Das Tennis-Jahr 2012
Mit dem Triumph von
Novak Djokovic ging am Montag das Tennis-Jahr zu Ende. Es bleibt nur noch das Daviscup-Finale, das ab Freitag in Prag von Tschechien und Titelverteidiger Spanien bestritten wird. Wer waren die Helden 2012, wer setzte die Glanzlichter – und welche Asse werden die Stars 2013?
Der König: Der US-Star John McEnroe sagte am Rande des ATP-Finales von London: "Roger Federer ist der Größte aller Zeiten." Er ist es. Vier Mal war der heute 31-jährige Schweizer Weltsportler des Jahres.
Von vielen Experten schon abgeschrieben, triumphierte der zweifache Familienvater heuer in Wimbledon und wurde wieder die Nummer eins. Insgesamt war er es bis zu seiner Ablöse im November 302 Wochen lang: Weltrekord.
Die Nummer eins: Der Serbe Novak Djokovic zauberte zwar kein so ganz so gutes Jahr wie 2011 hin, war aber der konstanteste Spieler und beendet auch dieses Jahr wieder als Nummer eins. Er gewann bei den Australian Open, beim ATP-Finale in London und erreichte bei den French - und US Open jeweils das Endspiel. Daneben findet der 25-Jährige immer Zeit für Späßchen. Beim Masters-1000-Turnier von Paris-Bercy betrat Joke-ovic mit einer Maske von Star-Wars-Bösewicht Darth Vader den Platz.
Der Erlöser: Andy Murray triumphierte zunächst auf dem "Green, green, grass of home" in Wimbledon und schnappte sich so Olympiagold, ehe er einen Monat später bei den US Open den ersten britischen Grand-Slam-Sieg im Einzel seit 1936 sicherstellte und damit sein Heimatland erlöste. Seitdem ist die Nummer drei der Welt ein Volksheld.
Das Fragezeichen: Rafael Nadal triumphierte zum siebenten Mal bei den
French Open und ist seitdem Rekordhalter. Danach sorgte der 26-jährige Spanier nur noch durch seine schwere Knieverletzung für Gesprächsstoff. Der Zeitpunkt einer Rückkehr ist offen, fraglich ist, ob der Superstar überhaupt wieder kommt.
Der Herausforderer: Juan Martin del Potro schaffte heuer wieder die Rückkehr in die Top Ten, nach dem er lange Zeit aufgrund einer Handverletzung außer Gefecht gesetzt war. Der mittlerweile 24-Jährige, der 2009 die
US Open gewinnen konnte und somit in die Phalanx der vier Großen (Federer, Nadal, Djokovic und Murray) einbrach, wird auch 2013 der größte Herausforderer der Topstars.
Der Kämpfer: David Ferrer wird das Jahr unmittelbar hinter den vier Großen auf Platz fünf beenden. Der 30-jährige Spanier holt immer das Maximum heraus und wird ständig besser. Nächstes Jahr könnte der erste Einzug in ein Grand-Slam-Finale gelingen. Ferrer führte sein Team zuletzt ins Daviscup-Finale.
Der Comeback-Spieler: Der deutsche Tommy Haas, vor zehn Jahren die Nummer zwei der Welt, begann das Jahr 2012 als Nummer 205 und beendet es als 21.. Der 34-Jährige gewann heuer das Rasenturnier von Halle und erreichte die Endspiele des Sandplatzturniers von Hamburg und des Hartplatz-Events von Washington. Sehr vielseitig.
Die Zukunftshoffnungen: Der 20-jährige Bernard Tomic aus Australien, der Belgier David Goffin und der Bulgare Grigor Dimitrov (beide 21) sind jene Spieler, die 2013 den absoluten Durchbruch in die Spitze schaffen sollten. Der ebenfalls 21-jährige Kanadier Milos Raonic klopft bereits an die Top Ten.
Die Abgänger: Mit dem Spanier Juan Carlos Ferrero und dem Amerikaner Andy Roddick verabschiedeten sich heuer zwei weitere ehemalige Nummer 1-Spieler. Damit sind von den Spielern, die einmal ganz oben standen, nur noch Federer, Djokovic, Nadal und Lleyton Hewitt aktiv. Vorausgesetzt Thomas Muster überlegt sich nicht doch noch ein Comeback.
Und das Tennis-Jahr aus österreichischer Sicht? Bewölkt mit vereinzelten Sonnentagen.
