Box-Talent: Innerhalb eines Jahres zur EM-Bronze

Ich musste mich wehren“, sagt Aleksandar Mraovic. „Ich musste zur Selbstverteidigung greifen.“

Mraovic war nicht unbeliebt, hatte viele Facebook-Freunde. Auf der Straße waren sie aber nur selten zu finden, die sogenannten Freunde. Wie auch, wenn man 110 Kilo wiegt und den ganzen Tag vor dem Computer hockt.

Irgendwann wusste Mraovic, dass er zurückschlagen werde. „Natürlich wollte ich auch abnehmen, einfach Sport betreiben.“

Und dann fand er die richtige Kombination. Er schlug sich durch und boxte. Und er boxte richtig gut. Mraovic trainierte hart, zunächst ein Mal am Tag, dann zwei Mal. Er nahm 15 Kilogramm ab und wuchs aufgrund eines Wachstumsschubes 15 Zentimeter in einem Jahr. Mit Johann Senfter fand das Talent den geeigneten Mann, der nicht nur den Rohdiamanten schliff, sondern auch als Freund zur Seite stand.

Wenige Monate, nachdem er angefangen hatte, wurde er österreichischer Meister im Superschwergewicht. Mit nur sechs Kämpfen, die er alle gewann, reiste Mraovic im November nach Russland zur Junioren-EM und war mit großem Abstand der Boxer mit der geringsten Kampferfahrung. Die meisten Teilnehmer konnten mindestens 50 Kämpfe vorweisen.

In Russland schlug sich der Superschwergewichtler am besten vom rot-weiß-roten Trio und holte sensationell die Bronzemedaille.

Zufrieden? Mitnichten. Überglücklich? Schon gar keine Rede. Der Wiener ärgert sich auch noch im Nachhinein. „Man hat mir Silber gestohlen“, sagt Mraovic, schielt aber schon auf sein nächstes Highlight. „Im April ist die Junioren-WM. Da gehe ich auf Gold los.“

Marcos Nader, Österreichs bester Boxer, sieht für Mraovic eine rosige Zukunft. „Er hat gute Karten auf eine Olympia-Teilnahme 2016 oder 2020. Neben Daniel Janicijevic ist er ein weiteres vielversprechendes Talent. Wenn er so professionell bleibt, werden wir noch viel Freude mit ihm haben.“

Ehrgeiz hat Mraovic. Wer sein Vorbild ist? „Mike Tyson, wer sonst?“