Bolt joggt, Liu stürzt

Einen dramatischen Verlauf hat der Dienstagvormittag für das chinesische Leichtathletik-Team bei den Olympischen Spielen in London genommen. Topstar Liu Xiang rannte über die 110 Meter gleich die erste Hürde um, kam dabei ins Straucheln und blieb verletzt auf der Bahn liegen. Später verließ er auf einem Bein hüpfend die Strecke. Laut Erst-Diagnose hat sich der Olympiasieger von 2004 neuerlich einen Achillessehnenriss zugezogen.
So großartig Lius Olympische Karriere in Athen begonnen hatte, so mühsam gestaltet sie sich seither. Bei den Heim-Spielen in Peking 2008 musste er bereits vor dem Start seines Laufs verletzt w.o. geben, diesmal kam er gerade einmal 13,72 Meter bis zur ersten Hürde.
"Der wahre Sportsgeist"
"Es war fürchterlich und ist tragisch, dass es Liu passiert ist, gerade ihm, einem der besten Hürdensprinter, die es jemals gab", kommentierte US-Läufer Aries Merritt, der als Vorlauf-Bester 13,07 Sekunden für die 110 Meter brauchte, den kapitalen Fehler des Chinesen, der ironischerweise exakt die selbe Startnummer wie in Peking getragen hatte, die 1356.
"Er ist gestürzt, aber er ist wieder aufgestanden. Das ist der wahre Sportsgeist bei
Olympischen Spielen", sagte Chinas Cheftrainer Feng Shu Yong.
Neben Liu erwischte es in den Vorkämpfen am Vormittag noch einen zweiten Star. Ex-Weltmeister Phillips Idowu kam in der Dreisprung-Qualifikation nicht über 16,53 Meter und damit Rang 14 hinaus, was das vorzeitige Aus für den Publikumsliebling bedeutete. Der Brite hatte allerdings ohnehin gedämpfte Erwartungen, hatte er doch heuer unter anderem mit einer Hüftverletzung zu kämpfen.
Gemütlicher Lauf von Bolt
Trotzdem entschuldigte er sich bei den Fans für seine schwache Performance, die er auf die zu kurze Vorbereitungszeit nach diversen Verletzungen zurückführte. Weitester im Vorkampf war Weltmeister Christian Taylor aus den USA mit 17,21 Metern.
Einen gemütlichen Vormittag hatte dagegen
Usain Bolt, der seinen Vorlauf über die 200 Meter in 20,39 Sekunden in lockerem Stil für sich entschied und damit problemlos das Halbfinale am Mittwoch erreichte. Bolt sprach danach von einem einfachen Lauf und freute sich schon auf das weitere Geschehen: "Ich genieße es, das ist meine Lieblingsstrecke." Allzu viel gefeiert will er nach seinem 100 Meter-Sieg nicht haben. Er sei mit Freunden zusammengesessen und habe entspannt geplaudert, fühle sich top-fit.
Sein jamaikanischer Landsmann Yohan Blake, der hinter Bolt Silber über die 100 Meter geholt hatte, ließ bei seinem Laufsieg in 20,38 Sekunden ebenfalls nichts anbrennen. Einen gelungenen Olympia-Einstieg hatte auch der Franzose Christophe Lemaitre, der zu Gunsten einer guten 200 Meter-Vorbereitung auf die 100 Meter verzichtet hatte und seinen Vorlauf in 20,34 Sekunden gewann. Die überhaupt schnellste Zeit erzielte überraschend Alex Quinonez aus Ecuador, der in 20,28 Sekunden neuen Landesrekord lief
Kommentare