Der Absturz der Tennis-Großmacht Schweden
Tennis-Kenner, die nicht allzu flott mit der Zeit gehen, werden im Oktober wohl entsetzt gewesen sein. Damals stand fest, dass Österreich in der Europa-Afrika-Zone in Schweden antreten muss (am Freitag geht es los). "Horrorlos", "absolut chancenlos", waren damals die ersten Gedanken. Wenn man über Schwedens Tennis-Erfolge spricht, ist das längst nur noch ein Schwelgen in Erinnerungen. An große Zeiten. An alte Schweden.
Björn Borg, Stefan Edberg oder Mats Wilander, um nur die Allerbesten aufzuzählen. Alle drei waren Nummer eins, in ihrem Sog entwickelten sich zahlreiche andere Topspieler. Und heute?
Rückfall
Joakim Nyström, selbst vor fast 30 Jahren die Nummer 7 der Welt, und in Österreich unter anderem Trainer von Jürgen Melzer, kennt die Gründe: "Nach den vielen Erfolgen wurde man faul, hat einfach nichts mehr für die Jugend getan."
Håkan Dahlbo, Inhaber einer Tennisakademie in Seefeld und ehemaliger Trainer von Horst Skoff, gibt seinem Landsmann Recht: "Es ist viel Know-how verloren gegangen, die Top-Trainer und ehemaligen Superstars sind ins Ausland gegangen. Und diejenigen Trainer, die in Schweden geblieben sind, haben nicht über den Tellerrand geblickt."
Eine Ausnahme war einige Jahre Mats Wilander, der bis 2009 Daviscup-Kapitän war, aber auch nicht mit den Jüngsten trainierte. "Die Jugendlichen waren jahrelang mehr bei Mannschaftssportarten wie Fußball oder Eishockey zu finden", betont Wilander, 1988 die Nummer eins der Welt. "Es gab leichtere Möglichkeiten, Geld zu verdienen", erklärt Dahlbo.
Rückkehr
Mittlerweile geht es aber sogar wieder aufwärts. Kann es nur: Im Juli 2013 stand kein einziger Spieler in den Top 500 der Weltrangliste. Der Aufwärtstrend ist spürbar. Jetzt greifen ehemalige Topspieler wie Magnus Norman mit seiner Akademie wieder dem schwedischen Tennissport unter die (Tennis-)Arme, Jonas Björkman, 1997 die Nummer vier, ist im Trainerteam beim Daviscup. Die Ymer-Brüder – Elias ist 18, Mikael 16 – zeugen von diesem Aufwärtstrend.
Österreichs Herren sind dennoch Favorit. Den letzten Daviscup-Titel holten die Schweden 1998. Ein Jahr später wurden sie in der Relegation von Österreich besiegt (das einzige Mal in sechs Duellen). Jürgen Melzer und Alexander Peya debütierten damals im Doppel – und werden auch am Samstag, 16 Jahre später, gemeinsam auf dem Platz stehen.
Dort, in Örebro, erinnert nichts mehr an goldene Zeiten des siebenfachen Daviscup-Siegers. Keine Bilder von Idolen, kein Hauch von glorreichen Zeiten.
Gemessen an der Weltranglisten-Platzierung sind Haider Maurer (ATP-Nummer 55) gegen Lindell (234) und Jürgen Melzer 84) gegen den 18-jährigen Ymer (189) Favoriten.
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