Comeback einer Königin

Eine unscheinbare Tür führt von der Engine Bar hinunter in den Maschinenraum. Schon beim Öffnen der Tür dringt ohrenbetäubender Lärm an die Ohren. Unten dampft und zischt es, zwei gigantische Kolben bewegen sich im Wechsel, das Schaufelrad schleudert der Sonne glitzernde Wassertropfen entgegen.
Robin Jimenez, die 25-jährige Schiffsingenieurin, steht im Blaumann vor einer Wand mit Schaltern und Hebeln. Sie ist dafür verantwortlich, dass Maschinen und Schaufelrad rund laufen. „Darüber hat der Kapitän oben auf der Brücke keine Kontrolle“, erklärt sie. „Der kann nur die Glocke läuten und mir sagen, welche Geschwindigkeit er will. Das Tempo mache ich hier unten. Aber natürlich hat der Kapitän das letzte Wort.“
Flaggschiff

Schon auf den ersten Blick präsentiert sich die Königin Amerikas als wahre Südstaaten-Schönheit mit ihren beiden schwarz bekrönten Kaminen, den weißen Balkonen und verzierten Säulen – und natürlich mit dem feuerroten Schaufelrad. Einmal an Bord, ist man schnell gefangen von der Atmosphäre des alten Südens. Wie einst die amerikanische Hautevolee schreiten die Reisenden bei der Ankunft an Bord eine breite Mahagonitreppe hinauf. In schwülstigen Salons mit samtbezogenen Sesseln, Kronleuchtern und goldgerahmten Spiegeln schwelgen bereits die ersten Passagiere bei Tee und Gebäck. Zimmermädchen in schicker Livree geleiten die Gäste zu ihren Kabinen, servieren auf Wunsch Champagnerflaschen in silbernen Eiskübeln.
Es ist wie ein Traum aus alter Zeit, sich auf dem Sonnendeck in weißen Schaukelstühlen zu wiegen, bei einer Erkundung der Brücke mit dem Kapitän zu plauschen, am Nachmittag den Vorträgen und dem Seemannslatein des „Riverlorian“ zu lauschen, nur um irgendwann weiterzuziehen in die Engine Bar. Gewürzt werden Ice Tea und kühle Cocktails durch Jazz und Country-Musik, und schon bald ist nicht mehr klar, was denn da die Sinne berauscht: der Drink, der Sound oder das Rotieren des Schaufelrads, das sich vor den Bullaugen hinter der Bühne dreht – ohne Pause, geradezu hypnotisierend.

Landgänge

Und dann ist da plötzlich wieder dieses merkwürdige Geklimper: Jeweils eine Stunde bevor die American Queen ablegt, erklingt vom Achterdeck Musik wie auf dem Jahrmarkt: Bordpianist Phil Westbrook sitzt an der Dampforgel und ruft die Passagiere zurück aufs Schiff. Da stehen sie dann oben an Deck, winken den Neugierigen unten am Ufer zu und freuen sich auf den Sonnenuntergang am Mississippi – gemütlich wippend im Schaukelstuhl bei einem eiskalten Mint Julep mit Bourbon Whiskey aus den Südstaaten, frischer Minze und Zucker.
Den gab es auch schon zu Zeiten von Huckleberry Finn und Tom Sawyer …
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