Das Dokument eines Scheiterns

Ein Tennisspieler schlägt einen gelben Tennisball mit seinem Schläger.
Österreich verliert in Kasachstan überraschend mit 1:3. Wo liegen die Gründe?

Österreichs Daviscup-Spieler haben nun bis September Zeit, um über ihr Auftreten in Kasachstan nachzudenken. Aus einem Viertelfinalspiel im April wird nichts. Jürgen Melzer schloss fast nahtlos an seine Leistung am Freitag an und unterlag Andrej Golubew nach 2:32 Stunden mit 6:4, 3:6, 4:6, 2:6. Andreas Haider-Maurer und den österreichischen Tennisfans wurde ein Schlusseinzel erspart. Viele Fragen bleiben.

Hat Kapitän Clemens Trimmel falsch aufgestellt?
Nein. Es gab nur eine etwas schwierigere Entscheidung, und zwar welchen Doppelspieler er zu Hause lassen muss. Er behielt mit der Aufstellung von Alexander Peya und Julian Knowle recht. Die beiden Routiniers sorgten für den Ehrenpunkt.

Wurde falsch trainiert?
Andreas Haider-Maurer und Jürgen Melzer wirkten komplett unvorbereitet auf die Bedingungen, dabei reiste man bereits eine Woche vor dem ersten Aufschlag an. So früh wie selten zuvor. Außerdem ließen sie sich vom Gegner überraschen, den man unterschätzte.

Was war mit Melzer los?
In den Fan-Foren wird dem Niederösterreicher mangelnder Einsatz attestiert. Das darf man ihm nicht vorwerfen, immerhin spielte er seit 1999 mit zwei Ausnahmen immer für Österreich, während andere auf den Daviscup pfeifen. Allerdings blieb Tatsache, dass er den Gegnern mit seiner Körperhaltung präsentierte: Ich kann dich sowieso nicht schlagen. Melzer ist 31 und wird stetig unroutinierter. Golubew hat er stark gemacht, ebenso Jewgenij Korolew am ersten Tag.

Ist das komplette Nationalteam zu hinterfragen?
Nein, obwohl sich Trimmel dieses Mal gefallen lassen muss, seine Männer zu wenig nach vorne gepusht zu haben. Braves Sich-vor-dem-Spieler-Hinhockerln löst kein Feuer aus. Ob die freundschaftliche Nähe zu Melzer (er hat ihn zum Daviscup-Kapitän gemacht) so positiv ist, sei dahingestellt. Pikant ist aber die Tatsache, dass mit Assistenztrainer Joakim Nyström und Physiotherapeut Jan Velthuis zwei Herren im Aufgebot stehen, von denen sich Melzer im eigenen Trainingsumfeld getrennt hat.

Ein Tennisspieler schlägt einen gelben Tennisball mit seinem Schläger.
epa03563535 Andreas Haider-Maurer of Austria in action against Andrei Golubev of Kazakhstan during their Davis Cup World group first round tennis match in Astana, Kazakhstan, 01 February 2013. EPA/IGOR KOVALENKO
Gibt es Alternativen?
Kaum. Andreas Haider-Maurer ist Österreichs bester Zweitbester und hat im Daviscup schon gute Partien gespielt ( Russland, Belgien). Dahinter? Dominic Thiem ist auf dem Vormarsch, im September allerdings wie Melzer-Bruder Gerald und Michael Linzer eher (noch) kein Thema. Martin Fischer hat sein Trainingsumfeld gewechselt und will noch einmal durchstarten. In Israel sicherte der Vorarlberger 2010 im letzten Einzel den Sieg.

Wie geht’s weiter?
Österreich spielt vom 13. bis 15. September in der Relegation gegen den Abstieg aus der Weltgruppe. Österreich war vor dem Treffen in Astana die Nummer neun der Welt und wird wohl gesetzt sein. Topteams bleiben erspart.

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