Übers Wasser gehen statt einfach wandern

Unterwegs auf der Enns spürt man das Herz des Tals mit seiner Strömung, seinen Farben, seinen Tieren und seinen Bergen. Ein ganz anderes Erlebnis der Natur im Urlaub.
Wer mit Kindern in den Bergen unterwegs ist, muss ihnen Abwechslung bieten. Das Ennstal können sie auf dem Wasserweg erkunden.

Wandern mit Kindern ist oft eine Herausforderung. Es ist ihnen entweder zu langweilig oder zu anstrengend. Zu warm oder zu kalt. Zu gerade oder zu steil. (Nein, eigentlich ist es nie zu steil.) Daher haben sich in den Jahren des Familienurlaubs im Ennstal zwei Umweltfaktoren als beruhigend für die Stimmung herausgestellt: genug Heidelbeeren zum Pflücken und Wasser in jeder Form.

Als perfekter Heidelbeer-Weg ist auf die Gipfelumrundung am Rittisberg jedes Jahr Verlass und heuer gab es noch mehr zu pflücken als je zuvor.

Die Wege am Wasser in der Schladming-Dachstein-Gegend sind zahlreich und wundervoll. 1.000 Quellen, 300 Bergseen und 100 Wasserfälle soll es dort geben. Es fließt beim Wandern, es plätschert, es rauscht, es sprüht, es tost, es glitzert, dass es eine Freude für alle ist. Immer wieder sieht man Kinder barfuß oder in Gummistiefeln durch einen Bach stapfen und die Steine umgruppieren, um das Wasser mit einem kleinen Damm umzuleiten. Das gehört zum Urlaubserlebnis einfach dazu.

Als ungewöhnliches Erlebnisangebot kann man hier nicht nur neben dem Fluss wandern, sondern auch mittendrin. Die Idee hatte Kajak-Anbieter Helmut Knaus. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche, nicht nur die Berge, sondern auch die Enns. Für Hardcore-Sportler bietet er eine Fünf-Tages-Fluss-Tour von Mandling bis Admont an, mit Familien macht er eher die Kurz-Etappe, die beim Badesee Aich in der Mitte des Tals startet. „Beim Eingang zum Nationalpark Gesäuse ist Schluss, weil die Enns dort wilder wird und eher Profis sie befahren“, erklärt er.

Übers Wasser gehen statt einfach wandern

Abkühlung im Hochsommer

Bevor er mit den Familien in das gemütlich dahinziehende Wasser der Enns steigt, übt er mit Eltern und Kindern im Badesee das Wasser-Feeling mit Neoprenausrüstung und Schwimmweste, am Fluss kommt noch ein Helm dazu. Das Wasser der Enns ist noch einmal deutlich kühler als der Badesee und erst, wenn man knietief im Fluss steht, spürt man die Strömung wirklich. 14 Grad hat es in der warmen Sommerwoche. Doch Knaus geht auch bei Schlechtwetter mit seinen Gästen auf Tour.

Die Erwachsenen sitzen im Zweier-Kajak und die Kinder sitzen oder stehen bei ihm am großen Stand-up-paddling-Boot. Was erst einen unsicheren Eindruck macht, ist dann sehr unterhaltsam. Knauss hat recht: Wenn man den Fluss erlebt hat, traut man sich auch alleine mit den Kindern aufs Wasser. Beim ersten Mal ist es angenehm, ihm die Führung überlassen zu können.

Übers Wasser gehen statt einfach wandern

Am Fluss ziehen die Bäume und Brücken deutlich schneller an einem vorbei als beim Zu-Fuß-Wandern. Die Perspektive ist eine andere, ungewohnte. Es geht unter dem Holzsteg durch, an Kühen vorbei, an den Häusern mit ihren farbenfrohen Blumentrögen. Man riecht, dass das Feld frisch gemäht wurde. Neben dem Fluss reitet eine Gruppe auf Pferden. Plötzlich schwimmt eine kleine Ringelnatter vorbei. Am Ufer gibt es auch welche, erzählt Knaus.

