satz verlor, waren die Zuschauer begeistert. Die damalige Nummer 442 brachte den Ranglisten-62. an den Rande einer Niederlage.
Einer ließ sich nicht zur Leistung gratulieren: Günter Bresnik. „Was wollt ihr? Er hat verloren“, poltert der Thiem-Trainer damals, nachdem er seinem Schützling eine Standpauke über die vergebenen Chancen gehalten hatte. Bresnik war fast nie zufrieden. Und deshalb war es auch Thiem nicht. Eine Triebfeder für spätere Erfolge.
Die Bezeichnung wohlverdienter Urlaub trifft auf den nunmehr 22-Jährigen wie kaum auf einen anderen zu. Der Niederösterreicher, der sich nun eine Woche im Süden erholt (und hoffentlich nicht wie vom letzten Urlaub eine andere Haarfarbe mitbringt) und anschließend die Vorbereitung auf das Jahr 2016 startet, hat seine erfolgreichste Saison hinter sich gebracht.
Eine Saison, die den Aufstieg um ein weiteres Kapitel dokumentierte. Das Jahr 2012 schloss Thiem auf Platz 309 ab, Ende des darauffolgendes auf Rang 139, Ende 2014 war er die Nummer 39, diese Saison wird er vermutlich auf Platz 19 abschließen. Auch, weil er bei drei 250er-Turnieren zuschlug und sich in Nizza, Umag und Gstaad seine ersten Turniersiege auf der ATP-Tour sicherte. Was für die Zukunft hoffen oder gar träumen lässt: Thiem ist der jüngste Top-20-Spieler. Und das Durchschnittsalter der Top 20 ist mit 28,5 Jahren relativ hoch.
EinstellungssacheSo gesehen hat es Thiem schon weit gebracht. Eine perfekte Einstellung (seine nächtliche Aktivitäten hat er auf Trainingseinheiten reduziert) und das ideales Umfeld machen den Lichtenwörther zu einem der hoffnungsreichsten Spieler im Tennis-Zirkus. Bresnik übernahm Thiem als dieser zehn Jahre war, ließ ihn schwitzen und die Rückhand umstellen, Fitness-Guru Sepp Resnik machte aus dem Burschen dank unkoventioneller Methoden (Baumstämme schleppen, durch Bäche kriechen) einen Athleten.
Die Zukunft zeichnet Österreichs Tennis-Idol Thomas Muster vor: „Irgendwann hören viele Topstars im Ranking vor ihm auf. Das Beste an der Situation ist, dass Thiem Potenzial für mehr hat“, sagt die ehemalige Nummer eins der Welt.
Vom Schlagrepertoire zählt Thiem bereits zu den Besten. Dass noch mehr drinnen gewesen wäre, weiß Thiem selbst. „Die Saison war auf den kleineren Turnieren sehr gut, bei den großen muss ich besser werden.“ Das fiel auch dem stets kritischen Bresnik auf. „Nur mit Siegen bei großen Turnieren kommt man in die Top Ten. Und dort wird die Luft dünner.“
Deshalb wird der Tennisball flach gehalten. „Wenn er Ende 2016 auch 19. wäre, wäre ich zufrieden.“
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