Luxemburg: Als wär’s ein Stück Österreich

Blick auf die Abtei Neumünster in Luxemburg mit geparkten Autos auf dem Platz.
Üppige Landschaften wie in den Voralpen, Schlösser, Burgen und Klöster, ein Weinbaugebiet wie in der Wachau und Essen vom Feinsten – in Luxemburg können sich Österreicher daheim fühlen.

Hallo heißt "Moien", Auf Wiedersehen heißt "Äddi". Verständigungsprobleme gibt es kaum in Luxemburg, auch wenn mal – was selten ist – gerade niemand Deutsch spricht. Denn die Landessprache Lëtzebuergesch hört sich bei genauem Hinhören sehr vertraut an, wie eine Mischung aller möglichen deutschen Dialekte.

Das Schloss Vianden thront auf einem Hügel, umgeben von grünen Wäldern.
Steueroase Luxemburg: Wie viel wusste Ex-Premier Juncker?
Luxemburg ist wahrscheinlich das europäischste Land Europas, nicht nur wegen der vielen EU-Institutionen, wo in den Glastürmen im hochmodernen Stadtteil Kirchberg die Beamten den perfekten Blick auf die Hauptstadt genießen können. Dass das einzige Großherzogtum der Welt hierzulande touristisch als exotisch gilt und im Gegensatz zu seinen Nachbarländern kaum bereist wird, ist aber verwunderlich. Denn kaum ein anderes Land hat so viel Österreich-Bezug wie Luxemburg.

So betritt man direkt unter den verbliebenen Festungsmauern der alten Lützelburg im Bockfelsen oberhalb des tief eingeschnittenen Flusstals der Alzette eine gigantische Unterwelt.

23 Kilometer (einst sogar 40 Kilometer) lang sind die Gänge eines Tunnelsystems mit dem Namen "Kasematten", das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Berg gebohrt wurde. Dafür verantwortlich: Das damalige Habsburger Kaiserpaar Maria Theresia und Karl VI. Genutzt wurden die unterirdischen Gänge aber trotz Mosel-Nähe nicht zur Lagerung edler Weine, sondern als Zuflucht für Soldaten und Zivilisten im Kriegsfall. Mehr als 200 Jahre vor dem Vietnam-Krieg.

Verlässt man die Kasematten mit dem Lift nach unten, ist man am Grund. Grund heißt hier der Stadtteil entlang der Alzette-Schlucht mit einem perfekten Naherholungsgebiet mitten im Zentrum. Vor allem im anschließenden Tal entlang des Flüsschens Pétrusse ist alles grün, ruhig, perfekt für zahlreiche Sportarten. Restaurants mit Schanigärten säumen das Ufer, genauso wie alte, mittlerweile höchst begehrte Wohnhäuschen, Kunstwerke und herrliche Gärten. Letztere gehörten einst zum stets präsenten Wahrzeichen des Grunds, der Abtei Neumünster mit der Kirche St. Jean Baptiste.

Öffentliche Klaviere

Ein bunt bemaltes Klavier mit der Aufschrift „Play Me, I'm Yours“ steht im Freien.
Luxemburg
Schon von unten hat man wunderschöne Ausblicke auf die Kathedrale Notre-Dame und die Bürgerhäuser und imposanten Gebäude rund um das Plateau du l’Esprit. Hat man den Aufstieg geschafft, ist man gleich mitten im überschaubaren Zentrum der Altstadt mit engen Gässchen und den zwei Prunkplätzen Place d’Armes und Place Guillaume II. Dort spielt sich Leben pur ab, mit Straßenlokalen, Musik- und Tanzvorstellungen. Musik ist ohnehin allgegenwärtig in der Stadt. Auf Plätzen und in Parks stehen öffentliche Klaviere mit der freundlichen Aufschrift "Play me, I’m Yours".

