Australian Open: Tennis bei 42 Grad
Ich habe meine Trinkflasche auf den Boden gestellt, das Plastik hat gleich ein wenig zu schmelzen begonnen“, sagte die Dänin Caroline Wozniacki nach ihrem Sieg über Dominguez Lino.
Nicht nur Flaschen zählten zu den Opfern. Wenig verwunderlich bei 42 Grad, die am Dienstag in Melbourne gemessen wurden. Schlimm erwischte es den Kanadier Frank Dancevic, der auf dem Court sechs zusammengebrochen war und minutenlang regungslos auf dem Boden lag. Mit viel Eis wurde er wieder aufgepäppelt – und verlor gegen den Franzosen Paire. Während eben Dancevic weiterwurschtelte, musste ein Balljunge, der ebenso zusammengebrochen war, sein Tagwerk beenden.
Auf den Magen schlug die extreme Hitze der Chinesin Peng Shuai. Sie musste sich übergeben und verlor – auch von Krämpfen geplagt.
Hintergründe
Sport ist Mord? Angesichts der Temperaturen ist Melbourne im Jänner zumindest keine Wellness-Oase (2009 hatte es sogar 45,5 Grad). „Gesund ist es keineswegs“, sagt Sportarzt Prof. Reinhard Weinstabl. „Vor allem der Elektrolytverlust ist enorm. Die Folgen sind in erster Linie Muskelkrämpfe, bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit.“ Umso heißer es ist, desto mehr würden die Spieler nach Luft schnappen. „Das führt auch zu Magenproblemen.“ Australien ist ein besonders heißes Pflaster. „Dort ist die Sonne noch aggressiver als in Europa“, sagt Weinstabl, der Tennis-Profis generell nicht zur größten Risikogruppe zählt. „Man kann im Gegensatz zu anderen Leistungssportlern wie Läufern permanent zwischen den Punkten trinken und sich abkühlen. Wichtig ist, dass der Nacken und vor allem der Kopf geschützt wird. Wenn einer das Kapperl verkehrt aufsetzt, macht dies aber wenig Sinn.“
Vorsorgemaßnahmen
Vorbereitung ist aber das halbe Sport-Leben. „Je fitter man ist, desto besser bewältigt man die Hitze.“ Weinstabl nennt vor allem
Dominic Thiem als positives Beispiel. Der Niederösterreicher, der Mittwoch früh in Runde 2 auf den Südafrikaner Kevin Anderson trifft, sei dank des Extremsportlers Sepp Resnik topfit. Thiems Rezept: „Cool bleiben.“
Sind die
Australian Open im Sommer noch zumutbar?
Ein Österreicher in der 2. Runde eines
Grand-Slam-Turniers – keine Seltenheit. Jünger als Thiem, der am 3. September 21 wird, waren bei ihrem ersten Hauptbewerb-Sieg seit der Profi-Ära (1968) erst zwei. Der Jüngste mit 18 Jahren und knapp acht Monaten war Thomas Muster 1986 bei den
French Open, Horst Skoff war 1987 ebendort um rund eineinhalb Monate älter.
Eine Spätstarterin ist Yvonne Meusburger, die mit einem 7:6-6:4-Sieg über Chanelle Scheepers (Südafrika) in die zweite Runde einzog. Die 30-jährige Vorarlbergerin ist erst seit Kurzem Top-50-Spielerin.
Ältester Österreicher im Feld ist das 39-jährige Doppel-Ass Julian Knowle. Er spielt in Melbourne mit dem 23-jährigen Kanadier Pospisil. Erst am Samstag holte er sich mit dem Brasilianer Melo den Titel in Auckland.
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