Daviscup
Einer dieser Sonnentage war der 12. Februar: Jürgen Melzer reckte in der Wiener Neustädter Arena Nova seine Arme triumphierend in die Höhe. Mit einem 6:2,6:4,6:1 über den Alex Bogomolow jr. den entscheidenden Punkt im Davis-Cup-Achtelfinale gegen Russland erkämpft. Mit dem 3:2-Erfolg stand das rot-weiß-rote Team zum ersten Mal nach 17 Jahren im Viertelfinale.
Dort wartete allerdings mit Titelverteidiger Spanien ein übermächtiger Gegner. Trotz des Ausfalls von Spaniens Nummer eins Rafael Nadal waren die Österreicher wenig überraschend chancenlos. Oliver Marach und Alexander Peya gewannen gegen Marcel Granollers/Marc Lopez das Doppel und holten damit den Ehrenpunkt in Oropesa del Mar. Es war Spaniens 23. Heimsieg in Folge - nach dem 3:1 im Halbfinale gegen die USA halten die Spanier bei mittlerweile 24 Heimsiegen in Serie.
Tamira Paszek
Tamira Paszek hatte ihre Sonnentage geballt im Juni: Nachdem die Vorarlbergerin in der ersten Saisonhälfte nur in Indian Wells und Straßburg die erste Runde überstehen konnte, feierte sie in Eastbourne auf Rasen nach Abwehr von fünf Matchbällen gegen Angelika Kerber ihren dritten Turniersieg auf der WTA-Tour.
Beste Voraussetzungen für Wimbledon. Und tatsächlich - in der ersten Runde setzte sich Paszek gegen die als Nummer sieben gesetzte Belgierin Caroline Wozniaki durch, warf in der zweiten Runde die Französin Alize Cornet aus dem Bewerb, besiegt in Runde drei Wozniakis Landsfrau Yanina Wickmayer und erreichte schließlich mit einem 6:2, 6:2 über die Italienerin Roberta Vinci die Runde der letzten acht. Da allerdings war sie gegen Viktoria Azarenka chancenlos.
Entsprechend groß waren die Hoffnungen für das ebenfalls in Wimbledon stattfindende Olympische Tennis-Turnier - sie sollten schnell enttäuscht werden: Schon in der ersten Runde war gegen Cornet, die sie an selber Stelle zwei Wochen zuvor noch mit 6:1, 6:2 vom Platz gefegt hatte, Endstation. Bei den US-Open war Paszek erstmals in ihrer Karriere bei einem Grand Slam gesetzt, scheiterte aber in der ersten Runde klar an Wolha Hawarzowa.
Jürgen Melzer
Jürgen Melzers privater Höhepunkt war wohl seine Hochzeit mit Tennis-Kollegin Iveta Benešová im September. Sportlich konnte der 31-Jährige, mit dem Rückenwind des Viertelfinal-Einzuges im Daviscup, in Memphis sein erstes ATP-World-Tour-500-Turnier gewonnen. Ebendiesen 500 Punkten ist es zu verdanken, dass die Saison 2012 die drittbeste in Melzers Karriere war. Denn danach lief nur wenig. Außer in Miami erreichte er in keinem Turnier die dritte Runde.
Im Doppel erreichte er zu Beginn des Jahres das Finale von Brisbane, in Wimbledon stand er im Halbfinale.
Lücke
Hinter Melzer klafft, fast schon traditionell, eine beeindruckende Lücke. Oder wie es Thomas Muster zusammenfasst: "Wir nähern uns dem Abgrund." Immerhin oszilliert Andreas Haider-Maurer um Platz 100, die Chancen auf einen zweiten Österreicher in den Top-100 ist also am Leben.
Österreichs Nachwuchs-Hoffnung und Orange-Bowl-Sieger 2011, Dominic Thiem, bestritt 2012 seine erste ganze Profi-Saison uns gewann ein Future in Tschechien und erreichte in der Wiener Stadthalle die zweite Runde.
Wie auch immer die Karriere des 21-Jährigen Bulgaren Grigor Dimitrow in Zukunft verlaufen wird - viel spektakulärere Schläge, als dieser bei seinem 6:3,-6:2-Auftakterfolg im Basel über Viktor Troicki werden ihm kaum gelingen. Für uns der Schlag des Jahres.
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