Wollte Schüssel 2006 wieder Schwarz-Blau?

Drei Männer in Anzügen schütteln sich die Hände.
FPÖ-Chef Strache berichtet von einem Angebot Schüssels für Schwarz-Blau 2006. Ex-ÖVP-Granden widersprechen.

Das Jahr 2006 brachte die Wende in Österreich. Nach sechs Jahren schwarz-blauer Regierung gewann die SPÖ die Nationalratswahl. Sie formte mit der ÖVP eine große Koalition.

Wäre es nach Wahlverlierer Wolfgang Schüssel gegangen, hätte es aber wieder Schwarz-Blau mit BZÖ-Beteiligung geben sollen – das behauptet zumindest FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. "Schüssel bat mich nach der Wahl 2006 zu einem Gespräch. Das war nach der Angelobung des neuen Nationalrats", sagt Strache dem KURIER. "Schüssel sagte zu mir: ,Herr Strache, jetzt ist ihre Chance da. Sie können den Vizekanzler und fünf Ministerposten haben."" Er, Strache, habe darauf gesagt: "Das kann ja nicht Ihr Ernst sein, dass Sie nur über Posten und nicht über Inhalte reden wollen."

Das habe Schüssel überrascht. Einige Zeit später habe es ein zweites Gespräch der beiden gegeben. Schüssel habe ihm, Strache, noch einmal das Koalitionsangebot gemacht. Mittelsmann zwischen ÖVP und FPÖ sei Ex-Verteidigungsminister Werner Fasslabend gewesen.

Rechnerisch hätten ÖVP und FPÖ mit dem BZÖ eine Mehrheit gehabt. Das BZÖ wäre zu einer Dreierkoalition bereit gewesen. Strache wollte aber nicht mit den "Verrätern" des BZÖ, die sich 2005 von der FPÖ abgespalten hatten, koalieren.

ÖVP-Granden widersprechen

Schüssel war dazu für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht erreichbar. Frühere ÖVP-Granden weisen die Strache-Darstellung auf Anfrage des KURIER zurück. "Ich kann auschließen, dass Schüssel Strache so ein Angebot gemacht hat. Es gab damals keine Überlegung, mit der FPÖ zu koalieren", sagt Ex-ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka. "Strache verwechselt Traum und Wirklichkeit", meint Ex-Minister Martin Bartenstein.

Beim BZÖ registrierte man damals aber sehr wohl Versuche, eine neue Mitte-rechts-Koalition zu schmieden. Ein damaliger Partei-Insider erinnert sich: "Einige unserer Mandatare wurden gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, zur FPÖ zu wechseln. Dann hätte es eine schwarz-blaue Mehrheit im neu gewählten Nationalrat gegeben. – Darüber haben wir aber nur gelacht."

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