Chef von Team Rot-Weiß-Rot widerspricht Stoss
Die Kritik von ÖOC-Präsident Karl Stoss am "Team Rot-Weiß-Rot" (TRWR) will die im Ministerium angesiedelte Institution zur Spitzensportförderung nicht auf sich sitzen lassen. Hans Holdhaus, der Vorsitzendes des wissenschaftlichen TRWR-Beirats, wehrte sich im Gespräch mit der APA. "Dieses Modell so anzugreifen ist weit unter der Gürtellinie", erklärte Holdhaus, der dem fünfköpfigen Beirat vorsitzt.
Das Team Rot-Weiß-Rot hat im Jahr 2009 das Projekt "Top Sport Austria" abgelöst. Stoss hatte bei seiner Bilanz-Pressekonferenz bei den für Österreich medaillenlosen Olympischen Spielen in London die aktuelle Finanzgebarung des Teams Rot-Weiß-Rot kritisiert. Laut Stoss seien nur 850.000 Euro an die 70 österreichischen Olympia-Teilnehmer 2012 geflossen, zudem würden heuer 400 Athleten im Vergleich zu 200 im Jahr 2004 gefördert werden. "So viel zum Thema Gießkanne", erklärte Stoss.
Holdhaus konterte. Demnach seien heuer vom Vier-Millionen-Euro-Budget 1,2 Mio. Euro für den Wintersport und "ein bisschen mehr, ca. 1,4 Mio.", für den Sommersport verwendet worden. Zudem sei als einer der Schwerpunkte die Förderung von Mannschaftssportarten festgelegt worden. Eine österreichische Mannschaft ist zuletzt im Jahr 2000 in Sydney bei Olympia gewesen. Für London 2012 wurde daher das Hockey-Team gefördert, das die Qualifikation aber nicht schaffte. Vor allem aber sei 2004 viel weniger Geld als jetzt zur Verfügung gestanden, "daher können wir jetzt mehr fördern", sagte Holdhaus.
Für London sind laut Holdhaus die Medaillenkandidaten, die davor als solche identifiziert worden sind, mit der maximalen Summe von 30.000 Euro im Jahr gefördert worden. Österreichs Turner, die sich erstmals seit Jahrzehnten wieder für Olympia qualifiziert haben, erhielten auch noch je 10.000 Euro. Die grundsätzlichen Kriterien für ein Recht auf Förderung wurden laut Beiratsvorsitzenden mit einem Top-Ten-Platz bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen bzw. einem Platz unter den besten acht bei Europameisterschaften festgelegt.
Dazu kommen noch Mittel für Junior-Projekte. "Dafür sind alleine 400.000 Euro reserviert. Wir wollen da Verbänden die Chance geben, längerfristig zu planen. Wir reden da über 2018 oder 2022".
Holdhaus unterstützt aber die Forderung, die Förderungen zu konzentrieren. Sowohl was die fördernden Stellen als auch die zu fördernden Sportarten betrifft. Als Beispiel führt er China und Australien an. "China fördert derzeit gezielt 15 Sportarten, Australien 11, Österreich 60. China hat nach den Spielen in Peking das Budget um 80 Prozent gekürzt und konzentriert sich dort, wo sie Medaillenchancen haben. Der Rest geht in den Breitensport", sagte Holdhaus. Er befürwortet, in Österreich Sportarten festzulegen, die aufgrund von "Image, Tradition oder Chancen" gefördert werden sollen.
"Den Wunsch der Zusammenführung verschiedener Fördertöpfe unterstreiche ich voll. Das wäre absolut gescheit. Aber das ist nicht der Job des ÖOC, der ist nur für Olympia-Verbände zuständig", erklärte er und lehnte damit den Vorschlag von Stoss ab. "Es sollte ein Expertengremium sein und wo es definitiv keine politischen Entscheidungen gibt."
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