Australian Open: Eine griechische Heldensaga

Der 20-jährige Stefanos Tsitsipas entthronte im Achtelfinale sein Idol Roger Federer.

Roger Federer wird es allmählich ein bisserl anzipfen. Es ist ja nett, wenn immer mehr Tennistalente sagen, dass er immer ihr Idol gewesen sei. Aber wenn er immer öfter der Nebendarsteller ist, wenn Bubenträume wahr werden ...

Nach 17 Siegen in Folge in Melbourne fand der 37-jährige Maestro gestern seinen Meister in einem 20-jährigen Griechen. Stefanos Tsitsipas heißt dieser, und er schickte den Titelverteidiger und 20-fachen Major-Sieger mit 62 Winnern und einem 6:7-7:6-7:5-7:6-Sieg nach Hause.

Und die Fans? Die einen waren traurig, die anderen jubelten in der Rod Laver Arena beziehungsweise vor den Toren. Die anderen, das sind vor allem Griechen, die eine große Fangemeinschaft in Melbourne bilden. Für sie war der 20. Jänner fast so etwas wie ein neuer Staatsfeiertag. Immerhin schaffte es „Stef“, wie er kurz genannt wird, als erster Grieche in ein Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Es werden wohl noch ein paar Exil-Griechen mehr werden, wenn Tsitsipas auf den Spanier Roberto Bautista Agut trifft, der mit dem Kroaten Marin Cilic den zweiten Vorjahresfinalisten heimschickte.

Wachablöse?

Tsitsipas hat das Zeug zum Nationalhelden. Zwar schafften griechischstämmige Herren immer wieder den Sprung in die Weltspitze (Pete Sampras’ Familie stammt aus Kos), aber eben nicht als „echte“ Griechen.

Von einer Wachablöse zu sprechen, ist im Zusammenhang mit dem Namen Federer („Das höre ich schon seit zehn Jahren“) riskant, aber Tsitsipas war vier Jahre alt, als Federer in Melbourne seinen ersten von insgesamt sechs Titeln geholt hatte. Mit einem siebenten wäre der Schweizer Rekordhalter in der Profi-Ära (seit 1968) gewesen, nun kann sich der Serbe Novak Djokovic diese Ehre erspielen. Vorausgesetzt, er schlägt heute im Achtelfinale den Russen Daniil Medwedew (2. Partie nach 9 Uhr MEZ/live Servus TV).

Medwedew gehört ebenso zu der neuen Generation, die unaufhaltsam nach vorne marschiert, ihr Anführer ist der Deutsche Alexander Zverev, der in der Nacht auf Montag gegen den Kanadier Milos Raonic spielte.

Ein weiterer könnte der 21-jährige US-Mann Frances Tiafoe werden. Er schlug den Bulgaren Grigor Dimitrow in vier Sätzen. Der nächste Gegner scheint aber derzeit übermächtig: Rafael Nadals 6:0-6:1-7:6-Erfolg über den wiedererstarkten Tschechen Tomas Berdych lässt die Konkurrenz zittern. Und das, obwohl der 32-Jährige seit September kein Turnier mehr gespielt hat. Allerdings befand sich der Spanier zumeist im Training. Nach den US Open schmerzte das Knie, weitere Comeback-Versuche scheiterten kurzfristig an Bauchmuskel- bzw. Oberschenkelproblemen. Jetzt scheint er wieder topfit.

Bei den Damen kommt es am Montag (9 Uhr MEZ/live Eurosport) zu einem Kracher: Die Nummer eins trifft auf die aller Voraussicht nach beste Spielerin der Geschichte. Kurz: Simona Halep spielt gegen Serena Williams.

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