Luxemburg: Als wär’s ein Stück Österreich

Hallo heißt "Moien", Auf Wiedersehen heißt "Äddi". Verständigungsprobleme gibt es kaum in Luxemburg, auch wenn mal – was selten ist – gerade niemand Deutsch spricht. Denn die Landessprache Lëtzebuergesch hört sich bei genauem Hinhören sehr vertraut an, wie eine Mischung aller möglichen deutschen Dialekte.

So betritt man direkt unter den verbliebenen Festungsmauern der alten Lützelburg im Bockfelsen oberhalb des tief eingeschnittenen Flusstals der Alzette eine gigantische Unterwelt.
23 Kilometer (einst sogar 40 Kilometer) lang sind die Gänge eines Tunnelsystems mit dem Namen "Kasematten", das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Berg gebohrt wurde. Dafür verantwortlich: Das damalige Habsburger Kaiserpaar Maria Theresia und Karl VI. Genutzt wurden die unterirdischen Gänge aber trotz Mosel-Nähe nicht zur Lagerung edler Weine, sondern als Zuflucht für Soldaten und Zivilisten im Kriegsfall. Mehr als 200 Jahre vor dem Vietnam-Krieg.
Verlässt man die Kasematten mit dem Lift nach unten, ist man am Grund. Grund heißt hier der Stadtteil entlang der Alzette-Schlucht mit einem perfekten Naherholungsgebiet mitten im Zentrum. Vor allem im anschließenden Tal entlang des Flüsschens Pétrusse ist alles grün, ruhig, perfekt für zahlreiche Sportarten. Restaurants mit Schanigärten säumen das Ufer, genauso wie alte, mittlerweile höchst begehrte Wohnhäuschen, Kunstwerke und herrliche Gärten. Letztere gehörten einst zum stets präsenten Wahrzeichen des Grunds, der Abtei Neumünster mit der Kirche St. Jean Baptiste.
Öffentliche Klaviere

Eine Gasse weiter steht der Palast des Großherzogs, mit den im Paradeschritt defilierenden Wachsoldaten. Am besten zu fotografieren vom Schanigarten des gegenüber liegenden "Chocolate House" (siehe Info). Attraktion dort sind neben einem reichhaltigen Tortenangebot Holzlöffel, die mit Schokoladewürfeln verschmolzen sind, welche in heißer Milch langsam aufgelöst werden. Praktisch!

Wein aus Schengen

Der Altbürgermeister erzählt heute noch gern von den Besuchen der österreichischen Politiker. Säulen mit sternförmig angebrachten Miniaturdarstellungen der Wahrzeichen der Mitgliedsländer sowie eine Stahlskulptur mit Stangen für jedes Land stehen im Europapark an der Mosel. An diesen kann man Schlösser mit seinem eingravierten Namen befestigen. Auch der Autor dieser Reportage hat nun ein Schloss in Schengen.
Muss ist der Besuch eines der Weingüter an der Mosel, etwa die edlen "Caves St. Martin" (www.cavesstmartin.lu) bei Remich. Zu Hunderten stehen hier die Fässer in endlosen Gängen, die in den Berg getrieben wurden, hier gibt es auch eine der besten Sorten des Kult-Getränks der Luxemburger: Der Qualitätssekt Crémant wird hier handgeschüttelt, ganz nach der traditionellen Champagner-Methode.
Dingstuhl

Echternach ist auch Ausgangspunkt für die "Luxemburgische Schweiz", eine wildschöne Landschaft aus Wäldern, Seen, Flüssen, Schluchten und Felsen rund um das Müllerthal.
Wander-Abenteuer

Der von den Ardennenhügeln dominierte Norden Luxemburgs hat ähnliche Reize. Besonders idyllisch ist der Ort Vianden, dessen alte Adels- und Bürgerhäuser sich entlang des Flüsschens Our schlängeln. Gastronomie und Geschäfte in den Kopfsteinpflaster-Gassen sind voll mit lukullischen Überraschungen, die Schinken und Würste eine Spezialität. Dominiert wird Vianden aber von seiner prächtigen mittelalterlichen Burganlage auf einem Fels hoch über dem Ort. Nach einem üppigen Mahl kann man auch bequem mit einem urigen Sessellift hinauf fahren. Überraschenderweise nicht von Doppelmayr.

– Bahn Wien– Luxemburg (mit Vorteilscard) ab ca. 90 €, je nach Route rund elf Stunden, mehrmals umsteigen. Achtung: Von Frankfurt oder Saarbrücken nach Luxemburg derzeit Schienenersatzverkehr!
– Mit dem Pkw von Wien über Passau, Nürnberg und Kaiserslautern rund 9,5 h, keine Maut. Dauerstau im Zentrum Stadt Luxemburg!
Unterkunft Hauptstadt:
Die beiden Zwillingshotels Parc Belle-Vue (4*) und Parc Plaza (3*) bestechen durch gute Lage ein paar Gehminuten von der Altstadt sowie herrliche Aussicht auf Zentrum und Grund. Preise im DZ ab 75 € (ohne Frühstück) www.parcbellevue.lu
– Moselregion: Hotel-Restaurant Ecluse in Stadtbredimus, tolle Lage, DZ ab 50 € p.P., www.hotel-ecluse.lu
– Luxemburger Schweiz: Hostellerie de la Basilique, Echternach, am historischen Marktplatz, Top-Restaurant, DZ/F ab 60 € p.P., www.hotel-basilique.lu

– „Chocolate House“, Reservierungen: +352 26262006
– Café „ Léa Linster Delicatessen“, kleine Köstlichkeiten jener Luxemburgerin, die als bisher einzige Frau mit dem „Bocuse d'Or“ ausgezeichnet wurde.www.lealinster.lu
– Echternach: „Le Petit Poète“, Gartenrestaurant mit perfekter Lage am historischen Marktplatz mit gemäßigten Preisen.www.lepetitpoete.lu
– Moselregion: Restaurant „Pier 29“, trotz Traumlage und sehr guter Küche erträgliche Preise (z. B. Entenbrust um € 22,90), im Hotel Ecluse
Essen und Trinken Preisniveau hoch, Hauptmahlzeit in guten Restaurants kostet um die 30 €. Es gibt aber auch günstige Lokale. Spezialitäten: z.B. Ardenner Schinken und Nusslikör aus Vianden. Unbedingt ausprobieren den Luxemburger Pinot Noir, der kalt getrunken wird. Ebenso wie der typische, fruchtige Sekt Crémant.
Auskunft Marco Polo-Reiseführer Luxemburg, € 12,40. www.visitluxembourg.com
Kommentare