Spaniens WM-Traum geplatzt

Ein Basketballspieler liegt enttäuscht auf dem Spielfeld.
Die Gastgeber sind im Viertelfinale an Frankreich gescheitert. US-Coach warnt seine Spieler.

Der große Traum vom Heim-Triumph ist für Spaniens Basketballer bereits am Mittwochabend im WM-Viertelfinale geplatzt. Mit einer 52:65-Niederlage gegen Frankreich kam völlig unerwartet das Aus. Die goldene Generation um die Gebrüder Pau und Marc Gasol verpasste so ihre wohl letzte Chance auf einen großen Titel.

Als das für die Fans Unfassbare Realität geworden war, wurde es in der Madrid Arena für einen Moment mucksmäuschenstill. Auf dem Parkett starrten die spanischen Stars entgeistert ins Leere, bei den Anhängern auf den Rängen flossen die Tränen. "Die (schlimmste) Niederlage aller Zeiten: Spanien verliert gegen Frankreich und verpasst das Halbfinale einer WM, bei der die Krönung eigentlich programmiert war", schrieb die Tageszeitung "El Mundo" am Donnerstag.

Zuschauer

Anstatt im Endspiel am Sonntag die NBA-Stars aus den USA endlich vom Thron zu stoßen, bleibt den stolzen Spaniern nur die Zuschauerrolle. "Der Traum entschwindet. Frankreich guillotiniert die Seleccion", titelte die Zeitung "Mundo Deportivo" auf Seite eins. "Das ist eine schmerzhafte und bittere Niederlage. Wir haben unser schlechtestes Spiel gezeigt", lautete der treffende Kommentar von NBA-Star Pau Gasol. Der Neuzugang von den Chicago Bulls war mit 17 Punkten einer der wenigen Spieler, die sich gegen die Niederlage stemmten. Ansonsten schienen die Iberer dem Druck nicht gewachsen zu sein und scheiterten am Ende an ihren eigenen Nerven. "Sie haben uns zerquetscht", meinte Barcelonas Juan Carlos Navarro.

Am Ende wurde den Spaniern ihre unterirdische Wurfquote aus der Distanz und die Unterlegenheit beim Rebound zum Verhängnis: Lediglich 2 von 22 (!) Dreipunktwürfen des Weltmeisters von 2006 landeten im Korb, bei den Rebounds waren die Hausherren mit 28:50 unterlegen. "Ein miserables Spanien hat sich das Aus verdient", schrieb "La Vanguardia" auf seiner Titelseite.

Die Franzosen waren hingegen völlig aus dem Häuschen. "Das hat uns kaum jemand zugetraut. Wir waren die einzigen, die daran geglaubt haben", sagte Boris Diaw von den San Antonio Spurs. Der Europameister hatte aus der klaren 64:88-Niederlage in der Gruppenphase gegen Spanien seine Lehren gezogen und durch den Zuschlag der Finalrunde für die EM im kommenden Jahr zudem einen weiteren Schub bekommen.

"Aber wir sind noch nicht fertig. Jetzt wollen wir mehr", betonte Diaw, in Abwesenheit von Superstar Tony Parker der Antreiber im Team. Im Halbfinale wartet nun am Freitag (22.00 Uhr/ Sport1) Serbien, dann soll es im Endspiel gegen die US-Amerikaner gehen. Für dieses Traumfinale waren eigentlich die Spanier eingeplant - bis zum "Desaster" ("El Pais") von Madrid am Mittwochabend.

US-Coach warnt

Trotz des klaren Sieges im Viertelfinale gegen Slowenien ist der Gewinn des WM-Titels für US-Coach Mike Krzyzewski kein Selbstläufer. „Wir sind schlagbar, daran gibt es keine Zweifel“, sagte der Trainer der Amerikaner nach dem 119:76-Erfolg der NBA-Stars in Barcelona. „Wir sind nicht der große Dominator. Wir haben gute athletische Qualitäten und spielen defensiv sehr hart. Aber wir haben ein sehr junges Team“, sagte Krzyzewski. Bisher wurde der Titelverteidiger bei der WM in Spanien jedoch kaum gefordert. Gegen Slowenien kamen die Amerikaner zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis.

Am Donnerstag (21 Uhr/live Sport1) steigt das Halbfinale gegen Litauen. Gastgeber Spanien flog gestern völlig überraschend im Viertelfinale hinaus. Die Iberer verloren in Madrid gegen Frankreich mit 52:65 (28:35) und erlebten damit eine bittere Enttäuschung. Serbien steht nach dem 84:56-(37:32)-Erfolg gegen Brasilien im Halbfinale. Die Serben machten im dritten Viertel (29:12) alles klar. Milos Teodosic erzielte 23 Punkte. Ex-Traiskirchner Nemanja Bjelica war bester Rebounder (8) und Assistgeber (5) seines Teams.

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