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Politik

Wulffs Sündenregister

Vom Drohanruf zum Hauskredit

02/17/2012, 04:29 PM

„Krieg führen“ Als die Medien Ende des Vorjahres begannen, die Spur von Wulffs Verfehlungen und privaten Missständen aufzunehmen, verlor der Bundespräsident die Nerven und begann mit Drohanrufen bei Zeitungen, um die Veröffentlichung der Affären zu verhindern. So hinterließ er auf der Mailbox von Bild -Chef Kai Diekmann die Warnung, er werde „Krieg führen“. Beim Schwesternblatt Welt am Sonntag versuchte er mit ähnlichen Mitteln, die Veröffentlichung von Berichten über Konflikte in seiner Familie zu verhindern.

Billiger Luxusurlaub Wulff und seine zweite Frau Bettina urlaubten über Jahre in privaten Domizilen von Freunden und Bekannten aus der Wirtschaft. So residierten sie etwa in der Luxusvilla des prominenten Unternehmers Carsten Maschmeyer auf Mallorca. Die Kosten dafür erstattete Wulff erst nachträglich. Maschmeyer erzählte, er habe den Präsidenten dazu gedrängt. Ähnliche Aufenthalte absolvierte man in den Feriendomizilen des Unternehmerpaares Geerkens in Spanien und Florida. Dazu kommen noch Urlaube auf Sylt, die ein Filmproduzent zumindest vorübergehend bezahlt haben soll.

First statt Economy Wulff nahm 2009 ein kostenloses Upgrade der Fluglinie Air Berlin in Anspruch, das ihm der Airline-Chef persönlich ermöglicht hatte. Andere derartige Upgrades will Wulff ausschließlich mit Bonusmeilen aus privaten Flügen bezahlt haben.

Wohnbeihilfe Wulff verschwieg als Landeshauptmann vor dem Landtag in Niedersachsen einen Kredit für sein Privathaus. Diesen hatte er zu besonders günstigen Konditionen über den befreundeten Unternehmer Egon Geerkens bekommen. Der Bundespräsident gab zuerst an, dass er das Geld über dessen Frau Edith vermittelt bekommen habe, verstrickte sich aber immer mehr in Widersprüche. Geerkens, den er immer als väterlichen Freund bezeichnete, nahm auch an diversen Staatsbesuchen Wulffs als Mitglied der Delegation teil.

Werbung unter Freunden Wulff veröffentlichte 2007 ein Buch mit dem heute etwas verunglückt wirkenden Titel „Besser die Wahrheit“. Für das Werk wurde während des Landtagswahlkampfes in Niedersachsen heftig geworben – auf Kosten von Unternehmerfreund Maschmeyer. Ein anderer betuchter Bekannter bezahlte den Autor eines Buches über Wulff.

Party-Service Wulffs langjähriger Sprecher Olaf Glaeseker – er nannte ihn seinen „siamesischen Zwilling“ – unterhielt enge Geschäftskontakte zum Veranstalter Manfred Schmid. Dieser organisierte Partys und pseudo-seriöse Tagungen, auf denen deutsche Unternehmer gegen großzügige Zahlungen persönliche Kontakte zu Entscheidungsträgern knüpfen konnten. Wulff gab für diese hochkarätigen Lobbying-Events zumindest seinen Namen als Aufputz her. Schmid, der ein gut bestücktes Promi-Netzwerk an der Hand hatte, verdiente mit diesem Party-Lobbying ein Vermögen und verschaffte sich schamlos Privilegien bei diversen Firmen.

First Lady fährt zuerst Der neue Audi Q3 hatte Bettina Wulff offenbar schon per Katalog restlos begeistert. Also ließ die Ehefrau des Bundespräsidenten bei der Konzernspitze anfragen, ob sie den Wagen fahren dürfe – allerdings schon einige Monate, bevor er auf den Markt kam. Der Q3 wurde eigens nach Berlin geschafft, aber schließlich wegen einiger heikler Formalitäten wieder zurückgeschickt. Wulff selbst fuhr in seiner Zeit als Ministerpräsident einen VW-Leasingwagen zu „Aufsichtsratkonditionen“.

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