Treffpunkt Wien: Vom Seziermesser zum Kochlöffel
Es ist zur Abwechslung früher Nachmittag, als Andreas Lust das Café Prückel betritt, das Kaffeehaus mit den hellen Sitzbezügen und der 50er-Jahre-Einrichtung am Stubenring. Sonst ist es draußen meist schon finster, wenn er eintritt. Denn das Prückel ist Schauspielertreff vor Kinopremieren im Gartenbaukino. „Weil Warten lustiger ist, wenn man nicht alleine ist“, sagt Lust. „Und wenn man einen Prosecco zwitschert.“
Bekanntheit hat der Schauspieler neben Hauptrollen in Kinofilmen wie „Der Räuber“ oder „Der Kameramörder“ auch durch Auftritte in Polizei-Serien erhalten. Eine Wiener Serie sticht besonders hervor: Seit mehr als einem Jahrzehnt mimt er Gerichtsmediziner Stefan Schnell in „Schnell ermittelt“. Und dafür ist er auch für eine ROMY nominiert ist.
Langjähriger Begleiter
Wie es ist, so lange bei einer Serie mitzuwirken? „Ein bissl wie nach Hause kommen. Die Aufregung fällt weg, man muss sich nicht neu erfinden“, sagt er, während der Kellner einen Espresso serviert. Einer von vielen, die er heute trinken wird. „Ich brauche schon alleine zwei zum Aufstehen“, sagt er.
Die Rolle in „Schnell ermittelt“ habe ihn jedenfalls geprägt: „Ich hab meine Kochleidenschaft entdeckt. Obwohl“, räumt er ein, „meine drei Kinder sind während der ,Schnell ermittelt’-Zeit auf die Welt gekommen. Das hat mich auch verändert.“ Zur Welt gekommen sind die Kinder übrigens in Deutschland. Denn Lust ist zwar gebürtiger Wiener, sein Lebensmittelpunkt befindet sich aber seit Jahren in Berlin. Die Schwangerschaften waren daher stets eine Herausforderung. „Die sind immer in eine Drehphase gefallen. Gegen Ende war ich jedes Mal auf Abruf. Wenn es geheißen hat, es bewegt sich was, wäre ich im nächsten Flugzeug gesessen.
Auch an diesem Tag geht es noch nach Berlin. Das nächste TV-Projekt steht an, „Tatort Norddeutschland“. Darauf folgen Engagements in „Die Toten vom Bodensee“ und „Tatort München“. Zwischendurch steht er für „Letzte Spur Berlin“ vor der Kamera.
Warum er so häufig in Polizeiserien mitwirkt? „Das liegt ein bissl am Angebot. Den Polizisten hab ich aber eh noch nie gespielt.“ Würde er gerne? „Klar. Einen Tatort-Kommissar. In Tatort Burgenland vielleicht.“ Er schmunzelt.
Gibt es Dinge, die er in Berlin aus seiner Heimat vermisst? Lust überlegt, lässt den Blick durch das Café schweifen. „Die Art wie Menschen miteinander umgehen. In Berlin ist alles sehr icke , sehr ich-betont. Dort hält dir niemand die Tür auf. “
Gespür für Kulinarik
Und: „Vom Essen verstehen die Deutschen halt nix. Leider auch meine Kinder nicht. „Nicht einmal wenn ich Schinkenfleckerln mache – und ich mache Plachutta-Schinkenfleckerln – kommt das gut an.“
Zwei Tische weiter sitzt Prückel-Chefin Christl Sedlar über Rechnungen gebeugt. Die Wienerin ist in dem Kaffeehaus groß geworden. 1910 haben es ihre Großeltern übernommen, seit 1960 führt sie es. Leicht war das nicht immer, vor allem in den 80er Jahren. Und auch heute gilt es den Spagat zwischen Tradition und modernen Ansprüchen stets neu zu meistern. Neben der traditionellen Würsteleierspeise findet sich seit Kurzem etwa auch Humusaufstrich mit Vollkorntoast auf der Karte.
Andreas Lust hat übrigens auch Erfahrung in der Gastronomie. Er hat in Berlin in der legendären „Muschi Obermaier“-Bar gearbeitet (Benannt nach dem Münchner Modell Uschi Obermaier) .
Einen Job, den er nicht missen möchte. Denn es war in dieser Zeit als Kellner, dass er in der Kneipe nebenan Kellnerin Tabea kennen gelernt hat. Heute ist sie Ärztin. Und die Partnerin von Andreas Lust.
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