In einer sandigen Bucht macht der Wasser-Wander-Kapitän Pause. Von hier dürfen die Mutigen – und Kälteunempfindlichen – im Wasser weiterziehen. Es ist nicht mehr knietief wie anfangs, sondern geht den Erwachsenen bis zum Oberschenkel. Also gibt es noch einen Weg, sich hier zu bewegen: indem man sich von der Strömung mitnehmen lässt. Nie spürt man die Natur so schwerelos wie hier. Für Eltern wie Kinder eine ganz neue Erfahrung. Schnell merkt man, dass man lieber die Hände aus dem Wasser halten sollte, weil sie nicht von Neopren geschützt sind. Nach etwa hundert Metern muss ein Erwachsener dabei helfen, wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.

Nach diesem Ausflug sieht man die Flüsse der Gegend anders, weil man einmal gespürt hat, wie kraftvoll das Wasser ist. Um so spannender ist es, dem Wasser an seinen Ursprung zu folgen. Bevor es zur breiten Enns wird, fließt es in kleinen Bächen aus den Seitentälern heraus. Im Untertal bei Rohrmoos kann man kilometerweit am Wasser entlanggehen, sogar eine Auszeichnung des National Geographic gab es für den Weg. Nicht einmal knietief plätschert der Untertalbach durch Wald und Wiese, über weite Strecken begleitet vom Wanderweg.

Übers Wasser gehen statt einfach wandern

Zu Fuß unterwegs: Im Wasser halten die Neopren-Stiefel die Kälte besser ab als die sonst üblichen Gummistiefel.

Gemütlich zum Wasserfall

Gemütliche Urlauber fahren den Weg lieber mit dem Auto und steigen erst am Ende des „Wilde Wasser“-Tales aus. Von dort sind es nur noch rund 30 Minuten bis zum Riesach-Wasserfall, sogar für Familien mit kleinen Kindern gut erreichbar. Dort stehen dann die Besucher aus der ganzen Welt auf der kleinen Brücke und lassen sich die Gischt ins Gesicht wehen. Bei Sonne bildet sich ein Regenbogen über dem Wasserfall, der das idyllische Bild vervollständigt. Noch weiter hinauf durch den Alpinsteig „Durch die Höll“ geht es weiter durch die Riesachfälle, am spektakulärsten sind sicher die 50 Meter über die Hängebrücke. Wenn sie wackelt, wird einem ganz schwummerig im Magen. Aber dafür kommt man den Wassermassen ganz nahe.

Auch in der Silberkarklamm bahnt sich das Wasser tosend seinen Weg zwischen den engen Felsen durch, man sieht es sogar aus den Steinspalten herauströpfeln. Auf engen Holzstegen und -stufen steigen die Wanderer über dem Fluss den Berg hinauf. In anderen Tälern wartet oben als Belohnung die Aussicht auf einen grün-blauen Bergsee, hier ist es ein Kar, so nennt man den Talkessel unterhalb der Berghänge. Die Kinder können sich gut den Gletscher vorstellen, den es früher hier gegeben hat – so wie am etwas höheren Dachstein nebenan.

Wer aus diesem eiskalten Bergbach frisches Wasser mit der Hand geschöpft und getrunken hat, lässt sich nie mehr von einem 10-Euro-Mineralwasser von den Fidschi-Inseln beeindrucken. Hier in den Bergen entspringt die beste Quelle.

Anreise

Zug von Wien bis Schladming  (1 x Umsteigen) ca. 4 Stunden

Anbieter

Flusswandern: www.ennsflusswandern.at
Kajaktiv: www.kajaktiv.at

Tipp

Viele Unterkünfte bieten ihren Gästen die Schladming- Dachstein-Sommercard mit zahlreichen Gratisangeboten wie Liftfahrten sowie Aktivitäten an. Darunter auch ein Kajak-Schnupperkurs für Kinder am Badesee Aich.

Top-9-Ausflugsziele

- Hochwurzen

- Dachstein
- Steirischer Bodensee
- Rittisberg
- Silberkarklamm
- Ursprungalm
- Wörschachklamm
- Riesachfall
- Putterersee (zum Baden)

Auskunft

Tourismusverband Schladming-Dachstein: 03687 233 10 (täglich)

www.schladming-dachstein.at
www.wildewasser.at

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