Debrecen-EM als letzte Olympia-Quali-Chance

Neun Wochen vor Olympia ist der Fokus und das Training bei den schon für die Spiele qualifizierten Athleten voll auf London ausgerichtet. Die nicht Qualifizierten hoffen, nun ihr Limit zu erbringen. Eine Prognose für das OSV-EM-Abschneiden ist schwierig.
Denn die Leistungsträger Markus Rogan und Dinko Jukic sind diesmal keine sicheren Medaillenkandidaten, speziell Rogan. "Ich bin total erschöpft", erklärte der Wiener am Freitag in Wien bei einer Pressekonferenz vor der Abreise zu den Titelkämpfen. "Ich habe mich wegen Olympia nicht gezielt auf die EM vorbereitet. Aber ich dachte schon, schneller zu sein." Seine Zeiten zuletzt beim US-Grand-Prix in Charlotte waren eher ernüchternd.
Österreichs erfolgreichster Schwimmer hat die EM für sich daher zum Genussprojekt umgewandelt. "Höchstwahrscheinlich ist es ja meine letzte EM. Ich bin ja doch schon in einem gehobeneren Alter, ich werde sie genießen", meinte der 30-Jährige. "Mein Hauptziel ist es, zu schätzen, dass ich mir leisten kann, hier mein Hobby auszuüben." Ein Finaleinzug würde Rogan nach eigener Aussage schon zufriedenstellen.
Will der Routinier bei seinen schon siebenten Langbahn-Europameisterschaften erst nach den 200 m Lagen am Dienstag über seine weiteren EM-Einsätze entscheiden, wird Jukic sein übliches Programm abspulen. Er hat für 100 und 200 m Delfin sowie 200 und 400 m Lagen genannt. Den Stellenwert der EM rückt aber auch er zurecht: "Im Olympiajahr ist das ein sekundärer Wettkampf. Ich schwimme aus dem Training heraus."
Vor den Spielen 2008 lagen zwischen EM und Olympia viereinhalb Monate, diesmal sind es nur zwei. Daher sind die Bewerbe in der ungarischen Stadt für viele im 20-köpfigen OSV-Team schon so etwas wie das Meeting der letzten Limit-Chance. Die Qualifikationsphase geht zwar noch drei Wochen länger, doch der Leistungshöhepunkt ist bei den meisten für nächste Woche geplant.
Bisher sind Rogan, Jukic, Jördis Steinegger und zwei weitere Aktive für die Herren-Staffel über 4 x 200 m Kraul fix im ÖOC-Aufgebot. OSV-Präsident Paul Schauer geht davon aus, dass es wieder ein zweistelliges Aufgebot seines Verbandes bei den Spielen geben wird. Zählt man die nächste Woche in Eindhoven ebenfalls im EM-Einsatz befindlichen Synchronschwimmerinnen Nadine Brandl/Livia Lang dazu, sind es bereits sieben.
Von den übrigen war bisher Birgit Koschischek am knappsten an einer Olympia-Norm dran. Der Wienerin fehlte nur 1/10 Sekunde. "Das Limit zu erbringen ist mein Ziel", erklärte die Wienerin. "Dann wäre mir leichter." Eine gute Vorbereitung spricht dafür. Die hatte auch Steinegger. Die Steirerin zog zuletzt auf Teneriffa mit Assen wie der Deutschen Britta Steffen ihre Bahnen. "Ich fühle mich so gut trainiert wie noch nie", meinte sie.
Fabienne Nadarajah ist sich für sich noch etwas im Unklaren, da sie ihr Training unter Zeljko Jukic zuletzt komplett umgestellt hat. "Ich vertraue ihm aber total. Er hat ja mit Mirna und Dinko (Anm.: Jukic) gezeigt, dass er es kann. Ich werde ins Wasser springen, hoffen und schauen." Das Training der 26-Jährigen zielt auf 100 m Rücken ab. Im Delfinsprint als ihrer früheren Spezialdisziplin schwimmt sie sich am Montag nur ein.
Für insgesamt 61 Vorlauf-Antreten sind die OSV-Aktiven in den Einzel-Disziplinen genannt, wobei mit der erst 14-jährigen Desiree Felner auch eine EM-Debütantin dabei ist. Dazu kommen noch vier Staffel-Nennungen. Während es über 4 x 200 m Kraul der Herren ein Olympiatest ist, geht es über diese Distanz bei den Damen sowie in beiden Lagen-Staffeln um jeweils einen der vier freien Plätze im je 16 Teams umfassenden Olympia-Feld.
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