Georgien: Juwel im Kaukasus

Georgien: Juwel im Kaukasus
Die Ex-Sowjetrepublik hat sich zu einem komfortablen Urlaubsland gemausert – und bietet atemberaubende Einblicke in ihre Jahrtausende alte ebenso wie in ihre jüngste Geschichte.
Georgien: Juwel im Kaukasus

Wenn man „Ex-Sowjetrepublik“ liest, dauert es nicht lange, bis Plattenbauten, unübersehbares Elend und Statuen bisweilen schrulliger, bisweilen aber weniger amüsanter Diktatoren vor dem geistigen Auge erscheinen. Natürlich: Die Sowjetära ist architektonisch nicht spurlos an Georgien vorübergegangen und natürlich gibt es auch Armut. Vergangenen Monat aber gab es auch Wahlen. Die herrschende Regierung wurde dabei klar abgewählt. Und das Land hat heute bei Weitem mehr zu bieten als eine junge Demokratie und eine Geschichte in der Sowjetunion samt postsowjetischen Folgeerscheinungen.
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ORF"Leichte Winter", Doris Kitt Dokumentation zeigt Szenen des Alltags in Rin Russland, Georgien und Litauen, wie ihn meist deutsche Lektoren und Journalisten erleben. Leichtfü#2 inszeniszeniert ist dieser Film eine Ode an dieische SeeleSeele. Fragen vo
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Über die George W. Bush Avenue geht es heute vom Flughafen der Hauptstadt Tiflis in die Stadt. Und damit ist klar, wo sich dieses Land sieht und wo dieses Land hin will. In den Westen, in die EU, in die NATO.
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So präsentiert man sich auch. Und die Bilder vor dem geistigen Auge, die Plattenbauten, die relativieren sich sehr schnell in dieser Stadt. Georgien hat seine Geschichte längst nicht zu Ende geschrieben. Es ist viel eher ein Land, das gerade dabei ist, sich neu zu erfinden.
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Das Zentrum von Tiflis ist ein Schmuckkästchen, das vor Leben sprudelt. Bars, Cafés, Jazzkeller in alten Häuschen – nicht nur für die Besucher aus dem Ausland. Aber absolut auch für diese. Und nur einige Ecken weiter: Kirchen aus dem sechsten Jahrhundert, Synagogen, Luxushotels. „Alte Stadt mit neuem Gesicht“ – das ist das Motto der Stadtverwaltung, die die Restaurierung von Tiflis verwaltet.
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Ein Motto, das sich durch das gesamte Land zieht. Die alten Städte eines Landes, in dem hier und da mit gewissem Stolz immer wieder behauptet wird, sich stetig verteidigt, die eigene Kultur bewahrt zu haben.
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Niedrige Häuschen mit den typischen weinüberwachsenen Holzveranden. In Tiflis findet man noch einige der wirklich alten Beispiele dafür – zuweilen gefährlich windschief. In Mzcheta, das bis zum 6. Jahrhundert Hauptstadt Georgiens war und bis heute das religiösen Zentrum des Landes ist, ist davon wenig geblieben. Rund um den wehrhaften Kirchenkomplex reihen sich neue, im alten Stil gebaute Häuschen aneinander.
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Innerhalb der Wehrkirche jedoch scheint nichts verändert über die Jahrhunderte. Gerade hier in den Gewölben jahrhundertealter Kirchen wie in Mzcheta, in neuen Kathedralen wie dem Sitz des Patriarchats in Tiflis oder den uralten Pilgerstätten im Hochgebirge wird die neue Epoche zelebriert – als wären die vergangenen Jahrzehnte unter der Fuchtel Moskaus nicht gewesen.
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Wehrhaft, unbeugsam – so sei man eben.
Moskau, das ist ein schwieriges Kapitel. In Gori, da steht unter einem mit Hammer und Sichel verzierten Baldachin das Geburtshaus von Josif Wissarionowitsch Dschugaschwili – besser bekannt als Josef Stalin. Ein Sohn dieses Landes, mit dem das Georgien der Gegenwart nicht wirklich assoziiert werden möchte. Gepflegt wird sie dennoch, diese Huldigungsstätte einer untergegangenen Weltmacht. Georgiern läuft man hier aber nicht über den Weg.
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Das Herz, das hängt an anderen Stätten. Nur wenige Kilometer von Gori entfernt liegt die rätselhafte Höhlensiedlung Uplistsikhe. Eine Stadt, die seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus in den Fels gehauen wurde und bis ins Mittelalter bewohnt war. Heidnische Kultstätten wurden hier über die Jahrhunderte in Kirchen umgewandelt.
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Es hängt auch an den Goldschmiedearbeiten aus verschiedenen Epochen. Oder an der uralten Weinkultur Georgiens. Und vor allem am christlichen Erbe des Landes.
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Georgiens Kirchen sind voll. Die Popen sind junge Männer. Die Kirche ist ein Symbol der nationalen Identität geworden. Und nicht selten hört man, man verstehe sich als christliches Bollwerk gegen die muslimischen Ethnien am Nordkamm des Nordkaukasus wie Tschetschenen, Inguschen oder Dagestani.
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Die ersten christlichen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Georgien werden auf das erste und dritte Jahrhundert nach Christus datiert. Heute, nach beinahe einem Jahrhundert, in dem Religion als Opium fürs Volk galt, sind die Kirchen Georgiens die wohl am besten gehüteten Schätze des Landes.
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Fährt man auf der Georgischen Heerstraße in Richtung russische Grenze, so erheben sich imposante Kirchenbauten aus der atemberaubenden Berglandschaft des Nordkaukasus. Wenige Kilometer vor der Grenze liegt der Ort Stepanzminda. Auf einem Hügel hoch darüber: Die Gergeti-Dreifaltigkeitskirche, ein Bau aus dem 14. Jahrhundert mit angeschlossenem Männerkloster.
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Georgische Gläubige pilgern Stunden zu dieser Kirche, die Messfeiern sind bestens besucht. Wer sich den mühsamen Aufstieg ersparen möchte, kann die Kirche auch per Jeep oder Pferd erreichen. Der Ort ist auch ein beliebter Ausgangspunkt für Trekking-Touren. Von Stepanzminda bietet sich bei gutem Wetter ein fantastischer Blick auf den 5047 Meter hohen Kasbek, jenen Berg, an den der griechischen Mythologie zufolge Prometheus gekettet wurde nachdem er den Göttern das Licht gestohlen hatte.
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Eine mit schmunzelndem Unterton gerne erzählte Geschichte besagt, dass die Georgier schon immer gerne gefeiert hätten. Schon bevor Gott die Welt schuf. Die Verteilung der Erde an die Menschen versäumten sie dann auch irgendwie – eben weil sie wieder einmal feierten. Als die Georgier dann vor Gott traten, um sich ihr Stück Land abzuholen, habe Gott gelacht und ihnen ein Stück Land gegeben, das er eigentlich für sich selbst vorgesehen hatte. Ein Stück vom Paradies eben.

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