Salzburg: Das enge Korsett durch die UEFA

Warum der Meister 70 Prozent des Budgets ohne Sponsor Red Bull aufbringen muss.

Es ist eine beeindruckende Statistik: Von den zehn Top-Verkäufen der Bundesliga gehen neun auf das Konto von Red Bull Salzburg (siehe Tabelle unten). Mit Wanderson, der um acht Millionen Euro zum FK Krasnodar (RUS) gewechselt ist, hat Salzburg wieder ein finanziell lukratives Geschäft gemacht, war der 22-Jährige doch 2016 ablösefrei gekommen.

In den vergangenen fünf Jahren wurden Spieler um rund 120 Millionen Euro verkauft. Auf dem Transfermarkt wurde ein Überschuss von rund 70 Millionen Euro erwirtschaftet. Bei solchen Zahlen ist es kein Wunder, dass der neue Geschäftsführer Stephan Reiter die Verkäufe als "wichtige Finanzierungssäule" bezeichnet.

Aber eigentlich sind sie noch mehr – zumindest seit 2015, seit Red Bull sich aus der Betriebsgesellschaft des Vereins zurückgezogen, auf die Bestellungsrechte des Vorstandes verzichtet hat und nur mehr als Sponsor auftritt. Bis dahin war die Finanzierung unkompliziert – trotz des von der UEFA für die Teilnahme an Europacup-Bewerben vorgeschriebenen Financial Fair Play (FFP).

Vorgaben

Laut diesem dürfen die Klubs "pro Bewertungszeitraum (drei Jahre) bis zu fünf Millionen Euro mehr ausgeben, als sie einnehmen". Dieses Defizit darf aber überschritten werden, wenn es "durch die direkte Bezahlung des Eigentümers vollständig gedeckt wird". Bis 2015 war die Obergrenze pro Bewertungszeitraum 45 Millionen Euro, seitdem sind es 30 Millionen. Kosten für Investitionen in Stadien, Trainingseinrichtungen oder den Nachwuchs sind von der Break-Even-Berechnung dazu ausgenommen.

Red Bull konnte also ein Defizit im Budget, das sich zuletzt bei rund 60 Millionen Euro eingependelt hatte, immer noch ausgleichen. In den Jahresabschlüssen gab es auch obligatorisch einen Gewinn von einer Million Euro. Im Geschäftsjahr 2015/’16 waren die Auswirkungen erstmals spürbar.

Verlust

Salzburg schrieb 1,7 Millionen Euro Verlust – und das nicht nur, weil die Europa-League-Gruppenphase versäumt wurde. Das war auch 2012/’13 passiert, in der von Salzburg noch dazu ein sattes Transferminus eingefahren wurde. Trotzdem gab es wie immer eine Million Euro Überschuss.

Als Sponsor darf Red Bull aber nur mehr mit maximal 30 Prozent am Gesamtumsatz von Salzburg beteiligt sein, sonst würde dies "als einen maßgeblichen Einfluss ausübend gelten". Wäre dem so, dann hätten Red Bull Salzburg und RB Leipzig nicht die Genehmigung für eine gleichzeitige Europacup-Teilnahme durch die UEFA erhalten. Denn beim deutschen Vizemeister ist der Getränkekonzern zu 99 Prozent Gesellschafter der RasenBallsport Leipzig GmbH.

Finanzierung

Salzburg muss also 70 Prozent des Budgets selbst bestreiten. Das geht am einfachsten über Spielerverkäufe. Nur ein Bespiel: Um jene acht Millionen Euro, die der Wanderson-Transfer einbrachte, über den Ticketverkauf zu lukrieren, müssten 17.000 Abos der teuersten Sitzplatzkategorie verkauft werden. Der Meister hatte vergangene Saison übrigens einen Zuschauerschnitt von 7833.

Auch wegen der UEFA-Vorgaben muss der Bundesliga-Budgetkrösus sparen. "Zehn bis 20 Prozent" je nach Bereich stehen laut Geschäftsführer Reiter weniger zur Verfügung. Das Budget wird sich also wohl zwischen 40 bis 50 Millionen bewegen. Das größte Einsparungspotenzial gibt es bei den Gehältern. Salzburg zahlt noch immer weit über dem Niveau der Wiener Großklubs Rapid und Austria. Die Zeiten, in denen bis zu zwei Millionen Euro oder in Einzelfällen auch mehr geboten werden konnten, sind aber vorbei.

Daran scheiterte auch die Weiterverpflichtung von Andre Wisdom, der vom FC Liverpool ausgeliehen war. Die Engländer bezahlten einen Großteil seines Gehaltes, das inklusive aller Lohnnebenkosten bei über zwei Millionen Euro lag. Dieses hätte Salzburg nun komplett übernehmen müssen. Das ist laut Sportchef Christoph Freund aber nicht mehr drinnen.

Die 10 Top-Verkäufe der Bundesligisten

Sadio Mané (Senegal) um 23 Mio. € von Salzburg zu Southampton
Naby Keita (Guinea) um 15 Mio. € von Salzburg zu RB Leipzig
Jonatan Soriano (Spanien) um 15 Mio. € von Salzburg zu BJ Guoan
Kevin Kampl (Slowenien) um 12 Mio. € von Salzburg zu Dortmund
Alan (Brasilien) um 11 Mio. € von Salzburg zu GZ Evergrande
Dayot Upamecano (Frankreich) um 10 Mio. € von Salzburg zu RB Leipzig
Wanderson (Belgien) um 8 Mio. € von Salzburg zu FK Krasnodar
Marc Janko (Österreich) um 7 Mio. € von Salzburg zu Twente Enschede
Martin Hinteregger (Österreich) um 7 Mio. € von Salzburg zu Augsburg
Robert Beric (Slowenien) um 7 Mio. € von Rapid zu AS St. Etienne

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