Eine Gasse weiter steht der Palast des Großherzogs, mit den im Paradeschritt defilierenden Wachsoldaten. Am besten zu fotografieren vom Schanigarten des gegenüber liegenden "Chocolate House" (siehe Info). Attraktion dort sind neben einem reichhaltigen Tortenangebot Holzlöffel, die mit Schokoladewürfeln verschmolzen sind, welche in heißer Milch langsam aufgelöst werden. Praktisch!

Das Fort Thüngen in Luxemburg mit einem modernen Gebäude im Hintergrund.
Luxemburg
Vor dem Sonnenuntergang empfiehlt sich dann ein Verdauungsspaziergang auf der Corniche entlang der Festungsmauern mit herrlichem Blick auf den Grund, die Alzette und das gegenüberliegende Plateau. Dorthin geht man dann möglicherweise über die Schlossbrücke, 1735 erbaut, eh klar, von Österreich. Und hoch oben leuchten die EU-Türme von Kirchberg und die Glaskuppel des MUDAM (Museum für moderne Kunst), umrahmt von der Festung "3 Eicheln", dem früheren Fort Thüngen, 1732 erbaut von ... na, raten Sie mal.

Wein aus Schengen

Blick über grüne Weinberge auf einen Fluss und eine kleine Stadt.
Luxemburg
Aber Luxemburg hat auch herrliche Landschaften, die dank der kurzen Entfernungen rasch besucht werden können. So erinnert das idyllische Mosel-Tal mit seinen Weinbergen an die Wachau. Hier im Dreiländereck mit Frankreich und Deutschland liegt das Winzerdorf Schengen, berühmt durch das Abkommen über kontrollfreie Grenzen. Seine Partnerstadt ist übrigens der Tiroler Ort Ischgl.

Der Altbürgermeister erzählt heute noch gern von den Besuchen der österreichischen Politiker. Säulen mit sternförmig angebrachten Miniaturdarstellungen der Wahrzeichen der Mitgliedsländer sowie eine Stahlskulptur mit Stangen für jedes Land stehen im Europapark an der Mosel. An diesen kann man Schlösser mit seinem eingravierten Namen befestigen. Auch der Autor dieser Reportage hat nun ein Schloss in Schengen.

Muss ist der Besuch eines der Weingüter an der Mosel, etwa die edlen "Caves St. Martin" (www.cavesstmartin.lu) bei Remich. Zu Hunderten stehen hier die Fässer in endlosen Gängen, die in den Berg getrieben wurden, hier gibt es auch eine der besten Sorten des Kult-Getränks der Luxemburger: Der Qualitätssekt Crémant wird hier handgeschüttelt, ganz nach der traditionellen Champagner-Methode.

Dingstuhl

Ein Schloss mit einem formellen Garten und Statuen im Vordergrund.
Luxemburg
Landschaftliche und architektonische Attraktionen findet man weiter nördlich am Grenzfluss Sauer. Etwa am Marktplatz von Echternach, der ältesten Stadt Luxemburgs, ein Kleinod, mit seinen herrlich erhaltenen Bürgerhäusern, besonders dem "Dingstuhl", dem 1444 errichteten Schöffengericht. Gleich daneben die berühmte Basilika St. Willibrord mit der gewaltigen, barocken Abtei, die ein Tiroler Baumeister mitgestaltet hat.

Echternach ist auch Ausgangspunkt für die "Luxemburgische Schweiz", eine wildschöne Landschaft aus Wäldern, Seen, Flüssen, Schluchten und Felsen rund um das Müllerthal.

Wander-Abenteuer

Eine Frau wandert zwischen hohen Sandsteinfelsen im Wald.
Luxemburg
Hier macht die Zivilisation Pause, abenteuerliche Wanderwege (fragen Sie nach dem Müllerthal-Trail) führen durch üppige Natur: Über steile Stufen zwischen klaustrophobisch engen Felsspalten kommt man zu den besten Aussichtspunkten, etwa dem Predigerstuhl. Und wie eine Fata Morgana erscheint mitten in den grünen Hügeln einem Märchenschloss ähnlich die mächtige Burgruine Beaufort.

