Thiems Grand-Slam-Abenteuer ist beendet

Ein Tennisspieler mit weißer Kappe schaut auf einen Tennisball.
Der Niederösterreicher muss sich dem Südafrikaner Kevin Anderson glatt geschlagen geben.

Kevin Anderson ist Dominic Thiem in der zweiten Runde der Australian Open noch eine Nummer zu groß gewesen. Der in Melbourne als Nummer 19 gesetzte Südafrikaner setzte sich am Mittwoch gegen den Niederösterreicher in 1:47 Stunden mit 6:4,6:3,6:4 durch. Österreichs Einzel-Hoffnungen bei diesem Tennis-Grand-Slam liegen damit nur noch auf der Vorarlbergerin Yvonne Meusburger.

Der erste Satz war Thiems stärkster. Hier schlug er fünf seiner zehn Asse und damit um eines mehr als sein als äußerst starker Aufschläger bekannter Gegner. Der Lichtenwörther wehrte in seinem ersten Aufschlagspiel auch den ersten Breakball Andersons mit einem Ass ab und kam als Rückschläger vorerst gut zurecht. Bei 4:5 handelte sich der 20-Jährige aber ein 15:40 ein und kassierte das in diesem Durchgang entscheidende Break.

Andersons einzige Breakchance im zweiten Satz brachte diesem eine 3:1-Führung. Als der Afrikaner auf den Satz servierte, hatte Thiem zwei Breakchancen, vergab sie jedoch. Die 2:0-Satzführung war die Folge. In Satz drei gab Österreichs Nummer drei sein Service zum 2:3 ab, danach servierte der Weltranglisten-21. auf Court 6 souverän aus.

"Gratulation an Kevin Anderson, der einfach der bessere Spieler war", präsentierte sich Thiem auf Facebook als fairer Verlierer. "Das hat man vor allem in den wichtigen Situationen gesehen, beim Break zum 4:6 im ersten, beim Ausservieren im zweiten Satz." Er bezeichnete Anderson als besten Aufschläger, gegen den er bisher in einem Turniermatch gespielt habe. "Gegen einen so guten Spieler reicht ein schlechtes Aufschlagspiel pro Satz, und du bist weg."

Lehrgeld

Auch sei es für das österreichische Ausnahmetalent eine neue Erfahrung gewesen, so wenige Chancen in einem Match zu bekommen. "Und die habe ich nicht nützen können. Ich kann viel aus dem Match lernen, weil man gesehen hat, dass bei der Konstanz, bei der Beinarbeit und beim Return noch viel Arbeit wartet." Die Enttäuschung aufgrund der Niederlage sei zwar gegeben, die Turnierbilanz in Summe aber nicht negativ.

Thiem hatte am Vortag wegen der Hitze nur relaxt und Kräfte gesammelt. Bei Spielbeginn der Partie um 17.33 Uhr Ortszeit hatte es immerhin noch 36 Grad, ein Wind von 15 km/h verschaffte wenigstens ein bisschen Abkühlung. Für das Anderson-Match hatte sich der ÖTV-Jungstar ein Rezept zurechtgelegt. "Gut spielen, aggressiv bleiben, mein Bestes probieren", hatte er seine Devise ausgegeben. "Wenn das für die Sensation nicht reicht, habe ich mir nichts vorzuwerfen."

Im Endeffekt kam sein Aufschlag nicht so zur Geltung, wie er es gebraucht hätte. Nur sechs von zehn Aufschlägen waren im Feld, so konnte er seinen routinierten Gegner nicht in Bedrängnis bringen. Bei den Winnern lag Thiem mit 28 aber nur zwei hinter seinem Gegner, bei den unerzwungenen Fehlern mit 21 sogar um einen besser als der 27-jährige 2,03-m-Mann. Anderson kam auf insgesamt 15 Asse und trifft in Runde drei auf den Franzosen Edouard Roger-Vasselin.

Für Thiem ist das Abenteuer seines ersten Grand Slams zu Ende, hat er doch weder für Doppel noch für Mixed genannt. Nach drei Siegen in der Qualifikation und einem im Hauptbewerb kassiert er jedenfalls umgerechnet knapp 33.000 Euro und 70 ATP-Punkte. Von Platz 136 aus wird der zweifache ATP-Viertelfinalist damit sein Karriere-Hoch von 121 um einige Plätze verbessern. Auf die Top 100 fehlen noch gut 60 Punkte, bis Mitte März hat Thiem aber nichts zu verteidigen.

Sind die Australian Open im Sommer noch zumutbar?

Österreichs Herren-Riege im Doppel der Tennis-Australian-Open hat am Mittwoch einen erfolgreichen Start hingelegt. Der Wiener Alexander Peya, der Steirer Oliver Marach und der Vorarlberger Philipp Oswald kamen mit ihren Partnern in die zweite Runde. Ausgeschieden ist in Melbourne aber das aus der Salzburgerin Sandra Klemenschits und der Vorarlbergerin Yvonne Meusburger gebildete ÖTV-Damen-Doppel.

