Urlaub in Griechenland – ja oder nein?
Die Österreicher sind derzeit sehr verunsichert, ob sie heuer Urlaub in Griechenland machen sollen. Die Reisebranche rechnet mit Buchungsrückgängen um die 20 Prozent, aber viele möchten trotz der ungewissen Zukunft wieder in ihr Lieblingsurlaubsland reisen. Der KURIER liefert die Antworten von Hellas-Profis auf die brennendsten Fragen:
Wie (un-)sicher ist Griechenland?
Reiseveranstalter, Agenturen vor Ort und Urlauber, die eben erst zurückgekommen sind, sind sich einig: Auf den Inseln und abseits der Großstädte Athen und Thessaloniki verläuft das griechische Alltagsleben so relaxt wie eh und je. Mehr noch: "Man wird heuer von Gastfreundschaft förmlich erschlagen", sagt Fanny Nunner-Grammatikou von der Griechischen Tourismuszentrale in Wien. "Ich bin gerade von Zentralgriechenland nach Athen zurückgekommen. Es ist alles ruhig, man wartet sehnsüchtig auf Touristen."
Martin Fast, Chef von ITS Billa und Jahn Reisen, ist davon überzeugt, dass man im Land des Zeus wie in den Jahren zuvor "göttlich" urlauben kann: "Mein Bruder lebt auf Kreta und berichtete mir, dass weniger Verkehr ist als früher, was ja für Urlauber kein Nachteil ist." Außerdem, so Fast, "bieten wir für Griechenland die Sorglos-Garantie. Wer bis 30. Juni bei uns eine Griechenland-Reise bucht, kann bis eine Woche vor Abreise ohne Angabe von Gründen stornieren."
Was passiert bei Streiks?
Ein Streik an den Flug- und Fährhäfen ist wohl das einzige Problem, das Urlauber unmittelbar betreffen könnte – aber das kommt auch in anderen Ländern manchmal vor. Die Reiseveranstalter haben für diesen Fall vorgesorgt – indem sie Gäste flexibel umbuchen, Ausweichquartiere bereitstellen und im schlimmsten Fall den Urlaub zeitverzögert antreten beziehungsweise ohne Zusatzkosten verlängern lassen. Josef Peterleithner, Konzernsprecher der TUI Austria Holding: "Wir werden über unsere Partneragenturen und Reiseleiter vor Ort über jeden Streik vorinformiert und sind gut vorbereitet. Notfalls greifen wir auf private Taxis und Fährschiffe zurück."
Ioannis Afukatudis, Chef von Thomas Cook Austria/Neckermann und gebürtiger Grieche, glaubt nicht, dass die Fluglotsen heuer streiken werden: "Wir Griechen brauchen den Tourismus wie einen Bissen Brot, das haben jetzt alle kapiert."
Selbst bei einem Generalstreik wird es keine Sprit- und andere Versorgungsengpässe wie im Vorjahr geben, prophezeit Leonidas Kades, Chef des Wiener Griechenland-Spezialisten Lato Reisen. Der Grund: Der Sprithandel wurde zum freien Gewerbe. "Im Streikfall", so Kades, "übernehmen findige Griechen sofort die Versorgung. Das Geschäft lassen sich die Tankstellenpächter sicher nicht entgehen."
Wie hoch ist die Gefahr von Demonstrationen und Ausschreitungen?
Leo Kades: "Für Griechen, die auf den Inseln und vom Tourismus leben, findet Politik nur in den Nachrichten statt, keiner würde freiwillig zu einer Demo gehen, die haben andere Sorgen. Demonstriert wird nur vor dem Parlament in Athen oder vor Verwaltungseinrichtungen in Thessaloniki. Vielleicht noch in Patras."
Wie würde sich eine Wiedereinführung der Drachme für Touristen auswirken?
"Im heurigen Sommer gar nicht, so schnell geht das nicht", sagt ITS-Billa-Chef Martin Fast. "Das wäre frühestens für den Sommer 2013 spruchreif. Und selbst dann würde der Euro als Zahlungsmittel bleiben. Es kann nichts Schlimmeres passieren, als dass der Griechenlandurlaub noch günstiger wird."
Wie günstig ist heuer ein Urlaub in Griechenland?
Die Preise sind in den vergangenen Wochen noch einmal kräftig gepurzelt. Eine Woche in einem 3-Sterne-Hotel mit Flug und Frühstück ist derzeit schon unter 300 € zu haben. Aber Vorsicht: Allzu viel Zeit sollten sich Schnäppchenjäger nicht mehr lassen: Sollten doch noch Flugkapazitäten gestrichen werden, ist es auch mit Schleuderangeboten vorbei.
Wie teuer sind derzeit Sprit und Essen?
Die Restaurants in den Tourismuszonen verlangen in etwa dasselbe wie in Österreich, in weniger touristischen Regionen isst man deutlich günstiger. Sprit ist dagegen Luxus – er kostet 1,80 € pro Liter. TUI-Sprecher Josef Peterleithner: "Viele Autovermieter haben allerdings zum Ausgleich ihre Mietpreise gesenkt, so dass die Kosten für ein Leihfahrzeug unterm Strich nicht höher sind."
Wurden Flüge gestrichen?
Bis jetzt nur in Einzelfällen. "Wir fahren im Wesentlichen das ganze Programm", betonen die Reiseveranstalter unisono.
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