Der von den Ardennenhügeln dominierte Norden Luxemburgs hat ähnliche Reize. Besonders idyllisch ist der Ort Vianden, dessen alte Adels- und Bürgerhäuser sich entlang des Flüsschens Our schlängeln. Gastronomie und Geschäfte in den Kopfsteinpflaster-Gassen sind voll mit lukullischen Überraschungen, die Schinken und Würste eine Spezialität. Dominiert wird Vianden aber von seiner prächtigen mittelalterlichen Burganlage auf einem Fels hoch über dem Ort. Nach einem üppigen Mahl kann man auch bequem mit einem urigen Sessellift hinauf fahren. Überraschenderweise nicht von Doppelmayr.

Eine Karte von Luxemburg mit den Städten Vianden, Echternach, Remich und Schengen.
Anreise Direktflüge ab Wien nur mit LuxAir, relativ teuer. Lufthansa und Swiss fliegen mit Umsteigen in München/ Zürich bereits ab € 170 € hin/retour.
– Bahn WienLuxemburg (mit Vorteilscard) ab ca. 90 €, je nach Route rund elf Stunden, mehrmals umsteigen. Achtung: Von Frankfurt oder Saarbrücken nach Luxemburg derzeit Schienenersatzverkehr!
– Mit dem Pkw von Wien über Passau, Nürnberg und Kaiserslautern rund 9,5 h, keine Maut. Dauerstau im Zentrum Stadt Luxemburg!

Unterkunft Hauptstadt:
Die beiden Zwillingshotels Parc Belle-Vue (4*) und Parc Plaza (3*) bestechen durch gute Lage ein paar Gehminuten von der Altstadt sowie herrliche Aussicht auf Zentrum und Grund. Preise im DZ ab 75 € (ohne Frühstück) www.parcbellevue.lu
– Moselregion: Hotel-Restaurant Ecluse in Stadtbredimus, tolle Lage, DZ ab 50 € p.P., www.hotel-ecluse.lu
– Luxemburger Schweiz: Hostellerie de la Basilique, Echternach, am historischen Marktplatz, Top-Restaurant, DZ/F ab 60 € p.P., www.hotel-basilique.lu

Eine Frau präsentiert ein Stück rosa Torte in einem Café mit vielen Kuchen.
Luxemburg
Lokaltipps Luxemburg Zentrum: „Original“: Steaks und Fisch ca. 30 €, ebenso wie Jakobsmuscheln gefüllt mit Entenleber, Süßkartoffeln und Currywolke. Coole Bar im EG.www.original.lu
– „Chocolate House“, Reservierungen: +352 26262006
– Café „ Léa Linster Delicatessen“, kleine Köstlichkeiten jener Luxemburgerin, die als bisher einzige Frau mit dem „Bocuse d'Or“ ausgezeichnet wurde.www.lealinster.lu
Echternach: „Le Petit Poète“, Gartenrestaurant mit perfekter Lage am historischen Marktplatz mit gemäßigten Preisen.www.lepetitpoete.lu
– Moselregion: Restaurant „Pier 29“, trotz Traumlage und sehr guter Küche erträgliche Preise (z. B. Entenbrust um € 22,90), im Hotel Ecluse

Essen und Trinken Preisniveau hoch, Hauptmahlzeit in guten Restaurants kostet um die 30 €. Es gibt aber auch günstige Lokale. Spezialitäten: z.B. Ardenner Schinken und Nusslikör aus Vianden. Unbedingt ausprobieren den Luxemburger Pinot Noir, der kalt getrunken wird. Ebenso wie der typische, fruchtige Sekt Crémant.

Auskunft Marco Polo-Reiseführer Luxemburg, € 12,40. www.visitluxembourg.com

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