Lustwandeln in der Vergangenheit

rechts Don Quijote
Ob römisches Aquädukt, mittelalterliche Stadtmauer oder Gourmet-Lokal. Ein Fest für die Augen und den Gaumen.

Die Stadt ist viel schöner, wenn man vorher gut gegessen hat“, stellt der Chef des Spezialitäten-Restaurants „José Maria“ in Segovia treffend fest. Und er bringt damit auf den Punkt, was die Region Kastilien und León auszeichnet: Wunderschöne Städte, wunderbares Essen.

Mit elf Städten, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden, liegt Spanien international auf Platz zwei. Der KURIER besuchte vier dieser Städte.

Alcala de Henares

Die Tour startet, von Madrid mit dem Auto kommend, in Alcala de Henares. Schon am Namen („Al Qal’at“ heißt auf arabisch „Festung“) ist der – vor allem in der Baukunst noch immer gegenwärtige – Einfluss der Mauren erkennbar. Die Stadt in der Region Madrid ist älter als Madrid selbst.

Das bekannteste Kind von Alcala ist Miguel de Cervantes, Schöpfer von „Don Quijote“. In der Hauptstraße der Stadt, der „Calle Mayor“, steht sein Geburtshaus, mittlerweile ein Museum.

Was bei einem Spaziergang durch die Altstadt sofort ins Auge sticht – Störche. Nahezu auf jedem Turm, jeder Kirche ein Nest. Mehr als 80 gibt es in der Stadt.

Segovia

Lustwandeln in der Vergangenheit
Schon von Weitem kann man das Wahrzeichen der nächsten Stadt, Segovia, erkennen: das römische Aquädukt. Es ist 728 Meter lang und wird von 163 Bögen getragen. Doch was Segovia zum besonderen Genuss macht, ist die gute Küche. „Am Wochenende kommen die Madrilenen in Massen aus der Hauptstadt um hier zu essen“, erzählt Stadtführer Xavier.

Womit wir wieder beim „José Maria“ wären. Das Lokal gilt als eines der besten der Stadt. Es hat sich der traditionellen Küche Kastiliens verschrieben – deftige Gerichte mit viel Fleisch, aber auch Gemüse und Fisch. Als Vorspeisen werden je nach Saison Pilzgerichte, kräftige Suppen – etwa die Sopa di Ajo mit Speck, Brot und Ei – oder Serano-Schinken serviert.

Lustwandeln in der Vergangenheit
Kulinarischer Hit der Region ist das Cochinillo Asado. Ein Spanferkel, das langsam im Holzofen gegart und auf höchst ungewöhnliche Weise mit einem Teller tranchiert wird. „Die Tradition stammt aus der Zeit Karls V. Sein Koch prahlte, sein Ferkel sei dieses Mal so zart, dass er zum Zerteilen kein Messer brauche“, erzählt der Chef. „Der König nahm ihm das Messer ab und gab ihm stattdessen einen Teller.“

Salamanca

Nach diesem kulinarischen Feuerwerk steht Salamanca, die historische Universitätsstadt, auf dem Programm. Wegen des ganz besonderen Sandsteins, der oxidiert und dann golden wird, nennt man Salamanca auch die Goldene Stadt.

Lustwandeln in der Vergangenheit
Salamancas Bedeutung fußt vor allem auf der Tradition seiner Universität, der ältesten Spaniens (gegründet 1218). Hier gab es die erste Universitätsbibliothek und erstmals die Möglichkeit, Musik zu studieren. Eine Kuriosität im Innenhof der Uni sind auch die ersten „Graffitis“ der Welt. Nach damaliger Sitte durften Absolventen ihren Namen mit Bullenblut auf der Mauer verewigen. Noch heute ist das Leben in Salamanca von Studenten geprägt. Von den 175.000 Einwohnern sind 55.000 Studierende. Dementsprechend bunt und vielfältig ist das Nachtleben.

Avila

Auf dem Weg zurück nach Madrid liegt Avila. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Mauer, die das kleine mittelalterliche Schmuckkästchen umschließt.

Lustwandeln in der Vergangenheit
Diese in Europa einzigartige Festungsanlage ist über 2,5 Kilometer lang, drei Meter breit, besitzt 88 Türme und neun Tore. Die Apsis der Kathedrale ist Teil der Mauer – ein faszinierendes Beispiel mittelalterlicher Baukunst.

Dank der Mauer wurde die Stadt nie eingenommen. Eine Legende erzählt, dass die Stadt einmal allein von den Frauen gehalten wurde. Während eines Angriffes der Mauren waren alle Männer im benachbarten Toledo auf einer Hochzeit. Die Frauen setzten Hüte auf, ließen ihre langen Haare darunter verschwinden, postierten sich auf der Mauer und trommelten mit Kochtöpfen. Die Mauren zogen ab.

Flug nach Madrid mit Iberia, Spanair oder AUA zwischen 229 und 405 € (hin und retour), Air Berlin ab 164 €.

Mietwagenrundreise

ÖAMTC Reisen bietet die 5-tägige Autotour (ca. 370 km) mit vier Nächtigungen/Frühstück in guten Mittelklassehotels um 269 €/P. im Doppelzimmer bzw. 459 € im Einzelzimmer an. Details: www.oeamtc.at/reisen. Buchbar in allen Filialen von ÖAMTC Reisen oder bei der Hotline ☎ 0810 120 120. Individualtouristen können beim ÖAMTC auch Mietwägen von Holiday Autos buchen.

Restaurant-Tipps

Segovia: José Maria (typische Speisen der Region), Divino (moderne spanische Küche), Salamanca: Casino del Tormes, Avila: Posada de la Fruta (Tapas)

Kommentare