Der mit dem Brasilianer Bruno Soares als Nummer zwei gesetzte Peya setzte sich gegen den Spanier Feliciano Lopez und den Brasilianer Andre Sa in 79 Minuten 6:4,6:4 durch. Die US-Open-Finalisten brachten alle ihre Aufschlagspiele durch, bekommen es aber im Match um den Einzug in das Achtelfinale mit einer gefährlichen indisch/US-amerikanischen Paarung zu tun. Denn der 39-jährige Mahesh Bhupathi und Rajeev Ram bringen einiges an Erfahrung und Erfolgen in diese Partie mit.

Marach kam mit dem Rumänen Florin Mergea gegen Santiago Gonzalez und Scott Lipsky zu einem 6:3,7:6(6)-Erfolg. Der Mexikaner und der US-Amerikaner waren immerhin als Nummer 16 gesetzt gewesen. Oswald und der Deutsche Simon Stadler besiegten die Niederländer Jesse Huta Galung und Igor Sijsling mit 3:6,7:6(5),6:2. Die nächsten Gegner dieser beiden Gewinner-Paare werden am Donnerstag (Oswald) bzw. voraussichtlich am Freitag (Marach) ermittelt.

Klemenschits/Meusburger unterlagen der Nummer-16-Paarung 2:6,3.6, nämlich der US-Amerikanerin Vania King und der Kasachin Galina Woskobojewa. Für die ÖTV-Spielerinnen war es auch ein Test für die Fed-Cup-Aufgaben in der ersten Februar-Woche in Budapest. Verbesserungsbedarf besteht auf alle Fälle beim Aufschlag, diesmal kassierten sie bei acht Service-Games fünf Breaks.

Während Österreich im Damen-Doppel und Herren-Einzel nicht mehr vertreten ist und im Herren-Doppel am Donnerstag noch den Vorarlberger Julian Knowle im Talon hat, scheint in der Mixed-Auslosung nur Peya auf. Der aber ist mit der Deutschen Anna-Lena Grönefeld topgesetzt. Im Vorjahr war für das Duo im Wimbledon-Achtelfinale und beim US-Open-Auftakt Endstation. Nun beginnen sie gegen die Russin Vera Duschewina und den Niederländer Jean-Julien Rojer.

Ich habe meine Trinkflasche auf den Boden gestellt, das Plastik hat gleich ein wenig zu schmelzen begonnen“, sagte die Dänin Caroline Wozniacki nach ihrem Sieg über Dominguez Lino.

Nicht nur Flaschen zählten zu den Opfern. Wenig verwunderlich bei 42 Grad, die am Dienstag in Melbourne gemessen wurden. Schlimm erwischte es den Kanadier Frank Dancevic, der auf dem Court sechs zusammengebrochen war und minutenlang regungslos auf dem Boden lag. Mit viel Eis wurde er wieder aufgepäppelt – und verlor gegen den Franzosen Paire. Während eben Dancevic weiterwurschtelte, musste ein Balljunge, der ebenso zusammengebrochen war, sein Tagwerk beenden.

Auf den Magen schlug die extreme Hitze der Chinesin Peng Shuai. Sie musste sich übergeben und verlor – auch von Krämpfen geplagt.

Hintergründe

Sport ist Mord? Angesichts der Temperaturen ist Melbourne im Jänner zumindest keine Wellness-Oase (2009 hatte es sogar 45,5 Grad). „Gesund ist es keineswegs“, sagt Sportarzt Prof. Reinhard Weinstabl. „Vor allem der Elektrolytverlust ist enorm. Die Folgen sind in erster Linie Muskelkrämpfe, bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit.“ Umso heißer es ist, desto mehr würden die Spieler nach Luft schnappen. „Das führt auch zu Magenproblemen.“ Australien ist ein besonders heißes Pflaster. „Dort ist die Sonne noch aggressiver als in Europa“, sagt Weinstabl, der Tennis-Profis generell nicht zur größten Risikogruppe zählt. „Man kann im Gegensatz zu anderen Leistungssportlern wie Läufern permanent zwischen den Punkten trinken und sich abkühlen. Wichtig ist, dass der Nacken und vor allem der Kopf geschützt wird. Wenn einer das Kapperl verkehrt aufsetzt, macht dies aber wenig Sinn.“

Vorsorgemaßnahmen

Vorbereitung ist aber das halbe Sport-Leben. „Je fitter man ist, desto besser bewältigt man die Hitze.“ Weinstabl nennt vor allem Dominic Thiem als positives Beispiel. Der Niederösterreicher, der Mittwoch früh in Runde 2 auf den Südafrikaner Kevin Anderson trifft, sei dank des Extremsportlers Sepp Resnik topfit. Thiems Rezept: „Cool bleiben.“

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