Darabos will Sport-Fördersystem ändern

Im April 2010 schrieb Helmar Hasenöhrl den "wohl schwersten" Brief seiner Funktionärskarriere. In dem Brief an das Sportministerium gestand der Präsident des Ruderverbandes: 2007 hat sein Verband Geld für ein Trainingslager abgerechnet, das so nie stattgefunden hatte. 3000 Euro, Steuergeld. Er sagt heute dazu: Ein Irrtum sei das gewesen; ein Kommunikationsfehler, weil die betroffenen Athleten nicht von einem Nationalteam-Trainer betreut wurden. Die falschen Beträge seien zurückgezahlt worden. Wie viel genau, weiß Hasenöhrl nicht mehr.
SPÖ-Sportminister Norbert Darabos versucht derzeit, das Sport-Fördersystem umzubauen. Denn: Das Phantom-Lager des Ruderverbandes wurde zwar entdeckt, aber es ist sicher kein Einzelfall. Das Fördersystem ist kompliziert wie der Schaltplan eines Kraftwerkes. Nur Experten verstehen das Geflecht der Förderstellen. Wieviel Geld jeder Verband bekommt, kann niemand genau sagen. Der Rechnungshof benennt diese Fehler seit Jahren. Das größte Problem: Der Sport kontrolliert sich selbst. Eine Handvoll Funktionäre kontrolliert die Bilanzen aller Verbände – einmal im Jahr.
Schwarze Konten können sie so kaum entdecken, in Wahrheit prüfen sie nur, ob jeder Beleg gestempelt wurde. Ein Idealer Nährboden für Korruption. Die Fälle der letzten Jahre sprechen Bände – allen voran der des Ex-ÖOC-Generals Heinz Jungwirth, dem der Staatsanwalt vorwirft, 2,7 Millionen Euro veruntreut zu haben.
Plan
Der Bund gibt jährlich 137,7 Millionen Euro für den Sport aus. Darabos hat jetzt einen Reformplan für den größten Brocken, die 80 Millionen "Besondere Bundessportförderung", vorgelegt.
Er sagt zum KURIER: "Ich will weg von der Gießkanne, hin zu moderner Mittelvergabe". Ein Fonds soll die Mittel in Zukunft verwalten; runde Tische sollen die monströse Förderstruktur ersetzen. Jeder Verband soll jedes Jahr mit allen Förderstellen gemeinsam die Strategie und den Mitteleinsatz besprechen. Der Fonds soll die Kontrolle der Abrechnung übernehmen, das Ministerium außerdem stichprobenartig Bücher prüfen.
Darabos ist nicht der Erste, der eine Reform versucht: In der Bundessportorganisation BSO haben SPÖ- und ÖVP-Politiker das Sagen. Sie haben bislang noch jede Reform in ihren Parlamentsklubs abgewürgt. Darabos hat deshalb eine ungewöhnliche Strategie gewählt und den Gesetzestext an die BSO geschickt, bevor er in Begutachtung geht. Am Montag tagt der BSO-Fachrat. Mit Widerstand ist zu rechnen.
Darabos-Modell Über den Fonds soll die Bundessportkonferenz wachen – offen ist, wie der Geschäftsführer des Fonds bestellt werden kann, ohne dass Verbände oder Ministerium dabei bevorzugt werden. Die 80 Millionen Euro "Besondere Bundessportförderung" fließen zur Hälfte in den Spitzensport; 45 Prozent gehen an den Breitensport, fünf Prozent an zentrale Einrichtungen (zum Beispiel das Olympische Komitee).
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