Rückkehrer Mahalbasic über die Basketball-Liga: "Niveau sehr traurig"

Rasid Mahalbasic
Rasid Mahalbasic hält nicht viel von der heimischen Liga, spricht über die Rolle von BC Vienna in der Adriatic League und erklärt, warum er auf sein 100. Länderspiel für Österreich gerne verzichtet.

Rasid Mahalbasic gehört zu Österreichs besten Basketballern der jüngeren Vergangenheit. 2010 ist er ausgezogen, um die große weite Basketballwelt zu erobern. In den folgenden eineinhalb Jahrzehnten spielte er für 18 Klubs in 13 Ländern auf vier Kontinenten. Nach 15 Jahren kehrte der bald 35-Jährige heim nach Österreich. Mit BC Vienna spielt der 99-fache österreichische Teamspieler in der heimischen Superliga (BSL) und auch in der Adriatic League (ABA).

Wie gewohnt nimmt sich der 2,11-Meter-Mann kein Blatt vor den Mund und spricht im KURIER-Interview über ...

... seine Rückkehr Es ist sehr schön, wieder in der Heimat zu sein. Wien kenne ich ja von früher, ich pendle aber oft nach Klagenfurt, weil ich so oft es geht, bei meiner Familie sein will. Meine Tochter geht in die zweite Klasse Volksschule in Klagenfurt, mein Sohn in den Kindergarten. Ich wollte in der Nähe sein, da hat sich mit BC Vienna die Chance ergeben. Wir spielen zwar in Österreich, aber auch international auf hohem Niveau.

... die Doppelbelastung (BSL und ABA) und den damit verbundenen engen Terminkalender. Zuletzt absolvierte er fünf Spiele in zehn Tagen Für mich sind viele Spiele super. Es heißt ja Basketballspieler und nicht -trainierer. Der Verein nutzt jetzt zu Beginn der Saison die BSL hauptsächlich dafür, um die jungen Spieler spielen zu lassen. Wie zum Beispiel Aron Stazic, der bis jetzt super gespielt hat. Dazu ein paar Ältere – wie ich. Das macht schon Sinn, wie wir das machen. Und es geht ja in dieser Phase der Saison nicht darum, um jeden Preis jedes Spiel zu gewinnen.

... das Niveau in der BSL Das Niveau in der BSL ist meiner Meinung nach sehr traurig. Die Regelung ist jetzt sieben Ausländer und fünf Homegrowns. Das ist nicht gut. BC Vienna leistet da ein bisschen Pionier-Arbeit, weil mehr Österreicher Zeit bekommen. Andere machen das nicht, das ist auch schlecht fürs Nationalteam. Es müssen bei mehr Mannschaften mehr Österreicher spielen.

... das Niveau in der ABA Da ist das Niveau wirklich sehr hoch. Keine Partie ist einfach, wir sind in jedem Spiel Außenseiter. Die Motivation ist aber groß – auch, um Österreich auf die Basketball-Landkarte zu bringen. Weil Österreich ist eine Unterliga in Europa.

... das Nationalteam und sein mögliches 100. Länderspiel Ich habe meine Team-Karriere vor zwei Jahren beendet, habe keine Ziele mehr mit dem Nationalteam. Aber wenn kein Center da ist und sie mich anrufen, dann werde ich sie nicht hängen lassen. Priorität hat das Team für mich aber sicher keine. Mit Aramis Naglic ist ein neuer Teamchef da, da wird es sicher auch einen Umbruch geben. Ich kenne ihn nicht persönlich, er ist aber sicher keine schlechte Wahl. Nur: Wenn die Zutaten fehlen, kann auch der beste Koch der Welt nichts machen.

... Basketball in Österreich Wo steht der österreichische Basketball? Nirgends. Ja, es gibt Jakob Pöltl als Aushängeschild. Aber wenn wir mit BC Vienna nicht in der ABA spielen würden, würde man nicht einmal wissen, dass in Österreich Basketball gespielt wird. Die wirtschaftliche Lage ist nicht leicht, das ist auch mir bewusst. Aber die Vereine müssen in besseren internationalen Ligen spielen.

... das Highlight mit BC Vienna in der ABA gegen Roter Stern Belgrad in der neuen Sportarena am 23. November Das wird auf jeden Fall etwas Besonderes. Die Stimmung wird sicher super, ich appelliere an unsere Fans, dass es kein Auswärtsspiel wird. Die neue Sportarena ist natürlich schön und wichtig. Aber Attraktivität kommt nur über Erfolge. Egal, wo die stattfinden.

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