Darts-WM: "Sie sind ein bisschen Popstars"

DATRS: WORLD-SERIES-FINALE: SULJOVIC
Werner von Moltke, der Boss des europäischen Darts-Verbands, über Faszination, Boom und Geld.

Volle Halle in London. Großartige Quoten bei den Übertragungen der WM auf DAZN und Sport1. Darts ist in, die WM spannend wie schon lange nicht. Werner von Moltke ist Präsident des europäischen Verbands PDC Europe. Der Deutsche wurde 2005 mit dem Darts-Virus infiziert. 2007 gründete er den Europa-Ableger der Professional Darts Corporation PDC.

KURIER: Wie wurde aus dem britischen Kneipensport ein Sportphänomen?

Werner von Moltke: Das hat mit Promoter Barry Hearn zu tun. Die WM ist so gelegt, dass man den ersten Weltmeister des Jahres hat. Zudem ist rund um Weihnachten sportlich nicht die Welt los. Er forcierte auch die Spitznamen für die Spieler und wollte, dass jeder eine eigene Einmarschmusik hat.

Das kann aber nicht alles sein.

Für Barry Hearn ist vor allem das Preisgeld wichtig, er will, dass möglichst viele Spieler vom Darts leben können. Das hebt das Niveau. Und: Es gibt ja keine Leistungszentren für Dartsspieler. Das IOC zahlt nichts, die PDC schon, sie will, dass sich die Spieler selber entwickeln, sie hängt ihnen nur die Karotte vor die Nase.

Zudem sind die TV-Übertragungen spannend.

Das Mikrofon in der Scheibe war eine gute Idee. Und du musst in der Produktion absolute Fachleute haben, die die Spieler kennen, die wissen, wohin die werfen. Zu mehr als 90 Prozent hält die Kamera auf die richtigen Felder.

Warum werden nicht die Turniere der European Tour live im TV übertragen?

Die PDC Europe veranstaltet zehn Turniere, die live übertragen werden. Von der Tour gibt es auf der Homepage einen Stream, zudem noch einen für die Wettbüros.

Darts boomt besonders in Deutschland. Warum?

Es ist die Faszination. Darts ist wie 90 Minuten Elfmeterschießen. Zudem hat es lange keine großen Innovationen im Sport gegeben. In vielen Sportarten zählen nur die Olympischen Spiele. Tennis wurde zuletzt vor fast 50 Jahren verändert – mit der Einführung des Tie-Breaks. Bei uns und im E-Sport ist was passiert. Zudem ist Darts im Vergleich zu Cricket, Rugby oder Baseball leicht verständlich.

In Wien waren Sie noch nie.

Wir haben unsere ersten Turniere vor 30 Zuschauern gespielt, sind danach bewusst den Großstädten ausgewichen. Jetzt funktioniert Darts aber auch in den Metropolen. Wir hatten bei der Premier League in Berlin 12.000 Zuschauer an einem Abend.

Darts-WM: "Sie sind ein bisschen Popstars"

Werner von Moltke (li.) freut sich über die Entwicklung des Sports.

In Deutschland fehlte lange im Gegensatz zu Österreich ein Zugpferd. Max Hopp wird aber immer besser. Hilft das?

Ich war lange Jahre traurig, dass es keinen Boris Becker des Darts gibt. Mittlerweile bin ich glücklich, dass Darts bei uns in Deutschland auch ohne Zugpferd funktioniert.

Aber Österreich hat mit Mensur Suljovic ein Zugpferd.

Mensur ist absolut professionell. Er versteht den Sport auch als harte Arbeit.

Tun das nicht alle?

Man darf nicht vergessen, dass die Spieler heute oft im Fernsehen zu sehen sind, sie verdienen viel Geld. Sie sind ein bisschen Popstars, haben Geld, bekommen Einladungen, die Mädchen machen ihnen schöne Augen.

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