Dem Snooker-Sport droht der größte Skandal seiner Geschichte

Zhao Xintong gehört zu den Verdächtigen.
Wenige Tage vor der WM wird der Saubermann-Sport von einem Manipulationsskandal erschüttert.

Wenn im altehrwürdigen Crucible Theatre von Sheffield das größte und wichtigste Snooker-Turnier der Welt beginnt, wird es diesmal nur bedingt um Sport gehen. Die Jagd nach Maximumbreaks und der WM-Krone könnte 2023 überschattet werden vom möglicherweise größten Manipulationsskandal in der Geschichte der Sportart.

Zehn chinesische Spieler und seit knapp einem Monat auch der Engländer Mark King sind derzeit wegen Manipulationsvorwürfen gesperrt. Es geht um möglicherweise verschobene Spiele und absichtlich verschossene Bälle, aber auch um Mitwisser und Spielsucht.

Die Ermittlungen laufen, die Verfahren stehen bevor – ausgerechnet während der am Samstag (11 Uhr/live Eurosport) beginnenden WM.

Wie ein möglicher Betrug im Saubermann-Sport aussehen kann, zeigt eine 90-sekündige Sequenz des Spiels King gegen Joe Perry von den Welsh Open dieses Jahres. Der deshalb unter Verdacht stehende King verschießt mehrere einfache Bälle leichtfertig und verliert am Ende deutlich mit 0:4. Rund um die Partie hatte es auffällige Wettmuster und Quotierungen gegeben.

Von den zehn verdächtigen Chinesen ist Zhao Xintong der prominenteste, immerhin befindet er sich noch immer unter den besten Zehn der Weltrangliste. Öffentlich haben sie sich nach der Suspendierung bisher nicht geäußert.

"Herzzerreißend"

Jason Ferguson als Verbandschef der World Professional Billiards and Snooker Association (WPBSA) hat drastische Konsequenzen angekündigt – und mit emotionalen Worten auf die Entwicklung reagiert. "Es ist eine herzzerreißende Situation für diejenigen von uns, die sich schon lange mit dem Sport beschäftigen und daran gearbeitet haben, ihn zu dem großartigen Sport zu machen."

Die Reaktionen der Stars fielen unterschiedlich aus. Der siebenmalige Weltmeister Ronnie O’Sullivan, der in Sheffield um seinen achten Titel kämpft, relativierte: "Bevor man anfängt, die Beteiligten zu kritisieren, muss man sich erst in die Lage anderer Leute versetzen."

Es gebe eigentlich nur zwei Gründe für derartige Aktionen: Entweder Spielsucht, die der Engländer King vor Jahren einmal öffentlich eingestand. Oder der Kampf, finanziell über die Runden zu kommen.

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