Auch der doppelte Mont Ventoux kann Tadej Pogacar nicht bremsen

Alles richtig gemacht: Wout van Aert holte sich die elfte Etappe
Der slowenische Titelverteidiger baute als Vierter seine Führung aus. Der Belgier Wout van Aert gewann die elfte Etappe

„Den Ventoux muss man herbeisehnen. Deshalb darf er nur selten Teil der Tour sein“, sagt Christian Prudhomme, der Chef der Tour de France.

Erst 16 Mal stand der 1.909 Meter hohe Kalkstein-Klotz in der Provence im Programm der Frankreich-Rundfahrt, davon zehn Mal als Zielort. 2016 musste die Etappe jedoch verkürzt werden, weil über dem kahlen Gipfel ein Sturm tobte. Zwei Mal an einem Tag wurde der Mont Ventoux bis Mittwoch aber noch nie befahren.

„Der Ventoux ist ein Berg außerhalb jeder Kategorie“, sagt der Franzose Guillaume Martin (Cofidis), am Mittwochmorgen noch Neunter des Klassements, studierter Philosoph und Autor („Sokrates auf dem Rennrad“). Und das gilt sowohl für den Anstieg in dieser baumfreien Schotterwüste als auch für die Abfahrt hinab nach Malaucène, bei der Geschwindigkeiten von 100 km/h und mehr erreicht werden.

Auch der doppelte Mont Ventoux kann Tadej Pogacar nicht bremsen

Kurzzeitig in Nöten: Tadej Pogacar beim zweiten Erklimmen des Mont Ventoux

Ausscheidungsrennen

198,9 Kilometer mit Start in Sorgues standen den verbliebenen 164 Fahrern bevor, ab Kilometer 26 waren es nur noch 163: Der vierfache Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin lag im Straßengraben – mit blutüberströmtem rechten Oberschenkel. Der dritte Sturz des deutschen Jumbo-Visma-Profis war zu viel.

Die erste Bergwertung auf dem Ventoux – von Osten angefahren und mit rund 400 Metern weniger Höhenunterschied als der steilere Anstieg von Süden – sicherte sich Weltmeister Julian Alaphilippe (FRA/Deceuninck-Quick Step) nach 122 Kilometern aus einer siebenköpfigen Spitzengruppe heraus. Fünf Minuten lagen die Ausreißer vor dem Hauptfeld um den slowenischen Leader Tadej Pogacar (Emirates).

Zwölf Kilometer vor der zweiten Ventoux-Passage (nun von Süden) löste sich Wout van Aert (BEL/Jumbo-Visma) aus der Spitzengruppe und brachte den Vorsprung ins Ziel, es war der dritte große Erfolg des 26-Jährigen im laufenden Jahr nach Gent-Wevelgem und Amstel Gold Race. "Das ist wohl der größte Erfolg meiner Karriere", sagte Van Aert.

Titelverteidiger Pogacar profitierte von einer Schwächephase seines Verfolgers Ben O’Connor (AUS/AG2R Citroën) im letzten Anstieg und konnte selbst eine Attacke des Dänen Jonas Vingegaard kurz vor dem Gipfel nicht kontern. Das korrigierte er in der Abfahrt und baute seinen Vorsprung als Etappenvierter auf 5:18 Minuten gegenüber dem neuen Gesamtzweiten Rigoberto Urán (COL/EF-Nippo) und 5:32 auf Vingegaard aus.

Cavendishs Rekordjagd

Am Donnerstag greift der britische Sprinter Mark Cavendish nach seinem 34. Etappensieg bei der Tour: Am Ende der 159,4 Kilometer von St-Paul-Trois-Châteaux nach Nîmes könnte er den Rekord des Belgiers Eddy Merckx einstellen.

11. Etappe (Sorgues–Malaucène, 198,9 km): 1. Van Aert (BEL) Jumbo-Visma 5:17:43, 2. Elissonde (FRA) +1:14, 3. Mollema (NED) beide Trek-Segafredo gl. Zeit, 4. Pogacar (SLO) Emirates +1:38, 5. Urán (COL) EF-Nippo, 6. Carapaz (ECU) Ineos, 7. Vingegaard (DEN) Jumbo-Visma alle gl. Zeit, 8. Luzenko (KAZ) Astana-Premier Tech +1:56, 9. Kelderman (NED) Bora-hansgrohe gl. Zeit, 10. Mas (ESP) Movistar +3:02, 11. Bilbao (ESP) Bahrain-Victorious +3:28, 12. G. Martin (FRA) Cofidis +4:05, 15. O’Connor (AUS) AG2R Citroën +5:35, 38. Konrad (AUT) +14:28, 109. Pöstlberger (AUT) beide Bora-hansgrohe +33:10, 110. Gogl (AUT) Qhubeka-NextHash gl. Zeit, 141. Haller (AUT) Bahrain-Victorious +37:26.

Gesamtwertung: 1. Pogacar 43:44:38, 2. Urán +5:18, 3. Vingegaard +5:32, 4. Carapaz +5:33, 5. O’Connor +5:58, 6. Kelderman +6:16, 7. Luzenko +6:16, 8. Mas +7:11, 9. G. Martin +9:29, 10. Bilbao +10:28, 29. Konrad +57:12, 117. Gogl +2:05:18,128. Pöstlberger +2:12:06, 151. Haller +2:29:34.

Donnerstag: Saint-Paul-Trois-ChâteauxNîmes (159,4 km).

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