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Chisora: Klitschkos schlimmste Pest
Obwohl der Brite erst 17 Profikämpfe bestritten hat, spuckt er bereits große Töne.
Schwergewichts-Weltmeister
Witali Klitschko verteidigt am späten Samstagabend (ab 22.45 Uhr/live RTL) in München seinen WM-Titel nach WBC-Version gegen den Briten Dereck Chisora. Der 28-jährige Herausforderer von der Insel ist überzeugt, dass er sich zum Champion krönen wird, während Boxexperten einen klaren Erfolg des 40-jährigen Titelverteidigers aus der Ukraine erwarten.
Der in Simbabwe geborene Chisora ist allerdings unberechenbar, nicht nur wenn er im Ring steht: So verprügelte der "Del Boy" seine Freundin, küsste einen Gegner auf den Mund und biss einen anderen in Mike-Tyson-Manier ins Ohr. Und auch im Vorfeld des Duells mit Klitschko in der mit 12.500 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle nahm er den Mund voll.
Die Klitschko Psychologie
"Vorher ist Witali nett zu dir, doch dann will er dich zerstören. Das ist Klitschkos Psychologie", gab Chisora zu Protokoll. "Die meisten Gegner hatten gegen ihn doch schon verloren, als sie in den Ring gestiegen sind, weil sie vor Angst gezittert haben. Aber ich habe Stolz und Leidenschaft. Ich bin die schlimmste Pest."
Sogar eine Runde für seinen K.o.-Sieg hat sich Chisora bereits ausgesucht, nämlich die achte. "Ich brauche nur den einen richtigen Schlag, um Klitschko zu fällen", betonte der 1,87 m große Linksausleger, der als Profi bei einer Bilanz von 15:2-Siegen (neun durch K.o.) hält. Seine jüngste Niederlage am 3. Dezember des Vorjahres in Helsinki gegen den Finnen Robert Helenius war umstritten, auch seine erste resultierte aus einem Punkturteil, das aber am 23. Juli 2011 in der Wembley-Arena gegen seinen 2,06 m großen Landsmann Tyson Fury viel klarer und gerechter ausgefallen war
Körperliche Nachteile
Aufgrund seiner klaren körperlichen Nachteile rechnen Experten nun mit seiner dritten Niederlage: Chisora ist 15 Zentimeter kleiner als Witali Klitschko. Auch in punkto Reichweite hat er mit ebenfalls 15 Zentimetern klar das Nachsehen gegen den 2,02 m großen "Dr. Eisenfaust", der 43 seiner 45
Profikämpfe gewonnen hat und eine K.o.-Quote von 89 Prozent (40) vorweisen kann.
Dennoch behauptet Chisora, er rieche Furcht beim WBC-Weltmeister, "die Angst, etwas Großes zu verlieren". Große Sprüche sind eben immer gut für die Dramaturgie und die Zuschauerzahlen. Trotzdem muss Klitschko aufpassen. Denn was passieren kann, wenn es für den zum Jähzorn neigenden Chisora nicht läuft, hat er 2009 demonstriert: Damals biss er seinem Gegner Paul Butlin in der fünften Runde ins Ohr. Zwar gewann er den Fight - der Ringrichter hatte die Aktion nicht gesehen -, doch anschließend wurde Chisora für vier Monate gesperrt.
Bewährungsstrafe und Provokationen
Nur ein Jahr später wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er seine damalige Freundin verprügelt hatte - er hatte Nachrichten eines anderen Mannes auf ihrem Handy gefunden. Zu diesem Bösewicht-Image passt es so gar nicht, dass sich Chisora auch für die Rechte Homosexueller einsetzt - für einen testosteronüberfluteten Boxer erstaunlich.
Ohnehin liebt er die Provokation. Seinen Gegner Carl Baker küsste er bei einer Pressekonferenz auf den Mund - woraufhin es beinahe zur vorzeitigen Schlägerei zwischen den beiden gekommen wäre. Im Ring gab es dann kein Küsschen für Baker, sondern eine K.o.-Niederlage in Runde zwei.
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