Baustelle Olympia 2014

Was bei der nächtlichem Fahrt vom Flughafen Sotschi nach Krasnaja Poljana von der Ferne wie munter tanzende Lichter vor einer netten Hügelkette wirkt, entpuppt sich beim Näherkommen als Beginn einer der längsten Baustellen der Welt.

Das ehrgeizig anmutende Projekt ist hell erleuchtet.

Im 24-Stunden-Betrieb wird an der Fertigstellung der Eisenbahntrasse und Autostraße gebaut, die bei den Olympischen Winterspielen 2014 die beiden Schauplätze am Schwarzen Meer und in den Bergen verbinden und einen schnellen Transport der Zuschauer ermöglichen soll. Riesige Stahlkonstruktionen und Brückenpfeiler lassen erahnen, wie mächtig die Infrastruktur werden wird.

Der Schienenverlauf ist aber noch äußerst lückenhaft, immer wieder fehlen Hunderte Meter lange Verbindungsstücke. Kaum vorstellbar, dass dies alles in zwei Jahren fertig sein soll und auch nicht akkreditierte Personen die Austragungsstätten der Schnee- und Eiskanalbewerbe gut erreichen können. 50.000 Menschen arbeiten vom Olympiapark in Sotschi bis zur Bergstation der Herrenabfahrt an der Entstehung der Winterspiele in zwei Jahren.

Die 48 Kilometer lange und eine dreiviertel Stunde dauernde Busfahrt vom Flughafen Adler nach Krasnaja Poljana endete für die alpinen Ski-Herren, die diese Woche die ersten und einzigen Weltcuprennen vor den Winterspielen auf den Olympiapisten bestreiten, im Hotel Park Inn. Fast der gesamte Tross, der in drei Charterflügen aus Zürich angereist ist, wurde darin untergebracht.

So ein schönes Hotel mit gutem Service und funktionierendem Internet hat man beim Anblick all der Baustellen im einst kleinen Gebirgsdorf nicht erwartet. Eröffnet wurde es als eines von zwei Hotels, die in der Nähe der Gondel-Talstation den Betrieb aufgenommen haben, erst vor knapp zwei Wochen.

Es ist aber gleichzeitig auch eine der wenigen bereits fertigen Unterkünfte in der gesamten Region. Wenn also Peter Mennel, der Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees Mittwochfrüh erzählt, dass er nun für die Olympiamission Hotels besichtigen werde, sorgt das bei ihm selbst und den Zuhörern erst einmal für Schmunzeln. Mehr als Rohbauten wird er oftmals nicht zu Gesicht bekommen.

Das Konzept für den Ort und die Sportstätten steht längst. Manches ist gut fortgeschritten, vieles ist ansatzweise im Entstehen, und man bekommt durchaus eine gute Vorstellung davon, wie das, was es derzeit nur in der Animation gibt, später einmal in Wirklichkeit aussehen wird. Nächste Erkenntnis: Auch die russische Realität sieht unter blauem Himmel und Sonnenschein freundlicher aus.

Auf dem Weg zum Zielbereich der alpinen Pisten fährt man durch einen Tunnel, der unter einem der zwei olympischen Athleten-Dörfer in Krasnaja Poljana durchführt. Man kommt bei allen vier weiteren Schauplätzen der Schnee- und Eiskanalbewerbe vorbei oder hat sie zumindest gut im Blickfeld. Es werden also Spiele der kurzen Wege werden. Den Medienvertretern soll sich von ihrem auf einem Hügel gelegenen Quartier-Dorf ein traumhafter Ausblick auf die Sportstätten, die Wälder und den Kaukasus bieten.

Noch kann man nicht erkennen, dass die riesige Baustelle links von der Straße der Eiskanal werden wird. Auf der Skisprunganlage scheint der Schanzenbau hingegen recht weit fortgeschritten, der Snowboard- und Freestyle-Park sowie das Langlauf- und Biathlon-Center bestehen derzeit vor allem aus schneebedeckten Bergen von Erde und Gestein.

Fertig sind hingegen die alpinen Pisten für Damen und Herren, die in dieser und nächster Woche auf ihre Olympiatauglichkeit geprüft werden. Das Gebiet um das Zentrum Rosa Khutor ist während der Testbewerbe Sperrzone. Die Sicherheitsmaßnahmen sind äußerst streng, sie Umfassen die Sicherung aller Einrichtungen und Liftstützen, aber auch Kontrollen von Fahrzeugen, Personen und Ausrüstung.

FIS-Renndirektor Günter Hujara ermahnte in der Mannschaftsführersitzung am Mittwoch alle Beteiligten, sich unbedingt und ausnahmslos an die Vorschriften zu halten und vor allem nichts stehen oder liegen zu lassen. Ein vergessener Rucksack an einer Gondelstation oder auf der Piste sorgt für den sofortigen Stopp von allem, was sich bewegt. Und die Hundestaffel der Polizei rückt aus.

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